Die darauffolgenden Tage sind mentaler Stress pur... zumindest für mich, denn Jul scheint ganz entspannt bei der Idee einfach aufgeschnitten zu werden. Wie kann sie nur so ruhig bleiben?! Ich verstehe es einfach nicht, doch trotzdem muss ich ihre Entscheidung respektieren. Pünktlich um halb acht stehe ich bei ihr im Zimmer und warte dass sie von der Operation zurückkommt. Gerade wird sie in einem Rollstuhl zurück auf ihr Bett geschafft. Ich greife der Krankenschwester unter die Arme und hebe Jul unter die Decke.
„Ist alles gut gelaufen?"
Beruhigt stelle ich fest wie die Schwester zustimmend nickt.
„Ja, es ist alles ohne Komplikationen geschehen und ihre Freundin sollte in der nächsten Stunde aufwachen. Wenn sie nach zwei Stunden immer noch keine Anzeichen von sich gegeben hat, dann drücken sie bitte auf den Knopf hier. Aber machen sie sich keine Sorge, bisher ist es erst einmal so gekommen und ich bin schon seit fast fünfzehn Jahren hier angestellt. Also keine Panik, ja?"
Seit Sonntag bin ich anscheinend als der Panik-Typ bekannt... mir soll es recht sein. Soll doch jeder wissen dass ich mich um meine Freundin sorge, da brennt halt schonmal eine Sicherung durch. Dankbar nicke ich, dann verabschiedet sie sich von mir und lässt uns zwei allein. Besorgt streiche ich Juls Strähnen aus dem Gesicht, als sie sich plötzlich bewegt, meine Hand in ihre nimmt und sich mit ihrem Kopf auf diese legt. Überrascht falle ich fast vom gegenüberstehenden Bett und muss mich auf ihrer Matratze abstützen. Selbst im Schlaf noch stürmisch, so kenne ich sie. Lächelnd sehe ich auf sie herab. So friedlich, als könne ihr nichts und niemand etwas anhaben. Ihr Gesicht ist ganz ruhig und ihre Hände sind wieder etwas wärmer als in den letzten Tage geworden. Bestimmt geht es ihr jetzt wieder besser. Alles deutet darauf hin, also wieso sollte es nicht stimmen? Ich spreche mir Mut und Vertrauen zu. Der Arzt wird schon alles richtig gemacht haben, denn wenn nicht, läge sie jetzt nicht hier in ihrem Bett und würde mit eisernem Griff meine Hand umschließen. Ich werde es ihr nachmachen. Ich werde sie nicht mehr loslassen, werde sie mit meiner ganzen Kraft festhalten und sie mit meiner bloßen Anwesenheit beruhigen.
Selig erhebe ich meine freie Hand und lege sie auf Juls Haare. Sie sind so weich... vorsichtig nehme ich mir eine einzelne Strähne in die Hand und streiche mit meinem Daumen drüber. Wie lange es wohl dauern wird bis sie wieder aufwacht? Ob sie überhaupt- nein. Sie wird aufwachen. Ich sollte endlich aufhören mit dem ständigen Gefrage nach einem ob. Stattdessen sollte ich beginnen in die Zukunft zu sehen und auf das kleine Wörtchen werden zu achten, denn nur das bringt uns voran. Das macht uns stark und für Jul muss ich so ein starker Fels sein. Ich muss für sie da sein, das schaffe ich aber nur wenn meine Kraft dazu ausreicht... wenn ich mir vorstelle, dass ich jetzt für sie verantwortlich wäre, als... Mann, dann sehe ich mich verlieren. In meinem jetzigen Zustand bin ich keine Hilfe. Ich bin schwach, verliere die Nerven und bekomme selbst bei der kleinsten Veränderung sofort Panik. Ich muss mich bessern. Ich muss stärker werden. Für Jul... für mich... und für unsere gemeinsame Zukunft. Ich... will ihr endlich sagen was ich für sie empfinde und damit den ersten Schritt in diese Richtung gehen. Ich werde den ersten Schritt in Richtung Verantwortung machen und ihr so meine Willenskraft beweisen, denn für mich ist es genau das, was eine starke und langwierige Beziehung ausmacht. Das Vertrauen darauf, dass der jeweils andere kämpft, auch dann wenn man durch schwere Zeiten geht. Wenn es auch noch so auswegslos erscheint, dann muss der Wille da sein, der bewirkt dass wir noch enger zusammenwachsen.
Beruhigt sehe ich mir ihr Gesicht an und bestärke dadurch nur noch weiter meinen Entschluss.
Ich werde für uns kämpfen, Jul. Komme was wolle.
- - -
pov.: Jul
Ich sitze gelangweilt in meinem Krankenbett und sehe aus dem Fenster. Seit einigen Tagen bin ich endlich in einem normalen Zimmer gelandet. Die dunkle Farbe auf der Intensiv hat mich langsam aber sicher depressiv gemacht, es war kaum auszuhalten. Zum Glück ist es jetzt um einiges besser. In meinem Zimmer besteht eine ganze Wand aus Glas und die Wände sind in einem hellen Blauton, alles also ziemlich freundlich gehalten.
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Made The Decision
FanfictionSechs Monate ist es her dass Lando und Jul sich das letzte Mal gegenüberstanden. Sie hat ihre Europareise beendet, wohnt in einer kleinen aber gemütlichen Einzimmer Wohnung in Dresden und ist kurz davor ihr Traumstudium zu besuchen. An der Uni finde...