Kapitel 6

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Ich rannte gerade die Landstraße entlang als ich einen stechenden Schmerz fühlte. Ich blieb keuchend stehen. Wieder wanderte mein Blick zum Mond, als würde mir dieser helfen können, bevor ich das Bewusstsein verlor.

Ich fand mich auf der Lichtung wieder. Sie hatte sich nicht verändert, die ruhigen blau Töne und der große Silbermond am Himmel. Ich schaute mich um. Warum war ich hier? Vor mir tauchten Gestalten aus, diese sahen aus wie... wie meine Eltern! Ich sah wie diese zur Mondgöttin beteten, vor ihnen lag ein Baby...

Ich fuhr hoch.

Ich schaute mich um und sah mich wieder auf der Landstraße. In der Ferne hörte ich ein Auto und instinktiv sprang ich in den Graben und duckte mich, als wäre ich ein verschrecktes Reh. Das Auto kam näher und ich duckte mich. Ich lauschte und hörte, dass es an mir vorbei fuhr. Ich wartete aber noch ein paar Augenblicke, bis ich mich hervor traute.

Warum ich mich versteckt hatte, war mir nicht ganz klar und es war wahrscheinlich auch egal gewesen. Ich kletterte wieder hoch und schaute mich um. Der Mond schien hell am Himmel zu leuchten, weshalb ich wenigstens was sehen konnte. Was auch immer das gerade war, ich hoffte einfach, es würde nicht noch einmal passieren, vielleicht war ich auch einfach nur krank? Kann man durch eine Ablehnung verrückt werden? Ich schüttelte den Kopf, nein ich sollte nicht so viel darüber nachdenken! Ich lief in die Richtung, in welche das Auto gefahren war, dort ging es zumindest in die Stadt. Als schon wieder ein Auto zu sehen war, es fuhr mir entgegen. Ich ging am Straßenrand weiter. Ich hatte nicht das Gefühl als müsste ich mich verstecken, vielleicht war es auch nur von meinen wirren Gedanken übertönt.

Das Auto wurde langsamer als es näher kam und paar Meter vor mir kam es zum stehen, sowie ich. Die Scheinwerfer blendeten mich, weshalb ich die Person hinter dem Lenkrad nicht erkennen konnte. Ich hielt meine Hand vor meine Augen um nicht geblendet zu werden. Eine Person stieg aus und ging auf mich zu. Vielleicht war das ja mein Bruder? Vorsichtshalber blieb ich stehen, vielleicht war es ja auch ein komischer Fremder oder so, der mich in sein Auto zerren wollte. Ich erkannte erst als diese direkt vor mir stand, dass es sich um Tristan handelte.

Ich war schon versucht einfach umzudrehen, doch er hielt mich fest. Unter seiner Berührung kribbelte meine Haut angenehm, ich musste mich zusammenreißen, ihm nicht direkt um den Hals zu fallen. Nein ich war nicht so eine!

„Es tut mir leid.", brummte er. Ich zog meine Augenbraue hoch. „Das klang aber ehrlich.", spottete ich. „Aber bestimmt machst du das nur, weil dir mein Bruder ins Gewissen geredet hat oder?", fügte ich beleidigt hinzu. „Man Auri! Es tut mir wirklich leid!", schrie er schon fast. Er schaute mir dabei intensiv in die Augen. „Kein Grund zu schreien...", murmelte ich. „Kein Grund mich so anzufahren!", entgegnete er. „Warum hast deine Meinung dann geändert? Oder machst du das nur weil jetzt andere davon wissen, dass wir Mates sind?", fragte ich mit einem genervten Unterton. „Mensch, nein, also... was weiß ich denn, hör mich auf deinen Mate zu nennen, dann kann ich mich nicht konzentrieren!", meckerte er mich an. Ich löste mich aus seinem Griff. „Stört es dich so sehr?", fragte ich, dabei klang ich verletzter als ich es wollte. „NEIN!", entgegnete er schnell. „Es... ich... was weiß ich denn? Du bist mit eine der schwächsten aus dem Rudel und ich weiß nicht...", fing er an. „Ach ich bin dir zu schwach?!", schrie ich schon fast vor Wut. Er schüttelte den Kopf. „Ich DACHTE, aber ich habe nie gemerkt, dass sich jemand je getraut hatte, mir so vor den Kopf zu stoßen wie du.", er schaute dabei in meine Augen. „Wenn du dich auch wie ein Idiot aufführst!", murmelte ich und schlug ihm mit meiner Faust auf die Brust, lies meine Hand jedoch dort verweilen. Er zog mich näher zu ihm. „Was soll ich sonst sagen, außer dass ich mich wie ein Idiot verhalten hatte?", flüsterte er nun. „Wenn es dir wirklich leid tut, dann Beweis es mir.", wisperte ich zurück, benommen von seiner Nähe. Was war nur los mit mir? Meine ganze Wut, mein ganzer Frust schien zu verblassen. Er zog mich nun in seine Arme und hielt mich fest. Ich vernahm seinen Duft, es roch ein wenig nach... Sandelholz? Zumindest roch es so gut, dass ich versuchte das tief einzuatmen. Seine starken Arme um meinen Körper, lösten in mir ein wohliges Gefühl aus. Ein angenehmes Kribbeln im ganzen Körper. Ich hatte das Gefühl als würde die Zeit stehen bleiben. Ich vergaß nun gänzlich meine Wut auf Tristan, ich konnte nur noch daran denken, wie gut sich seine Nähe anfühlte. Als würde ich einfach in seine Arme gehören. Er löste sich von mir deutete mit dem Kopf zum Auto, wohin ich ihm folgte. Irgendwo war ich traurig darüber ihm nicht mehr so nah sein zu können. „Was ist das eigentlich mit deinen Augen?", fragte er nun. Ich schaute ihn fragend an. „Woher soll ich das wissen? Ich weiß nur, dass ich mit Mia im Garten lag und den Mond anschaute und nachdem ich kurz meine Augen geschlossen hab, die wohl die Farbe geändert hatten.", antwortete ich etwas verwirrt. „Mhm, ungewöhnlich, aber vielleicht finden wir etwas in einem Buch, ich hab ein paar Zuhause.", erwiderte er. Ich nickte. Mich beschlich das Gefühl als würde er mich nicht wieder von sich stoßen wollen, was die Hoffnung erneut in mir entflammte.

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