Müde reibe ich mir die Augen. Die gestrige Nacht wurde wohl doch etwas länger als erwartet...
Mit brummendem Schädel sehe ich mich um, falle im nächsten Moment aber vor Schreck fast vom Bett als ich die Uhrzeit sehe. Mist. Ich muss in einer halben Stunde im Vorlesesaal sein und allein der Weg kostet mich zwanzig Minuten. Plötzlich hellwach springe ich aus dem Bett, suche mir meine Sachen zusammen und binde mir im gehen einen unordentlichen Dutt. Würde Hannah mich jetzt sehen... Sie würde mich erst auslachen und sich dann beschweren dass ich nicht richtig auf meine Haare achte... Ich bin stehen geblieben... Verdammt!
Hektisch packe ich mein Tablet und die dazugehörige Powerbank in den Rucksack, schnappe mir einen Apfel und gehe mit dem Schlüssel in der Hand aus der Wohnung.
Gestern war einer der noch wenigen stressigen Tage meines Studiums gewesen. Unser Tutor, Herr Tietz, hat uns das neue Thema vorgestellt. Noch nie habe ich etwas von 'wissenschaftlichem Arbeiten' gehört und richtig erklären tut er es auch nicht. Vielmehr erwartet er dass wir bereits alles wissen und uns selber kümmern, falls dies nicht der Fall ist. Siebenunddreißig Seiten habe ich gestern, an meinem eigentlich vorlesungsfreien Tag, geschrieben. Bis in die Nacht war mein Kopf damit beschäftigt eine Übersicht für das Thema zusammenzustellen und das nächste Mal als ich auf die Uhr sah, war es bereits halb drei am Morgen.
Müde und mit eindeutig überstrapazierten Augen und Nerven steige ich in den Bus und lasse mich bis in die Innenstadt fahren. Der Moment ist gekommen. Ich bereue es, nicht im Studentenwohnheim zu schlafen. Fünf Minuten. Fünf Minuten hätte ich gebraucht um bis zum Hörsaal zu kommen. Und was mache ich stattdessen? Stehe in einem überfüllten und stinkenden Bus und muss zwanzig Minuten warten.
Ich schreibe Emma vorsichtshalber eine Nachricht und sage Bescheid dass es bei mir später wird. Hauptsache sie hält mir einen Platz frei.
In letzter Zeit haben wir viele Sitzungen zusammen und langsam habe ich mich an ihr vieles Reden gewöhnt. Meinetwegen soll sie es machen, solange ich nicht den Bespaßer spielen muss ist alles gut. Jedoch ist mir auch aufgefallen dass dieser Fabian, der Typ mit dem ich am ersten Tag zusammengestoßen bin, ebenfalls viele Kurse mit mir teilt. An sich ist es nicht schlimm, mich stört es nur auf verwirrende Art und Weise dass er ziemlich schlau ist.
Bei Fragen gibt es genau drei Arten und somit drei verschiedene Möglichkeiten, was sie über die Intelligenz einer Person aussagen. Die erste Art ist in der Zeit von der ersten bis zur neunten Klasse. Wenn man hier Fragen stellt, steht man als dumm dar. Der Stoff ist noch ziemlich leicht verständlich und viele Kinder haben keine Probleme, deshalb wird man leicht zum Außenseiter wenn man viele Fragen stellt.
Die zweite Zeitspanne umfasst die zehnte Klasse und Sekundarstufe. Wer hier Fragen stellt ist der Retter des Kurses. Die meisten haben ab dem Zeitpunkt keinen Plan mehr was sie eigentlich lernen müssen. Wenn sich dann jemand dazu überwindet eine Frage zu stellen sind die meisten Schüler froh darüber es nochmal erklärt zu bekommen.
Und dann gibt es die dritte Art. Die Zeit nach dem Abitur, also in der Uni oder bei der Ausbildung. Wer hier dem Tutor Fragen stellen kann... Der wird von allen Studenten respektiert. Die meisten verstehen rein gar nichts mehr, deshalb kommt es eher selten vor dass es jemanden gibt der überhaupt weiß um welches Thema es geht. Der so viel versteht dass er den Tutor etwas fragen kann. Der Großteil wüsste nicht einmal was für Fragen er stellen soll.Und genau diese letzte Sorte, der, der immer wieder Einwürfe hat und sich meldet ist Fabian. Ich will ihn nicht als Streber bezeichnen, denn das was er macht ist kein pures Lernen mehr. Das ist Talent. Und genau das beneide ich so sehr. Damit will ich nicht sagen dass ich Probleme habe im Stoff mitzukommen, doch meist dauert es weitere zwei Stunden am Tag um das Thema genau zu verstehen und die Aufgaben zu lösen.
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Made The Decision
FanfictionSechs Monate ist es her dass Lando und Jul sich das letzte Mal gegenüberstanden. Sie hat ihre Europareise beendet, wohnt in einer kleinen aber gemütlichen Einzimmer Wohnung in Dresden und ist kurz davor ihr Traumstudium zu besuchen. An der Uni finde...