Kapitel 10

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Die nächste Woche war gleich in dreifacher Hinsicht schmerzhaft. Die erste Hinsicht war physischer Natur. Peter hatte vielleicht dem Sturz in den wahrscheinlichen Tod entkommen können, aber die Schlägerei hatte trotzdem ihre Spuren hinterlassen. Venom war enorm kräftig und seine Muskeln schmerzten immer noch von den Schlägen. Das machte ihn langsam und energielos, jedenfalls zu einem gewissen Ausmaß. Denn das noch Schlimmere war, dass Peter keine glaubwürdige Ausrede für seinen Zustand hatte und natürlich auch nicht die Wahrheit sagen konnte. Deshalb musste er immer so tun, als ob alles in Ordnung wäre. Das bedeutete kein langes Herumliegen und Teilnahme am Sportunterricht, egal wie stark die Völkerbälle schmerzten. Jedoch war die Auseinandersetzung mit Venom natürlich nicht sein erster Kampf gewesen. Und so wurde Peter wenigstens durch die Gewissheit getröstet, dass er sich in naher Zukunft erholen würde.

Das galt leider nicht für die zweite Hinsicht, welche finanzieller Natur war. Der Gedanke an die Geldprobleme besorgte Peter nach wie vor, genauso wie die Tatsache, das Jobben neben der Schule ihm noch mehr Zeit wegnehmen würde, Zeit die er nicht hatte. Natürlich hinderte ihn das nicht daran, sich umzusehen, auch wenn er das natürlich heimlich tun musste. Denn es war eine mindestens genauso schwere Last, vor Tante May den Unwissenden spielen zu müssen. Sie wäre wahrscheinlich zu stolz für das Geld und hatte auch so schon genug Probleme. Aber irgendwann würde er es ihr sagen müssen, spätestens wenn er ihr das Geld zukommen ließ. Er hoffte nur, dass dieser Moment herauszuzögern war und seinen Plan nicht vereitelte.

Die schlimmste Hinsicht für Peter war jedoch der emotionale Schmerz, da es auch zwischen ihm und Eddie nicht gut lief. Die Zeiten, in denen sie über Physik debattieren oder Spaß mit einem Comic haben konnten, den sie beide mochten, waren vorbei. Eddie wirkte immer gereizt, wenn die zwei miteinander sprachen, als ob er Peter einfach nur aus dem Weg haben wollte. Eines Morgens war es besonders schlimm. Peter ging zu Eddie, begrüßte ihn und bekam als Antwort ein „Was willst du?" „Warum gleich so gereizt, ich will doch nur reden." entgegnete Peter, worauf Eddie sagte „Worüber denn?" „Na ja, ein Thema habe ich jetzt nicht parat, ich dachte nur, wir könnten einfach mal so..." fing Peter an, aber Eddie schnitt ihm das Wort ab. „Wenn du kein wichtiges Thema hast, dann verschwendest du meine Zeit." Jetzt reichte es Peter „Was soll das Ganze eigentlich?" Eddie war jetzt noch genervter. „Was soll „das" sein?" antwortete er abfällig. „Na deine ganze Art in letzter Zeit. Du bist immer gereizt, am Nörgeln und willst gar nicht mehr reden. Man könnte glatt meinen, du hast keinen Bock mehr auf mich." „Ach, das denkst du wirklich?" sagte Eddie, dessen Ton jetzt selbstgefällig geworden war. „Da bist du schneller auf die Lösung gekommen, als ich gedacht hätte." Mit diesen Worten ging er davon.

Jetzt ging es Peter richtig dreckig, das lag nicht nur am Gespräch selbst. Eddie war ein echt cooler Typ, zumindest als Peter ihn kennengelernt hatte. Ihn jetzt so zu sehen war echt traurig. Auch dass ihre Freundschaft zerfiel, war traurig. Er hatte nicht nur eine Bindung zu Eddie als Menschen aufgebaut, sondern auch jemanden gehabt, mit dem er in der Schule Zeit verbringen konnte. Beides würde ihm fehlen. Und generell zog ihn nach unten, dass sein Leben ihn in so vielen Bereichen eine Belastung war. Er hatte gerade richtig Spaß, weil alles gut lief und kurze Zeit später war er sein Leben schon wieder für die Tonne. 

Rot und SchwarzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt