Kapitel 3

29 1 0
                                    

Leider ging der nächste Tag nicht annähernd so angenehm los. Die vereinzelten grauen Wolken waren zu starkem Regen geworden, von dessen Geprassel Peter wach wurde. Darauf folgte gleich der nächste Schreck, weil ihm dadurch der nicht gestellte Wecker und der Zeitrückstand auffielen. Er sprang also auf, warf sich sein Outfit über, das heute aus einer Jeans und einem braunem Strickpullover bestand und schaufelte schnell etwas Müsli in sich hinein. Dann putzte er sich schnell die Zähne und warf einen Blick zur Dusche. Hinsichtlich der Uhrzeit würde er die heute Morgen wohl erstmal auslassen müssen. Dafür würde er dann heute Abend ein Bad nehmen. Zum Schluss stopfte er schnell alles Nötige in den Rucksack und trug ihn nach unten, wo er sich Schuhe und Regenjacke anzog. Dann fing er an zu rennen und setzte dabei Rucksack und Kapuze auf.

Seinen Kopf hielt er unten, um wenigstens kein Wasser ins Gesicht zu bekommen. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig zu seiner Station und tauschte Nässe gegen Enge ein. Denn hier durfte er sich durch eine Menschenmenge drängeln, in der fast jeder größer und breiter war als er. Nach einer Weile voller Enge, Schweiß und Anrempelungen kam Peter dann ans Bahngleis und konnte für etwa eine Minute Luft holen, bevor die mindestens genauso überfüllte U-Bahn ankam. Hier bekam er dann einen Stehplatz an der Haltestange und wurde für die nächsten zehn Minuten regelmäßig von den Kurven durchgeschaukelt. Dann stieg er aus und drängelte sich die Treppen hoch, bis er wieder an der Oberfläche war.

Was nun folgte, war ein entspannter Wegesabschnitt, da er nun eine Allee durchqueren musste. Die Bäume waren wirklich schön und ihre Blätter fingen etwas vom Regen ab. Außerdem hatte er hier auch wieder mehr Platz. Aber dann musste er rechts abbiegen, um in seine Schule zu kommen und das Gedrängel ging wieder los. Nur war es jetzt noch schlimmer, weil Schüler es anscheinend noch eiliger hatten und noch rücksichtsloser waren als die Menschen in der U-Bahn-Station.

Vielleicht waren es die Hormone und ein paar von den Jungen mussten mit ihrer Stärke angeben. Jedenfalls gab es einen Kräftigen unter ihnen, der jedes Hindernis, also auch Peter, gnadenlos aus dem Weg räumte, sodass dieser in eine Pfütze fiel. Jetzt war also auch noch sein Aussehen ruiniert. Am liebsten hätte Peter ihm „Vielen Dank, du Arschkeks!" hinterhergerufen, das dachte er nämlich gerade. Aber erstens traute er sich das nicht und zweitens war der Junge schon drinnen. Aber dann passierte etwas Unerwartetes, denn als er seinen Kopf hob, vernahm Peter ein „Brauchst du Hilfe?"

Er sah nach oben und erblickte einen Jungen, der ihm die Hand hinhielt. Mit den Worten „Ja, danke." griff er zu und ließ sich beim Aufstehen helfen. „Das hilft bestimmt auch." sagte der Junge und gab Peter ein Taschentuch. Dieser bedankte sich erneut und wischte damit sein Gesicht sauber. Dann nahm er sich einen Augenblick Zeit, um den Jungen genauer zu betrachten. Er war ebenfalls klein und dünn, hatte ein weiches Gesicht mit blauen Augen und kurze, blonde Haare, die nach oben abstanden. Irgendwie kam er ihm bekannt vor, also fragte er „Wie heißt du eigentlich?" „Ich bin Eddie." kam als Antwort. „Wir haben doch Physik zusammen." „Tut mir leid, dich habe ich wohl nicht so richtig bemerkt." entgegnete Peter und verdrehte verlegen lächelnd den Kopf. „Macht nichts, das passiert mir oft. Aber das haben wir wohl gemeinsam, oder nicht?" führte Eddie das Gespräch fort. „Ja, das mag schon stimmen, aber das hat ja auch seine Vorteile." lenkte Peter ein. Und so hatten die zwei ein Gesprächsthema für den Weg zum Unterricht.

Rot und SchwarzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt