Kapitel 22

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„Alles Gute zum Geburtstag!", umarmte meine Oma, Matteo, welcher gerade erst ins Esszimmer kam. Opa klopfte ihm auf die Schulter: „26 Jahre schon. Kommt mir vor als ob es gestern her ist, dass du hier auf deinem Dreirad hingefallen bist.". Marco musste kurz auflachen und auch ich musste schmunzeln. Mia hinter mir wirkte noch etwas, nicht direkt eingeschüchtert aber so als wüsste sie nicht ganz was sie sagen sollte. „Jaja, irgendwie hab ich das verdrängt.", kratze sich Matteo am Hinterkopf. Er trug heute ein schwarzes Hemd und eine dunkle Jeanshose. Nicht zu schick, aber auch nicht zu lässig. Seine dunkelblonden Haare waren etwas nach hinten gekämmt, wirkten aber auch nicht zu streng. „Ach so! Ehm, ich würde euch gern Mia vorstellen, ich meine ihr kennt sie zwar schon von früher, aber sie ist meine Mate.", versuchte Matteo nun das Thema zu wechseln. Ich schob währenddessen Mia vor mich, in Richtung meiner Großeltern. „Ah ja, Mia. Wir sind so froh, dass du und Matteo zusammengefunden habt. Willkommen in der Familie.", schloss meine Oma sie direkt in die Arme. Mein Opa gab ihr die Hand. „Wenn wir schon dabei sind, ich hab meine Mate auch mitgebracht. Darf ich vorstellen, Noelle.", warf Marco ein. Sie wurde genauso freundlich aufgenommen wie Mia vorher. Dann schaute Oma mich fragend an: „Und was ist mit dir? Ich hatte schon gehört, du hast dieses Jahr auch deinen Mate gefunden?". „Eh... ja. Er ist bloß gerade...", stotterte ich etwas. „Er meinte er versucht noch zu kommen, aber durch seine Pflichten als Alpha hat er momentan wenig Zeit.", half Matteo mir. „Oh der Alpha? Der Sohn von Sophia und Viktor?", kam es direkt von Opa. Matteo nickte. „Unsere Familie scheint immer noch großen Einfluss im Rudel zu haben.", stellte Opa fest. „Aber dann, wollen wir uns nicht setzten?", warf Oma nun ein. „Ich hab euch so lange nicht mehr gesehen. Ihr müsst unbedingt erzählen wie es euch geht.", fügte sie hinzu. Wir setzten uns. Oma kam mit einem Kuchen an. „Ich habe extra dein Lieblingskuchen gebacken.", meinte sie und übergab ihn Matteo. „Das wäre nicht nötig gewesen. Danke.", freute er sich über den Marmorkuchen.

Das Treffen mit unseren Großeltern verlief wie immer eigentlich. Matteo und Marco erzählten von ihren Jobs. Ich hingegen hatte bis vor einem Jahr noch meinen Abschluss gemacht und seitdem wusste ich nicht so recht was ich machen sollte. Ich wäre gern studieren gegangen aber da hatte sich nie was ergeben, weshalb ich ab und zu Zeitungen ausgetragen hatte um mir etwas Kleingeld dazuzuverdienen. Das war einer der wenigen Jobs gewesen wo ich nicht irgendwas im Rudel machen musste, was aufgrund meiner Stellung schwierig war, zudem war es ein Job wo ich wenig mit anderen reden musste und die Angst zu viel von dem ganzen Wolfskram war dann auch nicht da.

Oma hatte nun alte Fotoalben von uns raus gekramt und fing an diese Noelle und Mia zu zeigen, zum Leidwesen von Matteo und Marco, welche sich echt zu schämen schienen, da klingelte es an der Tür. „Ich geh schon.", meine Marco schnell und war schon aus der Tür. Es schien ihm echt peinlich zu sein. Aus dem Flur kamen Stimmen und dann kam Marco rein mit den Worten: „Habt ihr noch paar gute Fotos von Auri? Tristan würde die bestimmt gerne sehen.". Hinter Marco kam nun auch Tristan ins Zimmer. „Guten Tag, ich bin Tristan.", stellte er sich vor. „Ah, du musst Auris Mate sein. Zudem freuen wir uns den Alpha zu Besuch zu haben. Wir sind ihre Großeltern Doloris und Wilfred.", stellte meine Oma sich und Opa vor. „Freut mich Sie kennenzulernen.", entgegnete Tristan freundlich.

Mein Blick blieb an Tristan hängen. Er hatte auch ein Hemd aber in einem dunklen Grau an, dazu auch eine dunkle Hose. Seine braunen Haare sahen dafür etwas unordentlich aus. Seine Augen trafen auf meine und ich meine ein kleines grinsen auf seinen Lippen zu erkennen. „Setzt euch, setzt euch.", warf mein Opa nun ein. Marco setzte sich wieder neben Noelle, welche immer noch das Fotoalbum auf ihrem Schoß liegen hatte mit Mia zusammen. Tristan setzte sich neben mich auf die Couch. Ich starrte ihn immer noch an. War er nicht so distanziert gewesen die letzten Tage? „Hier, wir leiden schon die ganze Zeit.", mit den Worten drückte Matteo, Tristan ein Fotoalbum in die Hand. Mein Blick schweifte nun zu dem Album und ich wusste direkt was für Fotos da drin sein würden. Fotos aus Marcos und meiner Grundschulzeit. Ich stand schnell auf. „Ich bin gleich wieder da.", entgegnete ich schnell und verließ den Raum. Ich kannte jedes Foto in dem Album. Fotos von Marcos und meiner Klasse. Fotos von der Schule. Von unserer Einschulung, von Auftritten. Fotos von Marco und seinen Freunden. Fotos von Geburtstagen. Fotos die eindeutig zeigten, dass ich damals schon Probleme hatte mich einzufinden. Ich sah die Fotos nicht gern, denn dann erinnerte ich mich zurück. Damals schon hatte ich versucht so zu tun als wäre alles in Ordnung. Ich bin nicht jedes mal zu einem meiner Brüder gerannt, wenn mich jemand geärgert hatte. Zudem fanden die mich zu der Zeit auch nervig. War irgendwie normal in dem Alter. Sobald ich Mia kennenlernte in der fünften Klasse, gewann ich eine Freundin, welche mich nicht ärgerte.

Ich war ins Bad gegangen und schaute mich durch den Spiegel an. Das war Vergangenheit. Ich sollte mich nicht mehr so davon fertig machen lassen.

Ich verließ das Bad und lief dabei fast in Tristan. „Alles in Ordnung?", fragte er mich vorsichtig. Ich runzelte mit der Stirn. „Ich hab dich in letzter Zeit kaum gesehen, geschweige denn kaum gesprochen... Wie kommt es, dass du jetzt da bist?", konterte ich. Er nahm mich in den Arm. „Tut mir Leid. Ich hatte einfach so viel zu tun. Die ganze Geschichte mit dem Anderson Rudel und dann der Angriff.", erklärte er. Dabei klang er ruhig. Ich hatte meine Hände auf seiner Brust und starrte diese von der Nähe aus an, da ich meinen Kopf dagegen gelehnt hatte. Irgendwie hatte ich gerade keine Lust wütend auf ihn zu sein. „Kein Grund so abweisend zu sein.", murmelte ich. Dann schaute ich hoch zu ihm: „Außerdem hätte ich dir geholfen.". „Ich will dich da nicht mit hineinziehen wenn ich es nicht muss.", entgegnete er ruhig. Dabei drückte er mich etwas fester an sich. Ich seufzte. Dann löste ich mich aus der Umarmung. „Ich würde behaupten ich bin schon mit involviert. Ich wollte damals auch nicht so... harsch wirken, es war bloß.... Ach nicht so wichtig.", gegen Ende wurde ich leiser.

Innerlich könnte ich mich dafür treten, das angesprochen zu haben. „Was war bloß?", fragte er nun überrascht nach. Natürlich musste er nachfragen. Ich schaute zu meinen Füßen. Ich trug schwarze einfache Schuhe. Wie könnte ich das jetzt sagen, ohne dabei im Erdboden zu versinken? „Auri?", er wurde etwas eindringlicher. Ich drehte mich weg. „Kann sein das ich es damals vermasselt habe.", versuchte ich so schnell wie möglich zu sagen. Tristan kam wieder etwas näher und drehte mich wieder zu sich. „Was meinst du damit.", er blieb weiterhin ruhig. Ich schaute zu ihm hoch. „Ich... ich wusste nicht was ich machen sollte... und dann war ich da allein und für einen Moment nicht aufmerksam.", stammelte ich. Ich hatte Angst, er könnte jetzt richtig wütend werden. Doch entgegen meiner Vermutung zog er mich wieder in eine Umarmung. Sein Kopf legte er auf meinen. „Es ist in Ordnung. Keiner kann dir dafür böse sein.", beruhigte er mich. Dabei streichelte er über meinen Rücken. „Ich bin einfach nur froh, dass dir nichts passiert ist.", flüsterte er schon fast. Ich schlug jetzt meine Arme um ihn. Ein Stein war mir vom Herzen gefallen.

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