Kapitel 4

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Was folgte, war eine ambivalente Woche.

Für Peter Parker lief sie wirklich gut. Zeit mit Eddie zu verbringen, machte die Schule um Einiges angenehmer, vor allem, weil er jetzt nicht mehr allein war. Ihm gefielen Eddies unterstützende Art und die interessanten Gespräche, die man mit ihm führen konnte. Ein gutes Beispiel hierfür war eine Debatte darüber, welche Version von Batman die bessere war. Peter bevorzugte Batman in „Der dunkle Ritter kehrt zurück", weil er es liebte, wie Frank Miller harte Kerle und brutale Antihelden schreiben konnte, was ihm ja auch schon mit Marv in „Sin City" gut gelungen war. Eddie hingegen bevorzugte „Batman: Arkham Asylum", weil es einen weitaus profunderen und tiefgreifenderen Blick in Batmans Psyche lieferte. Das Gegenargument seitens Peter war, dass Batman doch am Ende trotzdem als ein Held wegkam, was von Eddie damit gekontert wurde, dass das Ende des Comics doch trotzdem psychische Instabilität und einen möglichen, ja sogar baldigen Verfall von Batmans Psyche andeutete. Außerdem käme Batman in „Der dunkle Ritter kehrt zurück" doch ebenfalls als Held weg, wobei Peter ihm natürlich Recht geben musste. Aber allein die Tatsache, dass Eddie es nicht als kleinlichen Blödsinn abtat und sie sich darauf einigen konnten, dass beide Comics gute Lektüre waren, machte das Gespräch für Peter zu einer echten Bereicherung. Und als angesprochen wurde, dass dieses Gespräch und das Beginnen von Gesprächen im Allgemeinen wohl nicht mit vielen Leuten möglich wäre, sagte Eddie treffend: „Wenn wir schon Außenseiter sind, müssen wir wenigstens untereinander zusammenhalten." Und das brachte exzellent auf den Punkt, warum Peter seine Gesellschaft schätzte.

Gut lief es auch im Unterricht, da er sich jetzt an das neue Schuljahr gewöhnt hatte und wieder richtig gut mitkam. Die Hausaufgaben waren immer schneller erledigt, einige der neuen Themen, insbesondere in Physik, waren richtig aufregend und es war doch weitaus einfacher zu bewerkstelligen als erwartet, sodass seine Freizeit kaum weniger wurde. Das neue Schuljahr würde vermutlich wieder gute Leistungen mit sich bringen.

Und außerhalb der Schule fand er jetzt sogar öfter mal Zeit, früher nach Hause zu kommen. Er konnte immer öfter mit Tante May zusammen essen, Quizsendungen gucken, ihr Arbeit im Haushalt abnehmen und manchmal sogar mit ihr zusammen kochen, sodass sie sich auch viel öfter mit ihm unterhalten konnte. Diese gemeinsame Zeit war wirklich ein Genuss für ihn, auch wenn es nur kleine Dinge waren. Denn was Tante May zum Lächeln brachte, erfreute auch ihn.

Aber diese zusätzliche Zeit hatte den Preis, dass es mit der Suche nach dem Unbekannten weitaus weniger erfolgreich lief. Für Spider-Man hingegen war die Woche also einfach nur frustrierend. Der Unbekannte im schwarzen Anzug wurde immer besser und vor allem schneller, weshalb er Peter jedes Mal durch die Lappen ging. Auf diese Weise konnte er ihm auch bei allen möglichen Verbrechen zuvorkommen, was Peter nicht nur auf die Nerven ging, sondern ihn auch ohne Aufgaben zurückließ. Nicht hilfreich waren da die Medien, die den Unbekannten in den Himmel lobten und Spider-Man als inkompetent und nicht länger nötig hinstellten. Als Spider-Man kam Peter sich einfach nutzlos vor, obwohl gerade seine aktuelle Aufgabe Effizienz erforderte wie kaum eine andere. Kurzgesagt war das Dasein als Spider-Man einfach nur eine kontinuierliche Belastung seines Nervenkostüms.

Aber er musste jetzt dranbleiben. Denn wenn er jetzt nicht eingriff, würde der Symbiont zu mächtig werden und für großen Schaden sorgen. Und das konnte Peter nicht zulassen. Denn Spider-Man sein bedeutete, die Gesellschaft zu schützen, auch wenn es nicht immer Spaß machte. Und tatsächlich lohnte sich das. Denn am Anfang der nächsten Woche schaffte er es dann, dem Unbekannten aufzulauern und ihm nach seinem Verschwinden zu folgen. Es war nicht leicht, weil dieser Typ wirklich schnell und geschickt unterwegs war. Das dilettantische Stadium war definitiv vorüber. Aber dann kam eine kleine Gasse, in die er sich hineinschwang. Er lief schnell das kurze Stück an der Wand entlang und sprang dabei stets über die kleinen Vertiefungen, die die Fenster für ihn waren. Jetzt hatte er Vorsprung und schwang sich zum nächsten Gebäude, das er vor dem Unbekannten erreichte. So konnte er ihn dann mit einem „Hey, warte mal!" zur Rede stellen.

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