29th chapter

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Ein köstlicher Geruch zieht mir in die Nase. Müde halte ich mir die Hand vor meinen gähnenden Mund und strecke mich dann erstmal eine Runde. Was ist gestern passiert? Mein Körper fühlt sich schlapp an, mein Herz ist nicht wirklich ausgeruht und mein Kopf wird wie mit einem Presslufthammer von Kopfschmerzen massakriert. Stöhnend halte ich mir an den Kopf und sehe mich schließlich im Raum um.

Lando war gestern ziemlich schnell eingeschlafen, er ist gerade wahrscheinlich auch der Grund warum es in der ganzen Wohnung so gut riecht. Die negativen Dinge ausblendend erhasche ich einen Blick auf die Uhrzeit. Schon halb eins?! Welcher Tag ist heute? Donnerstag... glaub ich... Langsam stehe ich aus dem Bett auf und wechsle mein Nachthemd mit einem von Landos Pullovern, den er mir anscheinend schon auf den Stuhl gelegt hat. Er ist wirklich zuckersüß wenn er sich Sorgen macht... Glücklich lächelnd ziehe ich mir das gut riechende Oberteil über den Kopf und gehe, fertig umgezogen rüber in die Küche. Lando hat mich noch nicht bemerkt, als ich mich an der Trennwand anlehne und ihn aufmerksam beobachte.

Eine graue Jogginghose und ein weißes T-Shirt verdecken seinen Körper und mit gezielten Handgriffen verteilt er das gebratene Rührei auf zwei separate Teller, die er letztlich auf den Tisch stellt und sich augenscheinlich auf die Suche nach Kaffeetassen macht, als er mich plötzlich bemerkt und ins Stocken gerät. Wir sehen uns eine Weile stumm entgegen, als mich auf einmal ein Blitz durchfährt. Ich hab ihn gestern verletzt... Bei dem Gedanken zieht sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Es ist als könnte ich wieder die dröhnende Musik hören und das Vibrieren des Bodens an meinen Füßen spüren. Was habe ich mir nur dabei gedacht...? Anscheinend gar nichts.

„Komm her."

Ich werde aus meinen Erinnerungen in zwei starke Arme genommen. Mich überkommt ein ekelhaftes und dreckiges Gefühl und tief ein und aus atmend kralle ich mich in Landos Rücken. Wie schafft er es nur sich nichts anmerken zu lassen...? Ist es wirklich so oft schon vor der Kamera passiert, dass es für ihn schon zur Normalität geworden ist, seine Gefühle zu unterdrücken? Trauer überkommt mich. Alles was man dachte zu kennen und was man begonnen hatte zu vergöttern ist doch irgendwie enttäuschend nichtssagend geworden. Das Lächeln vor der Kamera, die vor Freude strahlenden Augen, dieses scheiß perfekte Leben ist überhaupt nichts wert, wenn es nicht echt ist.

„Es... tut mir so leid."

„Sh... lass uns erstmal frühstücken. Wir können dann immer noch reden, wenn du das willst."

Stumm und immer noch an seine Brust gepresst nicke ich zustimmend und lasse mich dann von Lando an den Tisch führen. Wie heute morgen setzt er sich auch jetzt mit gegenüber auf den Stuhl und beginnt dann langsam mit essen. Erst da bemerke ich die leise Musik im Hintergrund und entspanne mich augenblicklich. Es wird keine unangenehme Stille geben... Es dauert weitere Sekunden, bis ich endlich nach meiner Gabel greife und das Rührei beginne zu essen.

„Wie kommt es dass du so schnell hier warst? Zwischen unserem Telefonat und der... Bargeschichte waren nur drei Stunden dazwischen."

Lando sieht mit nachdenklichem Blick zu mir auf und sammelt sich erstmal. Ich erkenne wie sich der Ausdruck in seinen Augen verändert und seine Miene an Wärme gewinnt.

„Drei Stunden sind genug gewesen um meinen Rucksack zu packen, Jon anzurufen und mit ihm im Flugzeug nach Dresden zu fliegen. Wenn ich ehrlich bin war ich auch schon eine gute Stunde eher da, aber... Jon und ich wir hatten uns erstmal ordentlich verlaufen, bevor wir uns mit Maps endlich zurecht gefunden haben."

Peinlich berührt lacht er und fasst sich dabei in den Nacken, ganz so, als ob ich ihn jederzeit auslachen würde. Ich muss zwar schmunzeln, aber ihn deswegen auszulachen... ich wäre ja genauso verloren gewesen wie die beiden.

Made The DecisionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt