Kapitel 8

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Dieses Mal dauerte es nicht lange, ihn zu finden, denn aus schnell und geschickt war langsam und zerstörerisch geworden. Er konnte Venom also gut zurückverfolgen und, erneut auf einem Dach mit den Worten „Hiergeblieben, Freundchen!" zur Rede stellen. Venom wandte sich um und der Mann in der Gasse hatte Recht behalten. Er war massig geworden und riesige Krallen, Augen und Zähne bekommen. Der Regen mischte sich mit dem Schleim und die länglichen weißen Flecken seiner Augen sowie die lange Zunge voller Speichel trugen massiv zum teuflischen Grinsen bei, als er sich umdrehte und mit aggressiver Arroganz in der Stimme „Was willst du?" fragte. „Du bist zu weit gegangen. Einem Mann einfach die Finger zu brechen, das ist zu viel. Der Symbiont muss weg." sagte Peter ruhig, aber bestimmt. Provokation wäre nicht hilfreich, aber eine Ansage war nötig. „Pah! Dem musste mal jemand zeigen, wo es langgeht, aber das kann der brave Spider-Man natürlich nicht dulden." kam als spöttische Antwort. Peter atmete tief durch und riss sich zusammen. „Hör zu, so war es bei mir auch. Du verlierst die Kontrolle, also hör auf, solange du noch kannst." „Was für ein Bullshit! Ich habe alles im Griff. Sieh doch einfach ein, dass ich besser mit meinen Kräften umgehen kann als du." stichelte Venom weiter. Jetzt platzte Peter der Kragen. „Okay, du Wichtigtuer. Entweder du gibst den Anzug auf oder ich nehme ihn dir weg." entgegnete er scharf. „Versuchs ruhig." sagte Venom freudig und lief kampfbereit auf Peter zu.

Der erste Schlag war ein Schwinger von außen, unter dem Peter sich gut hinwegducken und den er mit einem gezielten Kinnhaken erwidern konnte. Dieser war jedoch nicht wirklich wirksam. Er wollte noch einen Faustschlag drauflegen, erschrak dann aber, als Venom seine Hand mit Leichtigkeit in den Griff bekam. Der Schreck wurde zu Schmerz, als Venom sie mit einem selbstgefälligen Grinsen umdrehte. Peter befreite sich mit einem Tritt in die Magengrube, der tatsächlich wirkte. Als er dann auf Abstand gehen wollte, konnte Venom ihm allerdings noch einen Schlag mit der Rückhand gegen die Wange verpassen. Und der hatte es in sich. Der Schmerz machte Peter benommen und sorgte dafür, dass seine Wange brannte und er ein paar Schritte nach hinten stolperte. Nach ein paar Sekunden hatte er sich wieder halbwegs gefangen, aber das hatte gereicht, um zu zeigen, dass der direkte Nahkampf keine Option war. Er ging also ein paar Schritte zurück und begann, Netzbälle auf Venom abzufeuern. Das lief erst mal gut, Peter landete einige Treffer und Venom konnte sich nicht nähern. Jedoch nutzte Venom dann Teile seiner Schleimmasse, um Tentakel nach Peter auszusenden. Aber die brauchte er auch zum Blocken und wenn es um Geschick und Ausweichen ging, war Peter eindeutig der Überlegene. Doch nach einer Weile war Venom etwas vorwärtsgekommen und konnte nun mit zwei seiner Tentakel Peters Fußgelenke einwickeln und ihn so zu sich reißen. Er kniete sich hin, sodass sein linker Oberschenkel vorn war und Peter beim Zusammenstoß mit den Hoden an seinem Schienbein aufprallen würde. Dieser realisierte das, befreite eins seiner Beine und konnte sich noch ein Stück zur Seite drehen, sodass er zwischen Venoms Beinen hindurchflog und den zweiten Tentakel ebenfalls von sich lösen konnte. Der Vorteil wurde jedoch schnell zum Nachteil, da Venom das bemerkte, herumwirbelte und mit einem kräftigen Tritt in den Magen dafür sorgte, dass Peter bis zur Dachkante rollte. Der Preis für den sichernden Abstand war, dass Peter sich fast übergeben hätte. Das war der zweite fatale Treffer dieses Kampfes. Venom hatte sich natürlich schon für einen weiteren Angriff auf den Weg gemacht, sodass Peter mit einem weiten Sprung zur Dachmitte hin auswich und zur anderen Dachkante lief, sodass sein Magen etwas Zeit zum Erholen hatte. „Du kannst nicht ewig davonlaufen, du Weichei!" rief Venom höhnisch, der immer noch reichlich selbstsicher war und gemächlich auf Peter zuschritt. „Keine Sorge, das mache ich schon nicht." entgegnete Peter entspannt und ließ sich rücklings vom Dach fallen. Am Rand gab es in regelmäßigen Abständen Gargoyles, an denen Peter je einen Netzfaden abfeuerte und so Spannung aufbaute. Venom, der inzwischen komplett verwirrt sein musste, guckte nämlich genau zwischen den beiden Pfählen nach unten, um nach Peter zu sehen. Und weil dieser jetzt losließ und durch die aufgebaute Spannung nach oben geschleudert wurde, konnte er Venom mit beiden Füßen die Arroganz aus dem Gesicht treten. Venom brüllte auf und das Blatt hatte sich gewendet. Und deswegen entschloss Peter sich dazu, so weiterzumachen. Er peilte Gebäude in der Nähe an, schwang sich zu Venom und verpasste ihm einen schnellen Schlag oder Netzschuss. Der kräftige, aber langsame Venom konnte da natürlich nicht mithalten. Aber auch das ging nicht ewig gut. Denn irgendwann traf er Venom an einer empfindlichen Stelle, weswegen es ihm endgültig zu blöd wurde. Er verfolgte Peter mit den Augen, rannte auf ihn zu und fing den Angriff ab, indem er sich zu ihm hoch schwang und mit einem kräftigen gedrehten Tritt sein Schienbein in Peters Niere rammte. Die enorme Wucht ließ den Faden reißen, Peter vom Schmerz benommen zusammenknicken und seinen Körper wie einen geschlagenen Tennisball die Richtung ändern und gegen den Wasserturm in der Mitte des Hochhauses prallen. Doch dann richtete er sich durch Zwang auf, als sein Rücken gegen eines der Standbeine prallte, wodurch auch seine Arme nach hinten flogen. Jetzt konnte er nur noch zusammensacken. Sein Rücken schmerzte so stark, dass das Gefühl zu betäubend überging. Er fühlte sich wie Winston Smith im Ministerium für Liebe, nachdem O'Brien ihm Stufe 40 des Foltergeräts demonstriert hatte. Ein wenig winden konnte er sich noch, das ging mit dem Kopf und allen Extremitäten. Wenigstens war die Wirbelsäule nicht gebrochen. Aber an Aufstehen war fürs Erste nicht zu denken. Aller guten Dinge waren drei und dieser Kampf ging an Venom.

Das hatte dieser auch verstanden. Also sagte er, nachdem er angekommen war, genüsslich zu Peter „Tja, das kommt davon, wenn ein Waschlappen bei den Großen mitspielen will." Nach einer Weile fuhr er fort. „Dann wollen wir die Sache mal zu Ende bringen. Da unten gibt es ein paar nette Mülltonnen, mit denen hat ja auch schon dein Freund, der Räuber, Bekanntschaft gemacht." Er trug Peter zur Dachkante und wollte Peter gerade noch einen Spruch zum Abschied reinwürgen, als diesem eine Idee kam. Etwas erholt hatte er sich schon, also trat er sich frei und schwang auf die andere Straßenseite. Venom folgte ihm wütend und rief „Du kleiner Wicht kannst mir nicht entkommen" Peter war schon neben den dort liegenden Gleisen und sagte: „Das will ich auch gar nicht." Denn genau, als Venom neben ihm landete, kam die nächste Straßenbahn. Und der Symbiont vertrug keinen Lärm. Also krümmte Venom sich vor Schmerz, während er kreischend aufbrüllte und sich große Fäden des Schleims von seiner Haut entfernten. Jetzt musste er seine Flucht garantieren. Also schoss Peter schnell noch einige Netzbälle auf Venoms Fuß, um ihn festzusetzen, nahm dann mit letzter Kraft Anlauf und schwang sich davon.

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