Kapitel 6

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"Warum hast du mich eigentlich so früh geweckt?", murrte ich aus der Küche ins Wohnzimmer, während ich versuchte, nicht den Herd abzufackeln. "Ich muss heute früher los, ich setz dich und Lia aber noch bei der Schule ab", erklärte sie, und ich hörte das Rascheln irgendeiner Zeitung. "Okay, ich- Verdammt! Ich glaub das mit den Pfannkuchen wird nichts mehr...", gestand ich, während ich dunkelbraunen Klumpen vor mir anstarrte. Das Lachen meiner Mutter füllte den Raum,  und ich konnte nur genervt aufseufzen. 

Nachdem ich den ganzen Mist weggeräumt hatte, zischte ich ins Badezimmer und machte mich fertig. Ich schickte Tetsuro wie gestern ein Bild, fügte allerdings hinzu, dass ich heute nicht telefonieren könne.

"Okay, wir können fahren", rief ich meiner Mutter zu, während ich mich bereits auf den Weg zum Auto machte. "Schatz, schreib Lia schon mal, dass sie rauskommen soll, okay?", bat mich meine Mutter, während sie mir folgte. Ich nickte hastig, und wählte ihren Kontakt.

Während der Fahrt zu Lias Haus redeten wir kaum, es waren allerdings auch nur ein paar Minuten. Das Geräusch des dröhnenden Motors war nervtötend, allerdings ließ sich mit lauter Musik darüber hinweg sehen. Ich erhöhte das Volumen meiner Kopfhörer und genoss den Remix. 

Die Blondine rannte uns entgegen, als würde sie vor etwas fliehen, und schmiss sich keuchend auf unseren Rücksitz. "Fahrt schnell los! Mein Bruder meinte, er will mich fahren, deswegen bin ich aus dem Haus gerannt, bevor er die Chance hatte, mich in sein Auto zu zerren", erklärte das Mädchen völlig außer Atem, während sie sich anschnallte. "Außerdem kann ich den unerträglichen Geruch von sieben Liter AfterShave so früh nicht aushalten, besonders nicht in einer kleinen Box, dessen Fenster er nicht öffnet." Meine Mutter und ich lachten lauthals los, während Lia nur den Kopf schüttelte.

"Ach ja, Schatz, ich muss euch noch etwas sagen", kündigte meine Mutter an, während sie um eine Ecke bog. "Dein Onkel kommt übers Wochenende zu Besuch, zusammen mit deinem Cousin." "Passt, überredet, ich schlaf am Samstag bei dir, Mara", schoss Lia direkt nachdem meine Mutter Suguru erwähnt hatte. Ich lachte sie hysterisch aus, während sie nur mit den Schultern zuckte. "Er ist verdammt gutaussehend, dass kannst du nicht verneinen", rechtfertigte sich die Blondine mit einem Schulterzucken. "Er ist mein Cousin, du Idiotin!"

"Ich muss in meine Klasse, es läutet gleich, du solltest auch gehen- komm nicht wieder zu spät", stellte die Blondine fest, während sie sich immer weiter von mir entfernte. "Ach übrigens, Mara, du hast deine Strumpfhosen vergessen." 

Ich erstarrte, wagte es nicht, einen Blick auf meine Beine zu werfen. Was mache ich jetzt? Ich rannte in meine Klasse, und warf meinen Körper regelrecht neben Noya. Ich schlug ein paar Bücher auf meinen Schoß, mit der Intension, die Flecken zu verdecken.

"Noya, ich-", was sollte ich sagen? Wie sollte er mir helfen? "Ich brauch deine Hose!", zischte ich ihm letztendlich entgegen, und starrte ihm ernst in die Augen. Zuerst sah er mich verwirrt an, dann brach er in Gelächter aus. "Verdammt, Noya, ich habe meine Sportsachen noch nicht da, du musst sie mir geben!", knurrte ich, während ich immer nervöser auf meinem Sessel herumrutschte. Der Dunkelhaarige seufzte geschlagen, und entgegnete mir dann etwas unsicher: "Das ist ja schön und gut, und keine Sorge du musst nicht erklären warum, ich hab's schon gesehen - da hat er übrigens ziemlich-" "Halt die Klappe, kein weiteres Wort darüber!", unterbrach ich ihn, da ich schon spüren konnte, wie ich rot wurde. Er kicherte kurz unverfroren, bevor er wieder ein übertrieben ernstes Gesicht aufsetzte. "Nah schön, aber wenn ich keine Ersatzhosen im Spind habe, hast du Pech, ich zieh sicher keinen Rock an."

Er hatte keine. Ich musst den restlichen Tag damit verbringen, mich hinter ihm zu verstecken - zumindest meine Beine - und mich zu schämen. Wieso hatte ich diese dummen Strumpfhosen vergessen? 

Ich war gerade dabei, aus der Klasse zu stürmen, und so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, doch Noya hielt mich am Handgelenk fest, und zog mich zurück. "Zwei Sachen, erstens, bist du sicher, dass du da jetzt raus willst? Alle sind draußen, dich wird sicher jemand sehen", begann er, während er sich auf seinem Platz gemütlich machte, und seine Füße auf den Tisch legte. Er hatte einen Punkt. Ich sollte einfach noch ein paar Minuten warten, Lia holte mich sowieso bei meiner Klasse ab, bevor ihr Vater uns heimbrachte.

"Zweitens, es gibt dieses Wochenende eine Party", fuhr er vor und grinste mich wissend an, "um den Schulstart zu feiern und so." "Seit wann feiern wir den Schulstart?", fragte ich mit einem Kichern, während ich meinem Blick auf den Schulhof richtete. Die Schüler rannten schon beinahe zu den Bushaltestellen oder direkt in die Stadt, und niemand achtete auf den anderen. Ein paar waren bereits hingefallen, die anderen hielten sich am Rand des Schulgeländes, versuchten einen Streit zu vermeiden. 

"Die brauchten einfach nur einen Grund Alkohol zu trinken, als machen sie es so. Ein paar alte Freunde werden dort sein, und viele verschiedenen Schulen", nahm Noya wieder das Gespräch auf, "auch von Tokyo, gut möglich, dass Kuroo zusammen mit ein paar anderen Nekoma-Schülern kommt."

Als er Tetsuro erwähnte, begann mein Herz zu flattern. Ich würde ihn früher wiedersehen, als gedacht. Ich konnte mir offensichtlich kein Lächeln verkneifen, denn Noya begann mich hämisch auszulachen. 

"Passt, ich werd' mit Lia vorbeischauen", stimmte ich zu, bevor ich mich endlich auf den Weg nach draußen machte. Lia müsste längst hier sein. Noya zischte an mir vorbei, ich wusste nicht genau wohin.

"Mara!", rief mich die bekannte Stimme einer bestimmten Blondine. Ich drehte mich um und erblickte sie. Sie lächelte mich zwar an, allerdings war ihr Blick auch mit Sorge gefüllt, warum?

"Also, wie versprochen hab ich für unsere Heimfahrt gesorgt", begann sie, während sie mich aus der Schule zog. Scheinbar was ihr egal, dass man meine Beine problemlos sehen konnte. "Aber... nun ja, es gab eine Komplikation." Eine Komplikation?

Als wir bereits die Hälfte des Schulhofs überquert hatten, begann unfassbar laute Musik meine Ohren zu erreichen. Sobald ich einen Blick durch die Schülerherde erfasste, erkannte ich den mattgrauen Audi TTS mit getönten Scheiben, und auch sein Gesicht, das zur Hälfte mit einer Sonnenbrille bedeckt war.

"Mein Bruder holt uns ab."


--- ja ich sag euch immer noch nicht, wer der Bruder ist :P Ich sollte eigentlich Mathelernen, aber stattdessen kommt wahrscheinlich heute noch ein Kapitel :) --- 

Wie beim ersten Mal {Kuroo x Oc}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt