we're all human || l. s.

two

Als dann auch endlich meine letzte Vorlesung an diesem Montag vorbei ist, gehe ich zufrieden Richtung Wohnung. 

Doch soweit sollte es nicht kommen, als ich kurz auf meinem Handy etwas nachlesen will und mit jemanden zusammenstosse, der anscheinend dasselbe vor hatte. 

"Oh, Entschuldigung", murmle ich noch etwas in Gedanken und blicke in das Gesicht von Demjenigen, welcher mit wütend ansieht und darauf mich anbrüllt: "Sag mal, kannst du denn nicht aufpassen?!"

"E.. Es tut mir doch leid!", nun werde ich auch etwas lauter, doch dieser Typ gibt sich damit nicht zufrieden. "Für etwas haste doch Augen gekriegt, ne?! Dann brauch die doch auch, Mensch!"

Abwehrend hebe ich meine Hände und mustere den Typen kurz. Er ist etwas kleiner als ich und hat braune Haare sowie blaue Augen. Er trägt auch einen Dreitagebart. Sein Blick ist ziemlich frech und er wirkt zunehmend arrogant auf mich.

Genervt geht er schliesslich weiter und ich drehe mich nochmal zu ihm. Dann laufe ich weiter und komme nach einem kurzen Fussweg von vier Minuten an der Wohnung an. Als ich dann diese betreten und meine Schuhe ausgezogen habe, entdecke ich Niall, der ein wenig Nintendo Sports spielt.

"Hallo", kündige ich meine Anwesenheit an, worauf Niall in meine Richtung blickt. "Hey."

Im Anschluss gehe ich den Flur nach hinten zu meinem Zimmer, wo ich meinen Rucksack neben meinem Schreibtisch niederlasse. Seufzend starte ich meinen PC und mache beide Monitore an. Angrenzend ziehe ich mir mein Headset an und lasse etwas Musik laufen.

Ich bin in einem Forum tätig, wo es ziemlich um Dinge geht, die in der Gesellschaft als noch nicht normal empfunden werden, die allerdings für mich mehr als normal sind. Das Forum nennt sich Tumblr und daher schreibe ich einen Eintrag zu meinem Blog: 

"Ich finde es immer wieder lustig, wie diese Regenbogenmenschen sich besonders fühlen, obwohl sie genau gleich wie jeder andere auch sind. Nur weil man sich bei seiner Vorstellung einen Begriff dazutexten kann, macht das einen nicht zu einem besseren Menschen. Mich nerven diese Menschen so sehr. Der Scheiss ist normal! Behandelt es bitte auch so."

Darauffolgend starte ich meinen Discord und zusätzlich ein Spiel, welches ich gerne zur Entspannung spiele, auch wenn das Spiel an sich nicht ansatzweise entspannend ist. Das Spiel nennt sich League of Legends. 

Die erste Runde läuft sehr gut für mein Team. 

In der zweiten Runde spiele ich mit einem sogenannten Blackster28, welcher empört in den Chat schreibt: "hs94 verpiss dich von der Bot Lane!"

Verwundert gehe ich seinem Gefallen nach und gehe zur Top Lane, doch auch dies scheint Blackster28 nicht gut zu finden. 

"Verpiss dich und geh in die Mitte hs94!"

Als wir dann gewonnen haben, schreibe ich Blackster28 an.

hs94 : Hey, was sollte das eben?

Blackster28 : Ja, sorry, bin heute schlecht gelaunt.

hs94 : Alles gut, deswegen schreibe ich ja...

Blackster28 : Krieg ich deinen Discord Tag?

hs94 : harold94#9465

Dann finde ich eine Freundschaftsanfrage von einem Jeffry wieder. Da ich schwer davon ausgehe, dass das Blackster28 sein muss, nehme ich die Freundschaftsanfrage an. Dieser schreibt mir auch sofort, allerdings wechsele ich auf Tumblr, wo ich Kommentare zu meinem Beitrag finden kann.

Manche stimmen mir zu, andere wiederum nicht.

Seufzend schaue ich wieder auf die Uhr und stehe von meinem Schreibtisch auf. Mit langsamen Schritten begebe ich mich in Richtung Küche, wo ich mir ein Sandwich mache. Dieses lege ich auf einen Teller, als dann aber Niall kommt und sich den Teller samt Sandwich nimmt, kichert und "Danke" sagt.

"Das- Ach, was soll's", bemerke ich ihn und mache mir ein zweites Sandwich, als die Türe aufgeht und Liam mit einer Brünetten reinkommt. 

"Hey zusammen, darf ich euch Eleanor vorstellen? Sie ist zum Lernen vorbeigekommen", begrüsst Liam Niall und mich, wodurch ich zu Eleanor schaue. Sie wirkt recht schüchtern auf mich und trägt auch Langärmel, obwohl wir gute 30°C draussen haben.

"Hey Eleanor, ich bin Harry und der Durchgeknallte da ist Niall", stelle ich mich und Niall bei ihr vor. Sie macht eine kurze Handgeste und folgt Liam anschliessend in sein Zimmer als Nialls und meinen Blick aufeinander treffen.

"Denkst du, da läuft etwas?", grinst dieser und beisst in sein Sandwich rein. 

"Wirklich Niall? Hast du da nicht etwas vergessen?", erwidere ich und beisse in mein Sandwich rein, ehe ich zu ihm zum Tisch gehe und mich zu ihm setze. 

"Was denn?", schmatzt Niall genüsslich vor sich hin. 

"Sophia? Klingelt's jetzt?"

"Ouh, stimmt", stellt Niall endlich fest, "Liam ist ja mit ihr seit einem guten Jahr zusammen. Das hätte ich jetzt fast vergessen..."

Schmunzelnd esse ich auf und greife mir mein Handy, um etwas durch die sozialen Medien zu scrollen, aber ganz ehrlich. 

Etwas spannendes finde ich nicht.

"Harry, sag mal", gewinnt Niall meine Aufmerksamkeit wieder, "denkst du, es wäre denkbar, wenn wir in eine grössere Wohnung ziehen, wenn jemand hier einziehen wollen würde?"

"Natürlich, aber warum meinst du denn?"

"Na ja, ich hab' 'nen Kumpel, der erst kürzlich von Zuhause abgehauen ist, weil seine Familie seine Sexualität nicht tolerieren will", erzählt Niall und ist nun auch endlich fertig mit seinem Sandwich. 

"Vorerst könnte er doch zu uns, denkst du nicht?", erwidere ich und greife mir einen Apfel aus der Früchteschale. "Wenn Liam zustimmen würde, würde ich ihn fragen, ob er eine Weile rüber kommen mag."

"Du kennst doch Liam. Der würde garantiert nichts dagegen haben oder seit wann ist er maximal asozial?"

Niall nickt schliesslich zustimmend und nimmt sein Handy raus. Darauf wählt er eine Nummer und wartet darauf, dass dieser Typ rangeht, was kurz später passiert. 

"Hey Tommo- Jetzt wart mal... Wenn du willst, kannst du für eine Weile zu mir kommen", beginnt Niall direkt das Gespräch. Daraufhin scheint sein Gesprächspartner etwas zu erwidern. 

"Meine Mitbewohner haben da echt nichts gegen. Wir können auch mal 'ne Runde zu deinen Eltern fahren, um dann ein paar Klamotten und so Zeug von dir zu holen. Natürlich nur, wenn du willst", redet Niall weiter, während ich mich dazu entschliesse, den Apfel zu essen.

"Gut, dann bis gleich!", kichert Niall euphorisch und legt anschliessend auf. 

"Er kommt gleich", gibt er mir Bescheid und geht ins sein Zimmer. Kurz darauf ist der Apfel gegessen, weswegen ich das Kerngehäuse in den Bio-Müll werfe und mich in mein Zimmer mache.

Dann heisst es erstmal wieder lernen.