four

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"Wofür das denn?", frage ich etwas verwundert und trinke vom Eistee.

"Na ja, dass du mich magst, dass du mir eine zweite Chance gibst und so...", murmelt Louis und lächelt kurz. "Doch nicht dafür, ich kenne dich doch kaum, woher soll ich dann wissen, wie du so tickst?"

Louis trägt ein schwarzes T-Shirt und legt sich in mein Bett. "Darf ich überhaupt in deinem Bett schlafen?", fragt er dabei und ich nicke. "Kannst du dich dazu legen? Ich.. Ich fühle mich ein wenig alleine...", gibt er leise von sich, worauf ich mich überreden lasse, YouTube beende und mich bis auf die Jogginghose, die ich inzwischen trage, ausziehe.

Dann lege ich mich zu Louis hin, breite die Decke über uns aus und schliesse die Augen. Louis rückt etwas näher zu mir und drückt sein Gesicht in meine Halsbeuge. Anschliessend schlafe ich ein.

***

Kurz vor Sechs wache ich langsam wieder auf. Louis liegt inzwischen mit seinem Kopf auf meiner Brust, doch mich stört das nicht wirklich. Vorsichtig hebe ich ihn von mir runter und hoffe, dass er dabei nicht aufwacht, was zum Glück auch nicht der Fall zu sein scheint.

Langsam stehe ich auf und mache mich auf den Weg ins Badezimmer, wo ich meine Blase entleere. Kurz darauf gehe ich in die Küche und nehme mir das Brot raus, wovon ich mir zwei Scheiben abschneide. Aus dem Kühlschrank nehme ich mir Magerine und Marmalade, welche ich auf die beiden Brotscheiben schmiere.

In der Zwischenzeit habe ich mir Kaffee gemacht und esse nun Brot und trinke Kaffee dazu. Frühstück war mir schon immer sehr wichtig gewesen.

"Guten Morgen", stösst Liam dazu, welcher sich dann ebenfalls zwei Scheiben Brot holt und Nutella drauf schmiert. "Hast du Niall überhaupt schon geweckt?", erkundige ich mich bei ihm, worauf er nickt.

"Unfassbar, dass er es immer noch nicht hinkriegt, selber aufzustehen", schmunzelt Liam.

Niall muss man nur mögen können. Er kann zwar auch sehr kindisch drauf sein, aber wenn es drauf an kommt, ist er für einen da, setzt alles dran, dass es einem gut geht und kümmert sich fast so fürsorglich um einen, wie Liam das tut.

Ich stehe auf und stelle mein Geschirr ins Waschbecken, da der Geschirrspüler noch ausgeräumt werden muss. Dann bewege ich mich in mein Zimmer zurück, wo mittlerweile auch Louis langsam wach wird.

Er setzt sich auf und starrt Löcher in die Luft. "Hey Louis", begrüsse ich ihn, doch es scheint so, als prallen die Worte nur so an ihm ab - er zeigt absolut keine Reaktion. Verwundert ziehe ich mich an und setze mich neben ihn, worauf er plötzlich seine Arme um mich werft und sich auf meinen Schoss setzt, dabei überkreuzt er seine Beine hinter meinem Rücken.

"Du bist hier oder? Du lässt mich nicht alleine oder?", flüstert er unter Tränen und drückt sein Gesicht in meinen Hals. Leicht überfordert und verwundert, warum er das tut, lege ich bloss meine Arme um ihn und sage sanft: "Ja, Louis, ich bin hier und ich bliebe bei dir. Keine Sorge, ich bin da, wenn etwas ist."

Dann scheint Louis aufzuwachen, läuft rot an und steht augenblicklich auf. "T..Tut mir leid, ich geh' dann mal zu Niall", sucht er sich kurz die Worte zusammen und geht mit schnellen Schritten aus meinem Zimmer.

Immer noch verwirrt darüber stehe ich auf und mache mich auf den Weg zur Wohnungstüre, wo ich mir meinen Schlüssel nehme und die Wohnung darauffolgend verlasse. Morgens gehe ich eigentlich immer gerne spazieren. Die Luft ist frisch, man hört die Vögel zwitschern und Bewegung tut ja bekanntlich gut.

Gestern stand ich, was meine Routine angeht, etwas neben mir. Bin später als gewohnt aufgestanden und habe das Spazieren ausgelassen. Das ist aber nur halb so schlimm, mehr regt es mich auf, dass es Menschen wie Molly gibt, die sich ständig so aufspielen müssen.

Wieder Zuhause gehe ich in mein Zimmer und hole meine Unisachen, da diese bereits - an diesem wunderschönen Dienstag - wieder ansteht. Da es aber langsam Sommer wird, wird das Semester auch bald zu Ende gehen. Dann kann ich für paar Wochen wieder die Füsse hochlegen und lernen, was zu lernen ist.

Auf meinem Weg die Wohnung zu verlassen, kommt mir Niall entgegen. "War Louis die Nacht bei dir?", fragt er mich und verschränkt seine Arme vor der Brust. "Ja, warum?", will ich demnach wissen. "Weil ich wach war, als er das Zimmer verlassen hat und dann ist er halt irgendwann nicht mehr zurückgekommen."

"Verstehe, muss jetzt aber los", beende ich das Gespräch und verlasse die Wohnung. Auf meinem Weg gable ich wie immer Taylor auf, welche an einer U-Bahn-Station auf mich wartet. "Was gibt's?", fragt sie mich, worauf ich mit den Schultern zucke.

"Niall hat einen Kumpel vorübergehend bei uns einziehen lassen, in der Hoffnung, wir könnten in eine grössere Wohnung ziehen", kläre ich sie über die Verhältnisse bei mir Zuhause auf und sie nickt. "Ist dieser Kumpel nett? Oder gar hübsch?", will sie erneut wissen und schaut mich hoffnungsvoll an.

"Anfangs kann er sehr unfreundlich auf einen wirken, weil er - laut eigener Aussage - öfters sehr launisch ist, aber wenn man ihn besser kennenlernt, ist er wohl - laut Liams Aussage - ganz nett. Vom Aussehen her kann ich dir nicht sagen, ob er hübsch ist. Er ist aber auf jeden Fall nicht hässlich. Charakterlich gesehen ist er schwer einzuordnen. Ich habe ihn als arroganten Arsch kennengelernt, aber alleine in der letzten Nacht hat er mir eine sehr schüchterne Seite gezeigt, die quasi danach schreit, dass jemand sich fürsorglich um ihn kümmert. Jetzt nicht so, wie bei einem Kind oder so, aber dennoch halt da ist und ihm eine Art Halt bietet", erzähle ich ihr und sie nickt zufrieden.

"Mh, ich hatte gestern ein Date", grinst sie stolz. "Uhh, mit diesem Tom?", frage ich darauf und sie nickt, ehe ihr Grinsen noch breiter wird. "Ich glaube, das könnte was werden, Harold."

Dann trennen sich unsere Wege wieder und ich laufe wieder Richtung Neubau, wo meine Vorlesung auf mich wartet.

we're all human || l. s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt