Kapitel 15

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Ich ließ mich auf mein Bett sinken, hörte nur noch, wie die Tür zugeschlagen wurde. Der ganze Tag lief erneut in meinen Gedanken ab, doch ich blieb beim Abend hängen. Irgendetwas fehlte. Beispielsweise die Begründung, warum ich Terushima geschlagen hatte. Oder nicht einfach zu Amara gegangen war. Oder es sie nicht einfach hatte erklären lassen. 

Ich bin so ein Idiot. Mit einem tiefen seufzen ließ ich meinen Oberkörper unsanft auf die Mattratze prallen, während meine Füße weiter den Boden berührten. Wieso habe ich so reagiert? 

Nach einigen Minuten der Selbstverurteilung entschied ich, sie anzurufen. Ich musste die Sache klären. Selbstverständlich nicht übers Handy, aber... ich sehnte mich nach ihrer Stimme. Ihrer gesamten Präsenz.

Gerade als ich ihren Kontakt wählen wollte, wurde ich angerufen. Die Nummer, die auf dem obersten Fünftel meines Bildschirmes erschienen war, war allerdings unbekannt. Der Vorwahl nach zu Urteilen schien die Person jedoch aus Tokyo zu kommen. Ein lautes Seufzen erfüllte den kleinen Raum, bevor ich auf die grüne Fläche tippte, und wartete, dass sich jemand melden würde.

"Hallo?", fragte die Unbekannte - scheinbar ein Mädchen. Aber irgendwoher kannte ich die Stimme...

"Ja, hallo", antwortete ich ruhig, ich war immer noch nicht sicher, wer da war.

"Kuroo-kun?"

"Uh- tatsächlich. Aber wer sind Sie, wenn ich fragen darf, und woher haben Sie diese Nummer?"

"Du musst mich doch nicht siezen", ein süßes Lachen erklang von der anderen Seite der Leitung. "Haiba Alisa, wir hatten bereits das Vergnügen, wenn ich mich recht entsinne."

"Oh, Haiba-san. Tut mir leid. Jedenfalls- warum rufst du an?"

"Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass Levochka mir deine Nummer gegeben hat, und dich fragen, wie es bisher in Miyagi war."

Ich schluckte schwer. Was sollte ich darauf denn schon antworten?

"Oh, okay. Es ist eigentlich recht lässig, musste nur heute früher von der Party weg, wie geht's dir?", obwohl unser Gespräch eigentlich nur aus Small-Talk bestand, gab sie mir ein gewisses Gefühl von Sicherheit, ließ mich für diese wenigen Augenblicke den Schlammassel mit Amara vergessen. Beinahe schon Amara selbst.

"Mir geht es sehr gut, ich habe gerade begonnen, mich etwas mehr über meine Kurse zu informiere. Levochka meinte, du würdest dieses Jahr zur Uni gehen, richtig?"

"Ja, tatsächlich. Chemie und Mikrobiologie als Hauptfächer. Was ist mit dir?"

"Ich belege dieses Jahr auch Chemie! Das ist eigentlich schon mein zweites Jahr, aber ich wollte etwas Neues ausprobieren. Vielleicht sehen wir uns dann ja!", Alisas Stimme klang so wahnsinnig begeistert und sanft. Als würde sie tatsächlich die pure, unverfälschte Hochstimmung verkörpern.

"Ja, vielleicht", antwortete ich nach einem etwas zu langem Moment des Nachdenkens. Unwillkürlich und ohne, dass ich es hätte bemerken können, schlich sich ein auf mein Gesicht. Das wäre schön... 

"Nun ja, ich muss jetzt auch auflegen, muss noch was erledigen. Meld' dich gern mal, Kuroo-kun", verabschiedete sich die Schönheit, ließ mir allerdings keine Zeit mehr, zu antworten, da sie direkt danach auflegte.

Ich setzte mich wieder auf, und sofort schossen all die Gedanken über Amara in meinen Kopf. Ihr entsetzter Blick, kurz bevor sie sich von mir abwandte. Bevor sie ihre gesamte Aufmerksamkeit Terushima widmete. Woher kannte sie ihn überhaupt? Warum sorgte sie sich dermaßen um ihn? Dieselbe Wut, die in jenem Moment durch mich geflossen war, brannte erneut in meinen Venen. 

Ich stellte mich vor den Spiegel dieses engen Raumes, doch ob das auf dieser Scheibe tatsächlich ich war, konnte ich nicht sagen. Dieser Gesichtsausdruck... deswegen hatte Amara Angst gehabt. Deswegen war sie so... 

Ich stürmte zurück zu meinem Bett, griff nach dem Handy, das ich gerade auf die Mattratze geworfen hatte. 

"Mara?", fragte ich leise, Angst deutlich in meiner Stimme hörbar. Ich fürchtete mich etwas davor, mit ihr zu sprechen. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde.

"Tetsuro...", ihre Stimme zitterte, als sei sie immer noch erschrocken. Hatte ich ihr eine solche Angst eingejagt? Verdammt, Tetsuro...

Ich entschuldigte mich, hoffte, wir könnten in Person reden. Ich hatte alles pervertiert, das war mir bewusst, aber ich musste mit ihr sprechen. Ihr zeigen, wie viel sie mir bedeutete.

Sie antwortete nicht. Eine viel zu lange Zeit. "Mara?", die Panik, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben wolle, baute sich immer weiter in mir auf, zerfraß mich regelrecht. 

"Uh- Ja. Klar- ich meine... ich- es würde mich freuen", stotterte sie daher, als könne sie es kaum über sich bringen, mit mir zu sprechen. Dieser Stich, der meine Brustgegend traf und dessen Schmerz sich langsam über meinen Körper ausbreitete, fühlte sich so leer an, wie die wahnsinnige Stille, die durch den Ton ihrer Stimme unterstrichen wurde. 

"Okay, danke...", antwortete ich, versuchte, so zu klingen, als ob es mir nicht aufgefallen wäre. "Ich liebe dich", fügte ich hinzu, legte all meine Hoffnungen in diese Worte. All mein Vertrauen. Bitte, Amara, erwidere es...

"Ich liebe dich auch, Tetsuro."


--- es tut mir leid, dass ich so lang nd geupdated hab. WIRKLICH I'M SORRY OAHFDKÖSA ICH HOFFE ALLERDINGS, dass ihr immer noch lesen wollt, und euch die Geschichte immer noch gefällt <33 ---

Wie beim ersten Mal {Kuroo x Oc}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt