Kapitel 35

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Ich war gerade im Bad und schaute im Spiegel mein Gesicht an. Es war an der einen Seite geschwollen und blau. Es tat weh sobald ich es berührte. Die Schrammen sahen schon etwas besser aus. Vorsichtig nahm ich ein Tuch mit kühlem Wasser und tupfte mir über die Wange um diese etwas zu säubern. Ich atmete tief ein. Der Schmerz war nervig. Das Handtuch war leicht blutverschmiert. Machte Tristan sich Sorgen? Ich wusste es nicht. Es kam mir langsam wie eine Ewigkeit hier vor. Außerdem wurde ich immer schlechter behandelt. War das ein Zeichen dafür, dass ich nutzlos wurde? Das Tristan wirklich kein Interesse an mir hatte? Hatte Noah recht? War all das, was zwischen Tristan und mir war nur aus Nettigkeit? Weil ich nun mal seine Mate war und er es nicht ändern konnte? Oder war das Noahs Plan? Mich zweifeln zu lassen?

Es klopfte an der Tür. „Beeil dich!", kam es von draußen. Ich legte das Handtuch beiseite. Im Spiegelbild schien ich mich nicht mehr wiederzuerkennen. Ich sah schrecklich aus. Meine Augen schienen trostlos und traurig. Es klopfte erneut, dieses mal aggressiver. Die Tür wurde aufgerissen. „Ich sagte, du sollst dich beeilen!", kam es von dem Mann. Ich wusste immer noch nicht so ganz woher ich seine Stimme kannte, wollte aber auch nicht nachfragen, denn im Prinzip würde er es wohl eh nicht sagen. Ich ging zur Tür. Sein Blick war steinhart und finster. „Bist du dann mal endlich fertig?", fragte er genervt. Ich nickte. Der Mann verzog keine Miene. Dann griff er mich unsanft am Arm und zog mich mit. Ich fiepste einmal auf. Der Arm schmerzte, denn dort wurde ich öfter gegriffen. Einmal hatte ich nachgeschaut und einige blaue Flecken entdeckt. Wir liefen den Flur entlang, ober besser gesagt, ich wurde mitgeschleift. Irgendwie hatte ich die Motivation verloren, mich wehren zu wollen. Der Zweifel an Tristan nahm mir die Kraft. Ich wollte trotzdem hier weg. Doch sah ich auch keinen Ausweg, keine Möglichkeit.

Ich saß im Zimmer auf dem Bett. Was sollte ich sonst auch machen? Ich schaute gegen die graue Wand. Es war sehr langweilig hier und ich wusste nicht mehr weiter, wie ich abhauen könnte. Wirklich Kontakt zu anderen hatte ich ja auch nicht. Die Tür ging auf und Noah trat ein. „Komm mit.", dabei klang das nicht wie eine Bitte sondern wie eine Aufforderung. Ich stand auf, aber anscheinend nicht schnell genug denn Noah rollte mit den Augen und riss mich am Arm zu sich. Als er los ließ, rieb ich mir über die schmerzende Stelle, folgte ihm aber. „Da sich dein Mate nicht für dich interessiert, tu ich das auch nicht mehr.", fing er an. Wir liefen eine Treppe hoch. „Du wirst gleich die Chance haben, dein Leben zu retten. Sollte es dir nicht gelingen, werden wir dich töten. Also mach dich darauf gefasst zu sterben.", er sprach mit einer gewissen Mordlust in der Stimme. Der Gedanke machte mir Angst. Ich hing noch sehr an meinem Leben. Wir gingen durch eine Tür nach draußen. Es dämmerte, es schien Abend zu werden. „Wenn du überleben willst, solltest du rennen.", lachte Noah hämisch. Ich blickte mich um. Hier waren mehrere Wölfe welche blutdürstig knurrten. Mir wurde es klar. Es sollte eine Jagd werden... Noah fing an von fünf herunter zu zählen. Ich fing an zu rennen und verwandelte mich dabei. Die Klamotten rissen auseinander und fielen in Fetzen zu Boden. Ich rannte in den Wald. Ich wusste nicht wohin, aber mein Kopf sage mir rennen.


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