Z W Ö L F

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Freitagmorgen kurz nach acht und Julian steht vor seiner Haustür wie bestellt und nicht abgeholt. Killian wollte mit dem gemieteten Transporter schon vor zwanzig Minuten hier sein.
Julian gähnte und betrachtete seinen Werkzeugkoffer nachdenklich. Sein Vater hatte ihm den geschenkt, als er nach Leverkusen in seine erste eigene Wohnung gezogen war. Weil man das unbedingt braucht, hatte er gesagt.
Julian wusste, dass Jannis so etwas nicht geschenkt bekommen hat. Weil Jannis handwerkliche Aufgaben schon als Kind immer delegiert hatte. Bloß nicht die Hände schmutzig machen. Lieber lustige Fotos von den anderen machen.
Julian holte sein Handy aus der Hosentasche und checkte, ob Killian ihm vielleicht geschrieben hatte. Aber bei WhatsApp stand Kais Konversation noch immer ganz oben.
Seit der Nachricht am Mittwoch war nicht mehr viel zwischen ihnen passiert. Julian war klar, dass es nicht einfach wieder wie vorher sein würde und, dass sie kleine Schritte machen würden – ganz kleine. Aber Julian konnte in dieser Nacht sehr gut schlafen. Ohne Alpträume oder wachhaltende Gedanken.
Gestern hatte Sam gefragt, ob Julian denn heute Lust auf eine Runde Fortnite mit den anderen hätte. Julian hatte nicht lange drüber nachgedacht und zugestimmt. Weil eine böse kleine Stimme in seinem Hinterkopf ihm sagte, dass Kai bestimmt kneifen würde und er sich keine Sorgen machen brauchte. Aber Kai spielte mit und nach anfänglichem nervösen gegenseitigen ignorieren, folgte ein lockerer Schlagabtausch und danach war tatsächlich alles wie früher. Zu mindestens in der Onlinewelt.
Nach fast drei Stunden spielen, verabschiedete sich Julian von den anderen, weil er noch laufen gehen wollte. Sehr zur Belustigung von Sam und Mitch, die ihm kein Wort glaubten. Kai meldete sich in dieser Sache gar nicht zu Wort. Aber er schrieb Julian später, dass es ein ziemlich lustiger Nachmittag war. Und Julian wurde es ganz warm ums Herz. Das war doch ein gutes Zeichen oder nicht?
Julian schlief auch in dieser Nacht gut. Aber als heute morgen der Wecker klingelte und ihn daran erinnerte, was ihm bevorstand, wollte Julian am liebsten die Zeit zurückdrehen. Er hatte Jannis nur zugesagt, damit er von Kai abgelenkt war. Das war jetzt nicht mehr nötig. Denn an Kai denken tat jetzt nicht mehr so weh, wie vor ein paar Tagen noch.

Ein lauter Motor zerriss die Stille in der Straße und holte Julian aus seinen Gedanken. Als Julian sah, dass hinter dem Steuer tatsächlich Kilian saß, verzog er das Gesicht und betrachtete den Transporter ausgiebig.
Dieses Fahrzeug hatte seine besten Tage eindeutig hinter sich. Das Ding sah aus, als würde es in seine Einzelteile zerfallen, wenn man zu kräftig auf die Bremse trat. Julian sah sich schon in Orangener Weste ein Warndreieck aufstellen, weil das Teil mitten auf der Autobahn liegengeblieben war. Und im nächsten Moment dachte er sich, dass das immer noch besser war, als Kisten schleppen.
Kilian hielt in zweiter Reihe und stieg aus. »Hi! Tut mir scheiße Leid, dass ich so spät bin. Die haben meine Reservierung verlegt und jetzt...« - Kilian warf dem Transporter einen zweifelnden Blick zu - »Ich weiß echt nicht, wo die das Teil ausgegraben haben. Der klappert, da kriegt man richtig Angst!«
»Ich hoffe, die haben wenigstens an Warnwesten und ein Dreieck gedacht«, entgegnete Julian, während er Kilian einen lockeren High-Five gab.
»Beschrei's nicht! Ich habe kein Bock mir auf der Autobahn die Beine in den Bauch zu stehen.« - er musste trotzdem lachen, während er die Hintertür öffnete, damit Julian seinen Koffer auf die Ladefläche stellen konnte. Und Julian fragte sich, wie man um diese Uhrzeit schon so gute Laune haben konnte.
Danach stiegen sie ein und fuhren in Richtung Autobahn. Das Ding hatte nicht mal ein Radio, weswegen Kilians Handy auf dem Armaturenbrett lag und vor sich hin trällerte. Volle Lautstärke, aber man verstand wegen des lauten Motors nicht wirklich etwas.
Julian lehnte sich vorsichtig an und warf einen prüfenden Blick auf das urige Lenkrad und die abgewetzte Inneneinrichtung. »Das Ding wurde doch gebaut, bevor ich geboren wurde!«
Kilian lachte auf. »Darauf kannst du wetten! Macht's dir was aus, wenn wir nochmal irgendwo anhalten und Kaffee holen? Ich schlaf' sonst ein. Ich hab' mit Jannis bis um vier Kisten gepackt.«
Julian schüttelte den Kopf. »Nein alles gut, ich trinke einen mit.«
Kilian warf ihm einen erleichterten Seitenblick zu und sie hielten bei der ersten Tankstelle, die ihren Weg kreuzte.
Kilian brachte Julian einen Milchkaffee mit und startete dann erneut das Monstrum – Julian fand den Spitznamen ziemlich passend.
Julian trank vorsichtig einen Schluck, weil das Monstrum unter ihm beim Bremsen und Anfahren so sehr ruckelte, als würden sie in einem 40-Tonner fahren.
»Was ist eigentlich euer Plan für heute? Ich hoffe du hast das Zeitmanagement nicht Jannis überlassen?!«
Kilian hatte mit dem Gänge schalten ganz schön zu tun, deswegen dauerte es ein paar Sekunden, bis er Julian antworten konnte.
»Jannis muss noch ein paar Sachen packen und auseinanderbauen, weil er wieder getrödelt hat.« - Kilian verdrehte die Augen - »Ich dachte, vielleicht fahrt ihr in der Zeit schon mal vor und streicht das Wohnzimmer oder so. Auch wenn wir die Möbel dafür erst morgen kaufen, aber dann ist das wenigstens schon fertig. Es sei denn, du willst deinem Bruder dabei zusehen, wie er sich mit dem Schraubenzieher selbst umbringt!«
Julian konnte sich das bildlich vorstellen. Und er hatte daran kein Interesse. »Nein, streichen ist schon in Ordnung. Wer ist denn noch dabei? Freunde von dir? Oder hat sich einer eurer Mitbewohner doch aufgerafft?«
Julian konnte von der Seite sehen, wie Kilian nachdenklich das Gesicht verzog. So, als würde er nach den richtigen Worten suchen müssen. Als würde es sich bei ihren Helfern um den Papst und die Queen handeln. Julian kroch ein eiskalter Schauer über die Wirbelsäule, als er daran dachte, wer aktuell denselben Status besaß.
»Jannis hat Kai um Hilfe gebeten, oder?«
Kilian brauchte ein paar Sekunden, um zu nicken, dann räusperte er sich. »Ja, er war am Mittwoch bei ihm, bevor wir ins Bauhaus gefahren sind. Keine Ahnung, warum oder was dazwischen euch vorgefallen ist, aber Jannis sah danach ziemlich zufrieden aus und hat irgendetwas von Freundschaft retten gefaselt. Kai ist kurz bevor ich los bin, bei uns angekommen.«
Julian nickte und schluckte und irgendetwas schnürte ihm die Stimmbänder und die Luftröhre gleichzeitig zu. Am liebsten wäre er aus dem fahrenden Transporter gesprungen und zurück nachhause gelaufen. Und er wollte Jannis mit dem Hammer eins überziehen.
Er fühlte sich verraten und betrogen und hintergangen. Als hätten Jannis und Kai ihm gemeinsam ein Messer in die Brust gerammt. Hätte er gewusst, dass das passiert, hätte er Jannis in Bremen nichts erzählt.
Kilian räusperte sich. »Soll ich mit Kai malern gehen, während du deinem Bruder beim Abbauen und Einpacken hilfst?«
Julian fand, dass klang ziemlich verlockend. Dann musste er den ganzen Tag nicht im selben Raum wie Kai verbringen und konnte seinen Bruder doch eins mit dem Hammer überziehen, ohne dass es jemand sah.
Julian schüttelte den Kopf. »Nein alles gut, wir machen das so, wie geplant.«
Er war ja keine Memme. Und er wollte auch nicht derjenige sein, der wegrannte. Sie sind beide erwachsen, sie werden diesen Tag schon überleben – irgendwie. Außerdem geht es heute nicht um sie, sondern um Kilian und Jannis.
Julian biss sich auf die Unterlippe. Hoffentlich sah Kai das auch so.

Die Fahrt zur alten WG dauerte über eine Stunde, weil sie in den Berufsverkehr gerieten. Genug Zeit für Julian, um sich zu überlegen, wie er mit Kai umgehen wollte.
Aber als sie dann vor der Wohnungstür standen, fand Julian alle seine Pläne scheiße und schmiss sie über den Haufen. Er wählte die simpelste Idee: Es einfach auf sich zukommen lassen. Wenn es ganz schlimm werden würde, würde Kai bestimmt abhauen. So wie er es immer machte. Julian schämte sich, dass für ihn der einzige Ausweg war, dass Kai den Schwanz einzog und sich verpisste.
Kilian schloss die Tür auf und Julian holte ein letztes Mal tief Luft. Und das erste was er hörte, war Kais Lachen in Jannis' Zimmer. Es war echt, klang nicht gestellt oder unterdrückt. Julian wurde in diesem Moment erst klar, wie sehr er es vermisst hatte. Er fühlte sich irgendwie sofort besser, nicht mehr so angespannt.
Doch das änderte sich, als Kai und Jannis bepackt mit jeweils einem Umzugskarton in den Flur kamen.
Kais Lachen erstarb sofort. Sie beide sahen Julian an, als wäre er ein Eindringling. Kai sah gequälter aus, als Jannis. Der sah einfach nur aus, als würde er eine Kopfnuss oder ähnliches erwarten. Dafür das er seinen Bruder hintergangen hatte, obwohl er die ganze Geschichte kannte und wusste, wie schlecht es Julian damit ging.
Jannis räusperte sich. Es klang beinahe verlegen. »Ihr seid ja schon hier. Hat alles geklappt mit dem Transporter?«
Während Kilian ihm kurz die Geschichte des Monstrums erzählte, starrten Kai und Julian sich einfach nur an. Als würden sie beide darauf warten, dass der andere zuerst etwas sagte. Wohlwissend, dass sich am Ende keiner traute. Und so blieben beide stumm, bis Jannis den Karton abstellte und eifrig in die Hände klatschte.
»Wollt ihr dann los?«
Julian hielt die Luft an. Weil er erwartete, dass Kai nicht Bescheid wusste. Dass Jannis ihn erst noch in seinen Plan einweihen musste. Und dann würde Kai entsetzt mit dem Kopf schütteln und verschwinden, weil er auf keinen Fall allein mit Julian sein wollte. Genau diese Szene spielte sich vor Julian innerem Auge ab. Und er wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte oder das schlecht fand.
Aber Kai überraschte ihn, denn er zuckte mit den Schultern und sah Julian an. Direkt in die Augen, ohne gut getarntes Ausweichmanöver. »Wir sollen streichen in der neuen Wohnung. Du weißt Bescheid?«
Julian nickte und fand das gleichzeitig ungerecht. Kai wusste seit Mittwoch, dass sie heute aufeinandertreffen würden. Und Kai wusste auch länger, dass sie allein eine Wohnung streichen sollten. Er hatte viel mehr Zeit, sich auf all das vorzubereiten. Zeit, die eigentlich Julian zugestanden hätte. Warum hatte ihm keiner Bescheid gesagt?
Alle sahen Julian an, weil er so aussah, als wollte er zu der ganzen Sache noch etwas sagen. Aber Julian stellte nur den Werkzeugkoffer ab.
»Hier«, sagte er an Jannis gerichtet, »kannst du bestimmt gebrauchen, aber verlier' nichts!«
Jannis nickte verstehend und Kilian nutzte die Chance, um Julian zu instruieren wie das Wohnzimmer gestrichen werden soll.
Kai schlüpfte indes in seine Turnschuhe und schulterte seinen Rucksack.
Danach verließen sie schweigend die Wohnung und Julian bildete sich ein, im Augenwinkel Jannis grinsen zu sehen. Er würde ihm definitiv mit dem Hammer eins überziehen, so viel stand fest. Und danach würde er behaupten, es war ein Versehen.
Den Weg zu Kais Auto legten sie ebenfalls wortlos zurück. Während Julian sich anschnallte und darauf konzentrierte, den Blick stur geradeaus zu richten, holte Kai einen Zettel aus seiner Hosentasche und tippte eine Adresse in sein eingebautes Navigationsgerät ein.
Die weibliche Computerstimme redete etwas von einer halben Stunde Fahrzeit bis zum Ziel und Julian fragte sich, warum sein Bruder ausgerechnet ans andere Ende von Köln ziehen musste.
Kai startete den Motor und damit auch das Radio. Deutschrap füllte das Auto. Irgendein Titel, den sie beide früher lauthals mitgegrölt hätten. Zu mindestens die Passagen, die sie kannten. Aber jetzt versuchte jeder möglichst gar keinen Ton von sich zu geben. Als würden Strafen dafür verhängt werden, wenn jemand zu laut war.
Julian traute sich, Kai einen flüchtigen Seitenblick zuzuwerfen. Kai sah beim Autofahren genauso konzentriert aus, wie beim Fußballspielen. Julian würde eine ganze Menge dafür geben, den ganzen Tag nichts anderes machen zu dürfen, als Kai dabei zu zusehen.
Sie gerieten auch wieder in den Berufsverkehr, der in Köln wirklich die Hölle war. Und aus den ursprünglichen 30 Minuten Fahrzeit wurde eine gute Stunde. Julian hatte vermutlich noch nie so lange in seinem Leben geschwiegen. Es war wirklich unangenehm. Diese Art von Stille, die Julian normalerweise mit einem Witz oder einem flapsigen Spruch versuchte zu umgehen. Aber in der aktuellen Situation war weder das eine noch das andere angebracht - fand er. Und Julian machte es fertig, dass er in Kais Gegenwart mittlerweile überlegen musste, was er sagen konnte und was nicht.
Kai fand direkt vor dem pastellgelben Altbau einen Parkplatz. Julian schnallte sich ab und stieg aus, stolperte geradezu aus dem Auto und landete beinahe der naselang auf dem Gehweg.
Er sah sich prüfend um, weil er auf Fotos oder dergleichen verzichten konnte. Doch die Straße war zum Glück menschenleer. Der Einzige, der sich ein Grinsen verkneifen musste, war Kai. Aber das bekam Julian nicht mit.
Julian schnappte sich seinen Rucksack vom Beifahrersitz und wartete darauf das Kai seine Sachen eingesammelt und das Auto abgeschlossen hatte. Dann gingen sie gemeinsam zur Haustür, so viel Abstand zwischen ihnen, wie der Gehweg zuließ. Die ganze Situation noch immer vom Schweigen beherrscht.
Sie stiegen hintereinander die Treppen hinauf und standen kurz darauf zusammen in dem großen Raum, der irgendwann mal ein Wohnzimmer sein sollte.
Julian schielte unsicher auf den Farbeimer vor seinen Füßen.
»Denkst du, die Farbe wird reichen?«, sprach Kai das aus, was Julian dachte.
»Wenn Jannis gerechnet hat, dann bestimmt nicht!«, entgegnete Julian und schlüpfte aus seinen weißen, neuen Nikes in ein altes Paar Sneakers, dass an den Fersen schon so kaputt war, dass man sie auf der Straße definitiv nicht mehr anziehen konnte. Aber zum Renovieren waren sie schon noch in Ordnung.
»Na klasse«, stöhnte Kai genervt. Er hatte keine Lust heute noch zu irgendeinem Baumarkt zu fahren. Vor allem nicht, wenn Julian neben ihm im Auto saß. Offiziell waren sie zwar wieder Freunde. Aber irgendwie fühlte sich das nicht danach an. Eher so, als würden sie gute Miene zum bösen Spiel machen. Als hätten sie sich nichts mehr zu sagen, außer „Hallo" und „Tschüss". So wie das bei Kollegen üblich war.
»Wir sollten anfangen, wenn wir heute noch fertig werden wollen!«, sagte Julian und zog sich im selben Moment das gute T-Shirt über den Kopf, um es gegen ein altes zu tauschen.
Kai fiel es einen Moment schwer, sich zu konzentrieren. Aber bei dem Gedanken daran, dass er die zarte, bleiche Haut berührt, geküsst, geschmeckt hatte, verriet ihn sein Kopf an sein Herz und das sorgte dafür, dass sein ganzer Körper auf Julian reagierte. Das Komplettpaket mit Schmetterlingen im Bauch, rasendem Puls und Herzklopfen, dass im Ohr nachhalte. Und er hatte gedacht, er hätte das hier unter Kontrolle. Einen Scheißdreck hatte er.
Und das alte T-Shirt, das Julian sich jetzt übergeworfen hatte, war ihm mindestens eine Nummer zu klein und betonte jede einzelne Körperpartie.
Kai zwang sich dazu die Wand hinter Julian zu fokussieren. Konnte der Blödian sich nicht im Bad umziehen oder so?
Warum hatte Kai sich bloß von Jannis breitquatschen lassen? Stattdessen hätte er einen Maler und eine Umzugsfirma beauftragen sollen. Das hätte seinem Konto nicht wehgetan, aber ihm eine ganze Menge Ärger erspart.
Als Julian schließlich dazu ansetzte auch seine Jeans gegen eine kurze alte Trainingshose zu tauschen, schnappte sich Kai seinen Rucksack und verdrückte sich ins Badezimmer.
Er schloss sich ein und klatschte sich kaltes Wasser ins Gesicht, bevor er sich umzog und sich selbst zur Ruhe rief. Weil er sich total affig benahm. Er war es gewesen, der vorgeschlagen hatte an ihrer Freundschaft festzuhalten. Julian gehörte zu den wichtigsten Menschen in Kais Leben und sie waren beide Fußballer. Für etwas anderes als Freundschaft war kein Platz. Kai versuchte seit einer Woche erfolglos sich das einzureden und wirklich daran zu glauben. Aber nach dem Gespräch mit seiner Ex-Freundin und Jannis wusste er, dass er sich selbst belog. Und Julian auch. Das war noch schlimmer. Wochenlang hatte er sich vor ihm versteckt, ihm wehgetan und ihm die Hoffnung mit seinen Taten ausgeredet. Jetzt sollte das alles wieder von vorne anfangen? Nur weil irgendjemand, der eigentlich keine Ahnung hatte, ihm weißmachen wollte, dass er nicht aufgeben sollte und, dass das mit ihm und Julian schon irgendwie funktionieren würde. Die hatten doch alle keine Ahnung!
Er musste sich trotzdem endlich entscheiden was er wollte, damit er den Kurs für die Zukunft bestimmen konnte. Er wusste das, aber es fiel ihm so schwer. Weil Julian eben nicht nur eine Bettgeschichte war. Er ist so viel mehr!

Als er zurück ins Wohnzimmer ging, hatte Julian schon alles vorbereitet. Das Zimmer war mit Malerflies ausgelegt und die Scheuerleisten mit Kreppband abgeklebt. Julian selbst hockte mit einem ausgeklappten Zollstock am Boden und vermaß das Zimmer.
Kai brachte seinen Rucksack im Flur in Sicherheit, bevor er das Wohnzimmer wieder betrat.
»Traust du deinem Bruder wirklich so wenig zu?«, fragte er skeptisch.
»Willst du nochmal in einen Baumarkt? Ich nicht und ich hab' auch keinen Bock morgen nochmal herzukommen!«, entgegnete Julian ungewohnt grantig.
Kai nahm sich wortlos eine Malerrolle. »Wo soll ich anfangen?«
Jetzt sah Julian erst wieder zu ihm auf. Er zeigte zögerlich auf den weißen Farbeimer, nachdem er sich noch einmal umgesehen hatte. »Fang' damit auf der kurzen Seite an! Ich mess' nur den Rest aus, dann helf' ich dir!«, sagte er.
Die lange Fensterseite sollte ein sattes dunkelblau bekommen, die anderen drei Wände mussten nur geweißt werden. Aber selbst das konnte für jemanden der noch nie gemalert hatte, eine echte Herausforderung werden.
Kai schob den Farbeimer in die Richtung der kurzen Wand und fragte sich, ob es Zufall oder Absicht war, dass Julian ihn so weit wie möglich auf Abstand hielt. Er beschloss, es wortlos hinzunehmen. Er wollte sich heute nicht streiten. Sie waren wegen Jannis und Kilian hier, um den beiden zu helfen. Und hoffentlich stellte Kai sich dabei nicht allzu blöd an.
Julian brauchte zum Messen und Ausrechnen keine fünf Minuten mehr. Dann tat er fluchend kund, dass er sich wunderte, dass Jannis das Abitur geschafft hatte. Er rief seinen Bruder an und gab ihm den Auftrag noch mehr weiße Farbe zu kaufen, bevor er sich selbst daran machte und die Fensterrahmen abklebte. Dafür brachte er so eine Konzentration und Präzession auf, dass Kai sich sicher war, Julian hatte so etwas schon mal gemacht.
Julian entging Kais Blick natürlich nicht. Als hätte er einen sechsten Sinn dafür.
»Was ist?«, brummte er.
