Kapitel 16 - Die Wirkung der Knallerde

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Mit einem unwohlen Gefühl im Magen kam Jan auf dem Landeplatz der Carls an. Nachdem er bei seiner ersten Reise durch das Porttor gesehen hatte, wie entspannt Frau Schmidt durch die Dunkelheit gereist war, hatte er gedacht, dass auch er sich mit der Zeit an diese Art der Fortbewegung gewöhnen würde. Schließlich war auch sein Schwindel nach den Bahnen im Europapark mit jeder Fahrt weniger geworden. Aber diese Porttür war einfach etwas ganz anderes. Auch nach Jans dritter Reise mit ihr drehte sich immer noch alles um ihn herum und er wurde das flaue Gefühl in der Magengegend nicht los.

»Jan!«, erschreckte ihn plötzlich eine gut gelaunte Jungenstimme. Verwundert sah er sich um und bemühte sich, seine Umgebung klar zu erkennen. Doch es dauert eine Weile bis er den braunhaarigen Jungen entdeckte, der grinsend auf ihn zulief - Levi.
»Schön, dich wiederzusehen!«, sagte er und begrüßte Jan mit einem kräftigen Handschlag. Gemeinsam gingen die beiden zu den Carls. Levi führte Jan zu einem Flugobjekt, in dem bereits Marina, Filio und Lina Platz genommen hatten. Gemeinsam platzierten sie Jans Gepäck auf der Ablagefläche und stiegen in das hölzerne Gerät. Jan grüßte fröhlich die anderen Haistras. Auch wenn er eine wunderschöne Zeit bei seinen Eltern gehabt hatte, musste er zugeben, dass er seine Freunde vermisst hatte.

Diesmal hatte Lina auf dem vorderen Sitz Platz genommen und nachdem auch Jan seinen Zauberstab abgelegt hatte, startete sie die Maschine. Erst jetzt bemerkte Jan, dass er ziemlich spät gewesen war. Es waren schon die meisten anderen Carls am Himmel und auf dem Start- und Landeplatz standen fast keine Menschen mehr. Aber er erinnerte sich noch gut daran, wie das Navigationsgerät ihres Autos sie um eine Baustelle gelotst hatte und sie dabei in eine Vollsperrung geführt hatte. Nachdem sein Vater wieder gedreht hatte, waren sie einen noch größeren Umweg gefahren und schließlich eine halbe Stunde später als geplant an der alten Villa Hohenthal angekommen. »Dann konnten wir wenigstens noch ein bisschen Zeit mit dir verbringen, bevor du uns wieder verlässt«, hatte seine Mutter gemeint und die zusätzlichen Minuten genutzt, um sich mit ihrem Sohn über Wünsche für den gemeinsamen Sommerurlaub zu unterhalten.

Filios laute Erzählungen über seinen neuen Zaubertrank, den er in den Ferien erfunden hatte, ließen ihn aus seinen Erinnerungen in die Gegenwart zurückkehren. Stolz holte der Junge mit Igelfrisur ein verschlossenes Reagenzglas aus seinem Rucksack und hielt es in die Luft.
»Das soll Türschlösser öffnen?«, fragte Lina skeptisch und betrachtete das Gefäß mit zusammengezogenen Augenbrauen. Doch Filio ließ sich davon nicht beeindrucken.
»Genau so ist es«, verkündete er stolz und schwenkte das Reagenzglas in der Luft herum, »selbst Türen, die mit Alohomora nicht aufgehen, haben keine Chance dagegen. Soll ich es euch zeigen?«

Er hielt das Gefäß über die Halterung, in der sein Zauberstab festgemacht war.
»Lass den Blödsinn!«, lachte Levi und riss ihm das Reagenzglas aus der Hand, wobei die Flüssigkeit in dessen Inneren bedrohlich zu sprudeln begann. »Das zeigst du mir vorher bitte erst einmal, wenn wir uns nicht in einer Höhe befinden, aus der wir einen Fall nicht überleben.«
Geschickt warf er das Glas zu Filio zurück, der es weniger elegant auffing und danach dramatisch in den Händen hin und herwarf als hätte er es nicht richtig gefangen.

Marina betrachtete kopfschüttelnd die dunkelgrüne Flüssigkeit.
»Du hast aber auch immer Ideen«, meinte sie lachend. »Was habt ihr anderen denn so in den Ferien gemacht?«
Jan atmete innerlich auf. Er war doch ziemlich erleichtert darüber, dass Filios Zaubertrank erst einmal nicht mehr da Hauptthema war und er jetzt auch nicht mehr in ganz so großer Gefahr schwebte, mit einem brennenden Carl zu Boden zu stürzen. Er hörte interessiert den anderen dabei zu, wie sie von ihren Ferien berichteten und fragte sich dabei, ob er auch irgendwann so ein Zaubererleben führen würde. Levis Erzählungen über das Crameri-Hotel faszinierten ihn am meisten. Er würde nur zu gern mehr von der Zauberei im privaten Leben kennenlernen.

Die vergessene Schule - HP FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt