Kapitel 7 [überarbeitet]

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Als ich nach der Stunde den Flur betrat, sah ich Damiano, der an die gegenüberliegende Wand gelehnt stand und auf mich wartete. In dem Moment, als er mich sah, begann er zu lächeln und es war einfach so ansteckend, dass ich nicht anders konnte und auch anfing zu lächeln. Ich lief auf ihn zu, woraufhin er mir seine Hand hinhielt, die ich nur zu gerne ergriff.
Wir verließen das Schulgelände und ich wollte eigentlich Richtung Bushaltestelle gehen, doch er zog mich in die andere Richtung und meinte: "Lass uns laufen. So weit ist der Weg nicht und das Wetter ist so gut." Verwundert blickte ich in sein Gesicht, worin ich jedoch kein bisschen Ironie sehen konnt, er schien es ernst zu meinen. "Wir können auch mit dem Bus fahren, wenn du willst", fügte er noch hinzu, nachdem er meinen Blick sah. "Nein, nein", fiel ich Damiano direkt ins Wort, "Ich laufe gerne. Es is nur so, es gibt nicht viele Leute die freiwillig laufen, wenn in 5 Minuten der nächste Bus kommt."
"Verpasst man nicht die Hälfte, wenn man immer überall hin fährt?", fragte er und seine Augen schienen voller Abenteuerlust.
"Ich meine schau dir mal diese schöne Straße an, wir laufen hier direkt neben dem Fluss, aber weil nie jemand läuft, sind wir völlig alleine.", verträumt ließ er seinen Blick über den Fluss gleiten, die schönen, in regelmäßigen Abständen gepflanzten Bäume, die bis ins Detail verzierten Laternen. Es war wirklich schön und das ist mir in den letzten 18 Jahren nicht aufgefallen.
" Komm ", rief Damiano und sprang elegant auf die kleine Mauer am Flussufer. Ich wollte ihm folgen, doch für mich war die Mauer ein bisschen zu hoch um einfach so drauf zu springen. Er schien es bemerkt zu haben, denn er packte mich ohne Vorwarnung am Arm und zog mich hoch. Mit etwas zu viel Schwung stolperte ich auf die Mauer und landete direkt in seinen Armen. Er half mir auf die Füße zu kommen, wobei er konstant Augenkontakt hielt, für einen Moment bildete ich mir ein, dass seine Augen kurz zu meinen Lippen zuckten.
Nachdem er mich losgelassen hatte, drehte er sich um, breitet seine Arme aus und rannte mit einem lauten "Wuhuu" los. Ich musste laut lachen, doch rannte ihm hinterher. Der Wind wehte meine Haare nach hinten und gab mir das Gefühl frei zu sein. In diesem Moment war mir alles egal, es gab nichts anders als das Hier und Jetzt, keine nervigen Eltern die Regeln aufstellen, die Abschluss Zeugnissvergabe  in zwei Wochen, nur Damiano und ich, die auf einer Mauer am Flussufer rannten als flüchteten wir vor irgendetwas.
Als sich irgendwann die Mauer zu Ende neigte, wurde er langsamer und schaute mit einem gewaltigen Grinsen nach hinten zu mir. Jedoch kam er wegen seiner kurzen Unaufmerksamkeit leicht ins Stolpern, für einen Moment dachte ich, er würde von der Mauer fallen. Damiano konnte sich jedoch im letzten Moment noch an einer der verzierten Laternen festkrallen und ließ sich elegant nach unten gleiten. "Das war natürlich geplant", meinte er lachend und schaute zu mir hoch. "Ja natürlich, deshalb sah es am Anfang auch so unbeholfen aus", lachte ich, während ich nach der Laterne griff um auf die selbe Weise wie Damiano von der Mauer zu kommen. Ich bemühte mich mach meinem provokanten Kommentar eine auf elegantere Weise die Mauer zu verlassen, was ich als schwieriger erwies als gedacht.

Nun waren es nur noch wenige Meter bis zur Stadt, wir waren fast schneller als der Bus, was bei unserer Geschwindigkeit aber auch kein Wunder war.
Als wir durch die Fußgängerzone liefen, auf der Suche nach dem besten Laden, erzählte mir Damiano etwas mehr über seiner Zeit in Rom.
"Und du hast so richtig in einer Band gesungen?", fragte ich nach, weil ich es einfach nicht glauben konnte. "Ja, wir sind vier. Der Sänger ich, die Bassistin Victoria, der Gitarrist Thomas und der Schlagzeuger Ethan. Wir heißen Måneskin und geben tatsächlich manchmal kleine Konzerte. Es ist nichts Besonderes, es sind auch nur ganz wenige Zuschauer da, aber uns macht es unendlich viel Spaß und vielleicht können wir ja eines Tages etwas Großes daraus machen." Es war schön ihm zuzuhören wie er von der Zukunft träumte. "Ich würde voll gerne mal auf eins eurer Konzerte gehen", meinte ich strahlend zu ihm. Er wirkte irgendwie... überrascht. "Wirklich?" "Ehrlich! Du sprichst von eurer Band als wäre es das Beste, was dir je passiert ist und außerdem würde ich alles dafür tun dich singen zu hör-" weiter kam ich nicht mehr, denn mich unterbrach ein ohrenbetäubendes Geräusch.
"FELICIA GRECO"
Wie angewurzelt blieb ich stehen, meine Hand entzog sich blitzschnell der von Damianos, mein Herz rutschte mir in die Hose. Die Stimme meiner Mutter war unverwechselbar und wenn sie meinen vollen Namen queer durch die Fußgängerzone schrie wusste ich, jetzt war ich so richtig am Arsch. Mit diesen Schuhe, dem Makeup und allem, und in Begleitung eines Jungen, der noch - in ihren Augen - schlimmer aussah. Die Strafe dafür konnte ich mir nicht mal im Traum ausmalen.
Wütend trampelte sie auf uns zu, wobei ihr egal war wie viele Leute sie umrämpelte. Dank meiner Schuhe war sie nun kleiner als ich, dennoch saß sie am längeren Hebel und wirkte auch deutlich bedrohender. Als sie nur noch weniger Meter von uns entfernt war legte sie so richtig los: "FELICIA RINALDI! WAS SOLL DAS HIER WERDEN? WIE SIEHST DU ÜBERHAUPT AUS?! WIR HATTEN KLARE ABMACHUNGEN"
Abmachungen? So nannte sie das?
"UND GLAUB JA NICHT, ICH HÄTTE DAS EBEN NICHT GESEHEN"
Sie fuchtelte wie wild mit beiden Armen durch die Luft und deutet schließlich auf meine Hand, die eben noch mit der von Damiano verschränkt gewesen war.
"WER IST DAS DENN ÜBERHAUPT? ER SIEHT AUS WIE EINE SCHEIẞ SCHWUCHTEL ODER EINE WITZFIGUR"
Das ging nun endgültig zu weit, ich wollte einen Schritt nach vorne machen, doch Damiano hielt mich am Arm zurück und flüsterte mir zu :"schon gut, lass sein".
"FASS BLOẞ MEINE TOCHTER NICHT AN DU DROGENJUNKI"
Sofort ließ er meine Hand los, hob beide Hände in die Luft und trat einen Schritt zurück.

The boy who changed my life || Damiano David || Måneskin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt