twelve

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Am nächsten Morgen gehe ich gemeinsam mit Louis zur Uni. Ein leichtes Lächeln liegt auf meinen Lippen, welches sogar etwas grösser wird, als wir die Uni erreichen.

„Harry!", nehme ich Taylors Stimme wahr und drehe mich um. Die Blondine rennt auf mich zu und bleibt ausser Atem vor mir stehen. „Wo zur Hölle warst du die letzten Tage?", sie umarmt mich zur Begrüssung kurz. „Schwer zu sagen, ich war-", bevor ich ausreden kann, fällt mir Louis ins Wort: „Harry war die letzten zwei Tage krank, aber jetzt geht es ihm besser."

„Und du bist?", will Taylor als nächstes wissen. „Ich bin Louis, ich wohne mit Harry zusammen", stellt sich Louis vor und lässt dabei seine Hand meine streifen, als wolle er sie gerne halten.

„Harry, Brudi!", stösst Markus dazu und klatscht mir wie immer auf den Nacken. Seufzend reibe ich diesen und merke, wie Louis ihn böse anschaut. „Das ist Louis", stellt Taylor Louis Markus vor. „Und was will der hier?", will Markus genervt wissen.

„Styles!", höre ich John rufen und direkt wird mir ganz unwohl. Auch spüre ich Louis' Blick auf mir. „Ja?", ich drehe meinen Kopf nach rechts, wo ich John, Felix und Molly sehen kann.

„Hast du deine Meinung geändert?", will Molly mit verschränkten Armen wissen. „Warum sollte ich?", ich werfe ihr einen arroganten Blick zu. Sie schaut zu John und nickt ihm zu. Er will schon ausholen, als sich Louis vor mich stellt und ihn zornig anschaut.

„Was willst du, du halbe Portion?", lacht John und nimmt seinen Arm wieder runter. „Hört auf, ihn zusammenzuschlagen. Ich verstehe nicht einmal, warum ihr das tut", murrt er und guckt zu John hoch, der nun wirklich gross ist.

„Hat dir Harry seine homophobe Meinung etwa enthalten?", will Molly wissen und sofort spüre ich, wie ich wieder depressiver werde. „Die bezüglich LGBT?", fragt Louis vorsichtshalber noch und Molly nickt nur.

„Nein, aber er ist nicht homophob", versucht Louis Molly zu überzeugen. „Ja klar", lacht diese nur gehässig.

„Und ich kann dir das beweisen!", er guckt sie mit steinernster Miene an. Diese lacht bloss nur wieder und schenkt Louis' Worten kein Glauben. Dieser dreht sich zitternd zu mir und atmet tief aus. „Bitte hass mich dafür nicht", flüstert er so leise, dass nur ich es hören kann und ich ahne schon, was jetzt gleich kommt.

Er legt seine Hände an meinen Hals, zieht mich zu sich und legt federleicht seine Lippen auf meine. Ich schliesse meine Augen und erwidere seinen Kuss ebenso sanft und vorsichtig, wie er ihn begonnen hat. Meine Hände lege ich an seine Hüfte und beginne damit meine Lippen zu bewegen, was er erwidert. Doch der Kuss hält nicht lange an.

So schnell wie er begonnen hat, hört er wieder auf, als Louis sich löst, mich unsicher ansieht und sich dann wieder zu Molly dreht.

„Meine Güte, dann ist er eben nicht homophob, aber seine Meinung geht ja mal gar nicht", äussert sie sich zum Gesehenen.

„Es wird nicht plötzlich normal, nur weil man so tut, als wäre es normal", fügt sie noch hinzu. „Ja, dem stimme ich dir zu", vorsichtig schaut Louis mich an. „Aber dafür zu sorgen, dass er täglich zusammengeschlagen wird, bringt auch nichts mit sich, ausser vielleicht psychische Probleme."

Na ja, als er meinte, er würde mitkommen, habe ich eigentlich mit allem gerechnet, nur nicht das. Dass Louis sich jetzt mit Molly darüber unterhält und- Oh Gott, er hat mich geküsst.

Vor Molly.

Vor meinen Freunden.

In der Öffentlichkeit.

Ohne, dass ich es bemerke, schleicht sich ein Lächeln in mein Gesicht. Friedlich lausche ich Louis' Stimme, wie er versucht, Molly zu überzeugen, dass ihr Vorhaben nicht nötig sei.

„Ein Deal", sagt Molly. „Ich höre", Louis schaut sie an. „Wenn du Harry überzeugen kannst, dass seine Meinung nicht in Ordnung ist, dass höre ich auf, aber nur dann", stellt Molly Louis ihren Plan vor.

„Wie lange habe ich Zeit?", versucht es Louis erneut.

„Zwei Monate, nicht länger und nicht kürzer." Damit dreht sie sich um und geht mit Felix und John davon. Dann wird es für mich auch langsam Zeit zum Altbau zu gehen. Da Taylor und Markus beide im Neubau haben, trennen sich unsere Wege und Louis läuft mir hinterher.

Moment. Denken Molly und die anderen jetzt nicht, dass Louis und ich eine Beziehung führen?

Ich bleibe vor der Eingangstür stehen und drehe mich zu Louis.

„Ich muss dann mal", deute ich ihm an und er nickt. „Verzeihung, dass ich dich vorher geküsst habe", nuschelt er in seinen Hoodie rein. „Ach, das ist schon in Ordnung, nur habe ich jetzt eher das Gefühl, dass die anderen denken, dass wir zusammen sind", lache ich etwas und schaue Louis in seine blauen Augen.

Er erwidert das Lachen und legt seine Arme um mich, damit er mich fest umarmen kann. Ich erwidere die Umarmung und schaue ihn dann nochmal in die Augen, ehe ich mich umdrehe und in den Neubau laufe.

Vor meinem inneren Auge spielt sich immer wieder Louis' Kuss ab, was mich zum Lächeln bringt. Wie meine Gefühle mit mir durchgegangen sind, als seine zarten Lippen auf meinen lagen. Als ich seine weichen Hände an meinem Hals spürte und ich genau wusste, dass dieses Gefühl keines sein sollte, welches ich je wieder vermissen will.

Zufrieden betrete ich den Vorlesungssaal und setze mich hin. Dann nehme ich mein Schreibzeug raus und seufze zufrieden.

Der Kuss will mir aber nicht aus dem Kopf gehen.

we're all human || l. s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt