8th chapter

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Sein Eigengeruch steigt mir in die Nase, benebelt meinen Sinn und meinen Verstand. Seine Haare fühlen sich samtig weich im Griff meiner Finger an und seine Hand an meiner Wange erfüllt mich mit einer Wärme, die ich seit unserer letzten Begegnung nicht mehr spüren konnte, die mir die ganze Zeit über verwehrt wurde. Lächelnd entgeht mir nicht das sanfte Anstupsen unserer Nasenspitzen. Dreiundzwanzig Jahre alt und doch verspielt wie ein kleiner Junge... Da kann ich ihm einfach nicht länger böse sein. Meine Stirn legt sich an seine, stützt mich ab und gibt mir einen gewissen Halt der mich davor hindert, nach vorn über zu kippen.

"Ich bin froh dass du endlich da bist. Ich wüsste nicht was ich getan hätte wärst du nur eine Stunde später gekommen."

Seine Finger streichen um meine Wange, halten mein Gesicht an meinem Unterkiefer erhoben damit ich ihm in die Augen sehen kann. Seine hellen, mich verschlingenden Augen.

Verschlagen senke ich meinen Blick. Ich kann seinem Ausdruck noch nicht standhalten. Trotz des Abstandes hat sich mein Körper nicht erholt und mein Herz nicht beruhigt. Wann bin ich das letzte Mal so rot geworden? Es fühlt sich wie eine ganze Ewigkeit an und doch schafft es Lando genau diese Seite in mir zu erwecken. Diese unschuldige alte Seite in mir die ich eigentlich versucht habe wegzuschließen, zu verstecken und nicht mehr ans Tageslicht zu lassen.

"Tut mir leid dass es so spät geworden ist. Hattest du schon etwas Ruhe bekommen können?"

"Ja."

Sein Grinsen löst etwas tief in mir. Es schneidet etwas durch und lädt den Ballast von meinen Schultern auf den Boden. Lächelnd schüttle ich meinen Kopf und spüre den Stein von meinem Herzen fallen. Mir geht es wieder gut. Die Sorgen habe ich hinter mir gelassen und meine vorherigen Zweifel verblassen Stück für Stück.

Plötzlich entfernt sich sein Gesicht und er sieht auf mich herab. Die schlagartige Ferne lässt eine Kälte über meine Arme kriechen dass ich zusammenzucken muss. War er schon immer so groß? Auch seine Finger lösen sich von meiner Haut und Lando geht einen Schritt zurück. Was macht er? Wieso geht er? Was hat er vor? Prüfend lasse ich ihn nicht aus den Augen, verfolge jeden seiner Schritte und versuche seine nächste Aktion vorherzubestimmen.

"Was wird das wenn's fertig ist?"

Skeptisch überfliegen meine Augen sein Gesicht. Seine Mundwinkel sind leicht gebogen, lassen einen gewissen Schalk durchblitzen und seine Augen sehen lebendiger als zuvor aus... Mir blüht eine Vorahnung. Wenn er wirklich das macht was ich denke das er macht, werde ich rennen. Ich hasse es erschr-

Seine Hand umgreift meine Schulter, zieht mich in eine Umarmung und plötzlich bemerke ich wie mein Körper zusammen mit Lando nach hinten geworfen wird. Die Überraschung im ganzen Körper gefriert mein Blut zu Eis, mir wird kalt und erschrocken lasse ich alles mit mir machen. Plötzlich spüre ich die gerade frisch aufgeschüttelte Decke an meinem Rücken, doch ist mir das in dem Moment ziemlich egal. Obwohl mir gerade eben noch kalt war, ist das einzige was meine Sinne wahrnehmen können und meine Augen fesseln kann, wie Lando sich oberkörperfrei über mich beugt, sich seine Hände neben meinem Kopf abgestützen und er sich grinsend zu mir runter lässt. Die Kälte ist verschwunden und stattdessen kopiert sich seine gute Laune auf meinen müden Geist.

"Lando...?"

Meine Augenbraue zieht sich fragend in die Höhe, doch statt einfach zu antworten verzieht sich sein Grinsen in ein verschmitztes Schmunzeln und Lando sieht mir unschuldig entgegen.

"Jul...?"

"Du bist fett."

Innerlich lachend beobachte ich wie sich sein Gesichtsausdruck von belustigt zu schockiert zu skeptisch ändert, zucke aber plötzlich zusammen als ich seine Hand in meinen Rippen zu spüren bekomme und er anfängt gehässig zu lachen. Scheiße, warum habe ich ihn auch fett genannt?!

Made The DecisionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt