Kapitel 7

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Ich lag auf der Couch und war kurz vorm einschlafen. Tristan und ich hatten noch die halbe Nacht Bücher gelesen um etwas dazu zu finden. Viele Bücher über Werwölfe, über ihre Fähigkeiten, ihrer Verwandlung und das Seelenband zwischen Mates und deren Auswirkung, doch nirgends stand etwas davon, dass sich plötzlich die Augenfarbe änderte. Mia und Matteo waren schon wieder Zuhause, Tristan meinte wir müssten noch einiges klären und da wäre es besser wenn wir ungestört wären. Matteo hatte da erst was dagegen, er war sehr wütend weil er von Mia erfahren hatte, was den letzten Monat passiert war, aber er ließ sich überzeugen zu fahren, auch nachdem ich ihm versicherte es sei kein Problem.

Es dämmerte nun und neben mir lag ein aufgeschlagenes Buch. Die Geschichte der Werwölfe und ihr Werdegang im 18. Jahrhundert. Ich gähnte. Mir fielen fast die Augen zu. Ich schaute zu Tristan und sah, dass auch er müde über einem Buch hing.

Er blickte hoch zu mir, unsere Augen trafen sich. „Weißt du, ich mag deine neuen Augen irgendwie... sie erinnern mich an den Mond und die Sterne.", er klang so müde. Ich musste lächeln. Hatte er mir gerade wirklich ein Kompliment gemacht? Augen wie der Mond, klingt schon fast romantisch. „Der Mond? Ich... warte.", murmelte ich und sprang auf. Tristan war auch aufgestanden und auf mich zugegangen. „Was ist los?", frage er mich. Er war verwirrt, er wusste aber auch nicht was für ein Gedanke mir gerade gekommen war. Etwas was ich schon verdrängt hatte. Ich schaute ihn in die Augen und antwortete: „Ich hatte... ich meine es fühlte sich wie eine Vision an, ich war auf der Straße, nachdem ich weggelaufen war... mir wurde schwarz vor Augen und ich hatte eine Vision. Ich war wieder auf dieser Lichtung, wie beim ersten Mal als ich die Mondbeere gegessen hatte, nur warst dieses mal du nicht da, sondern meine Eltern mit einem Baby und... und es sah so aus als würden sie den Mond anbeten!". Er sah mich verwirrt an. „Ich... ich, meine Eltern hatten nie so was erwähnt.", murmelte ich nun. „Was für eine Lichtung? Wieso hattest du eine Vision? Ich dachte das lag nur an der Mondbeere?", fragte Tristan noch verwirrter. Klar, ich hatte ihm ja nie davon erzählt, wann denn auch. „Wenn du nicht so desinteressiert gewesen wärst, dann wüsstest du was ich damit meine.", antwortete ich leicht schnippisch. Allein daran zu denken, wie egal es ihm schien, machte mich wieder wütend. „Du verstehst das falsch, es ist mir nicht egal, ich hatte den ganzen Monat nichts anderes im Kopf!", er wurde etwas lauter. Wunder Punkt? Vielleicht. Ich seufzte, ich hatte keine Lust, dass er wütend wurde. „Wie dem aus sei.", fing ich an. „Ich hatte damals auf der Lichtung eine Vision, welche mir eine andere Lichtung zeigte, in sanften Blautönen und einem großen Silbermond. Das erste mal, warst du in meiner Vision zu sehen, wie du auf mich zugelaufen bist, doch in der zweiten waren es halt meine Eltern.", gegen Ende wurde ich leiser. Meine Eltern... ich hatte sie kaum gekannt, ich wusste auch nur von Bildern wie diese mal ausgesehen haben sollen, da diese sehr früh von uns gegangen waren. Als Kind und auch später konnte ich mir deshalb anhören, dass meine Eltern einfach nicht mit der Schande leben konnten, eine so schwache Tochter zu haben. Das Gelächter vernahm ich manchmal heute noch im Schlaf als würde es mich verfolgen. Trauer überkam mich und ich drehte mich etwas von Tristan weg, er sollte nicht sehen, dass mir die Tränen kamen. Ich merkte wie er was sagen wollte, doch es kam nichts. Ich wischte mir übers Gesicht, lächerlich das ich jetzt darüber trauer. Ich drehte mich wieder zu ihm und meinte: „Wir sollten weiter Suchen, wahrscheinlich bilde ich mir auch nur ein, es könne da eine Verbindung geben und ich war einfach nur so aufgebracht, dass ich nicht klar denken konnte und mein Gehirn sich irgendwas ausgedacht hat". In seinen Augen sah ich zweifel, als würde er mir nicht ganz glauben wollen doch zu meinem Glück fragte er nicht weiter nach. Ich setzte mich wieder auf die Couch und alsbald ich das Buch in den Händen hatte, musste ich erneut gähnen. Gott war ich müde. Wir hatten ja auch die ganze Nacht durchgemacht um in diesen Büchern nach antworten zu suchen. „Vielleicht wäre es sinnvoller wenn du dich erst einmal ausruhen würdest, die Bücher laufen uns nicht davon.", kam es nun von Tristan. Ich musterte ihn. Er sah auch erschöpft aus, sein braunes Haar war zerzaust und Augenringe zierten sein Gesicht. Seine blau grünen Augen blickten müde in die meinen. „Dann sollte ich wohl meinen Bruder fragen ob er mich abholen könnte...", murmelte ich. „Du kannst ruhig hier schlafen!", entgegnete Tristan schnell. Ich schaute ihn fragend an, war das wirklich in Ordnung für ihn? „Also wenn du nichts dagegen hast natürlich, ich will dich hier nicht festhalten oder so...", fügte er hinzu. „Und wo sollte ich dann schlafen?", fragte ich nun. Ich sah seine Augen kurz aufblitzen. „Du kannst natürlich gern mit in meinem Bett schlafen.", dabei zierte ein vielsagendes Lächeln seine Lippen. Ich versuchte mir nicht anzumerken, dass mich die Antwort schon etwas verwirrt und verunsichert hatte und meinte trocken, zumindest so trocken wie ich es eben schaffte in dem Moment: „Dann ist mir die Couch hier lieber.". Ich meine kurz einen Anflug von Enttäuschung in seinen Augen zu erkennen, doch dann nickte er. „Ich werde dann auch mal schlafen gehen, dir eine... eh gute Nacht?", mit diesen Worten verließ er das Zimmer noch bevor ich etwas erwidern konnte. Na dann, ich nahm das Buch was ich gelesen hatte und legte es auf den kleinen Tisch vor der Couch. Dann legte ich mich auf die Couch und zog mir die kleine Sofa Decke über den Körper. War zwar nicht gerade gemütlich, aber durch meine Müdigkeit schlief ich doch schnell ein.

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