Kapitel 1

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Die Szenerie, in die Peter Parker sich an jenem schicksalshaften Abend hineinschwang, konnte als malerisch mit kleinem Schönheitsfehler bezeichnet werden. Es war ein schöner Septemberabend, an dem die Sonne unterging und ihre Strahlen auf eine entspannte Straße warf, die von Hochhäusern umsäumt war. Die Autos gingen gemütlich ihrem Gang beziehungsweise ihrer Fahrt nach, die Gehwege waren voll mit den roten und orangen Blättern, die jetzt langsam zu fallen begingen und ein gut gelaunter Spider-Man schwang sich mitten hindurch. Zum idyllischen Gemälde taugte die Szenerie jedoch nicht, da es auch einige graue Regenwolken gab. Aber die würden fürs Erste nichts ausrichten. Für Peter war jetzt erstmal wichtig, dass er es rechtzeitig zum Gemüseladen schaffen würde. Er hatte vor wenigen Augenblicken mitbekommen, dass dort ein Raubüberfall stattfand.

Also hatte er sich auf den Weg gemacht, da es bald acht Uhr schlagen würde und er zuhause sein müsste. Sonst würde Tante May sich Sorgen machen und davon hatte sie schon genug, wenn man bedachte, dass sie seit einem Jahr Witwe war und ihren Neffen allein aufziehen musste. Das brachte Peter auf einen anderen Gedanken. Spider-Man sein, war etwas, das er nun schon seit fast einem Jahr tat. Und inzwischen fand er es richtig gut. Es war zwar immer noch eine Verantwortung und er hatte viel Arbeit in sie investieren müssen, aber der Spaß, dem es ihm gebracht hatte, ließ sich auch nicht leugnen. So machte er einen freudigen Schlenker, vollführte einen kunstvollen Sprung und landete strahlend, auch wenn man das nicht sah, vor dem Geschäft.

Doch dann wurde er stutzig, denn es war zwar Chaos, aber kein Räuber zu sehen. Er vermutete eine Falle, aber sein Spinnensinn meldete sich nicht. Trotzdem blieb er auf der Hut. Er folgte dem Chaos, bog in die Gasse neben dem Laden ein und fand dort den Räuber. Dieser klebte an der Wand - mit schwarzer Netzflüssigkeit bedeckt. Das ließ Peter erschrecken, weil es nur bedeuten konnte, dass der Symbiont wieder in Aktion war. Und das rief wiederum dunkle Erinnerungen wach. Im Frühling war Peter selbst an ihn geraten und seiner Macht verfallen. Das hatte seinen Charakter verschlechtert und ihn Dinge tun lassen, auf die er nicht stolz war. Glücklicherweise hatte er das Ding loswerden können, aber es hatte wohl einen neuen Wirt gefunden. Das bedeute, dass er jetzt den Wirt finden und die zwei trennen musste, bevor der Symbiont zu mächtig wurde und seinen Wirt Schaden anrichten ließ. Über Macht musste er sich aber noch keine Sorgen machen. Der Einsatz des Unbekannten hatte vieles umgeworfen, mehrere Schüsse zugelassen, wie sich an ein paar kleinen Löchern in der Wand zeigte und den Räuber nicht mal entwaffnet, sondern einfach nur blindlings eine große Zahl an Netzen auf ihn abgefeuert. Wer auch immer den Anzug benutzte, war ein Dilettant. Aber das sollte nichts werden, auf dem er sich ausruhte, denn dieser Jemand würde sich von Tag zu Tag bessern und immer mächtiger und gefährlicher werden.

Jetzt aber musste Peter erstmal nach Hause gehen, was drei Gründe hatte. Erstens war es jetzt kurz vor acht Uhr, zweitens musste die Situation, vor allem für den Räuber, merkwürdig aussehen und drittens wollte er nicht, dass man ihn mit diesem Einsatz oder dem Symbionten in Verbindung brachte. Er trat also aus der Gasse, nahm ein paar Schritte Anlauf und machte einen gewaltigen Satz, mit dem er sich davonschwang.

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