Kai käme sich blöd vor, wenn er nachfragte, also schüttelte er den Kopf. »Nichts, alles gut!«
Julian runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Er war fertig mit abkleben und schnappte sich nun einen Pinsel und den Eimer blau. Dann bezog er neben Kai Stellung und fing in den Ecken an. So vorsichtig und affin, dass man meinen könnte, er hätte noch nie etwas anderes gemacht. Manchmal, wenn er die Haltung veränderte, schob er konzentriert die Zungenspitze in den Mundwinkel. Kai war so fasziniert von diesem Anblick, dass er selbst das Arbeiten dabei vergaß. Natürlich bemerkte Julian auch das.
»Hey, du sollst arbeiten!«, ermahnte er ihn grinsend und machte einen langen Arm, um Kai einen breiten, blauen Strich aufs Bein zu malen.
Erschrocken zuckte der Jüngere zusammen und besah sich das Kunstwerk auf seinem Bein. Die antrocknende Farbe hinterließ sofort ein komisches Gefühl auf der Haut.
»Bist du bescheuert?«, fauchte er angewidert.
Julian gluckste bloß. »Wenigstens wissen wir jetzt, dass Königsblau so gar nicht deine Farbe ist!« - der Blonde lachte über seinen eigenen Witz - »Sieh's als präventive Schutzmaßnahme, falls du irgendwann mal auf dumme Id-« - Julian wurde von einem Schwall weiße Farbe unterbrochen, die Kai ihm mitten ins Gesicht spritzte.
»Also«, sagte Kai unschuldig und zog die letzte Silbe unnötig in die Länge, »im Gegensatz zu Borussen-Gelb ist weiß 'ne echte Verbesserung!«
»Na warte du Dummkopf!« - das war Julians ernst gemeinte Kriegserklärung und die Schlacht war unerbittlich.
Irgendwann stieg Kai von der Rolle auf den Pinsel um, weil man damit die Farbe viel besser in alle Richtungen spritzen konnte. Und davon, dass die Farbe eigentlich an die Wand sollte, wollten die beiden im Moment bloß nichts wissen.
Sie hörten mit Ihrer Schlacht erst auf, als Kai blaue Haare und einen blauen Hals hatte und Julians bleiche Haut fast gar nicht mehr unter der weißen Farbe hervorblitzte. Aber es war ein tolles Erlebnis gewesen, fast wie früher.
Jetzt standen sie sich gegenüber. Julian hielt Kais Handgelenke fest, weil ihm die Kraft zum Weitermachen fehlte. Und ein bisschen Farbe musste ja auch noch an die Wand.
»Du hast gewonnen«, keuchte Julian atemlos. »Ich ergebe mich!«
Kai grinste zufrieden. Ein Sieg über Julian fühlte sich immer noch so gut an, wie früher. Doch gleichzeitig kam ihm der Gedanke, dass er Julian gerne die farbverschmierten Haare aus der Stirn streichen würde und seine eigenen Lippen auf Julians drücken wollte, damit aus Königsblau Himmelblau wurde. Es juckte ihn in den Fingern. Dieser Gedanke fühlte sich so richtig an, dass er unmöglich falsch sein konnte. Und was sollte schon passieren, wenn Julian ihn zurückwies? Viel schlimmer als die vergangenen Wochen konnte es nicht mehr werden.
Seine Ex-Freundin gab ihm gedanklich den finalen Schubs, weil er ihr versprochen hatte nicht kampflos aufzugeben.
Doch genau in dieser einen entscheidenden Sekunde, hörte Kai wie sich ein Schlüssel in der Wohnungstür drehte und Julian lehnte sich zurück.
Er hatte scharlachrote Wangen und seine Stimme klang rau, als er sagte: »Ich geh mir mal die Farbe aus dem Gesicht waschen.«
In der Tür stieß er beinahe mit Kilian und Jannis zusammen.

Julian schloss die Tür hinter sich und verbot sich sofort jeden Gedanken an das, was beinahe im Wohnzimmer geschehen wäre. Stattdessen machte er den Wasserhahn an und versuchte sich wie ein Irrer die Farbe von den Armen zu rubbeln. Es lenkte ihn ab, aber das klebrige Gefühl verschwand nicht von der Haut.
War das gerade wieder eine von Kais Launen gewesen? Oder hatte er sich vielleicht endlich entschieden was er wollte?
Die Leichtigkeit der Farbschlacht verflog binnen Sekunden und hinterließ einen dicken Klos in seinem Hals.
Julian wünschte sich zum allerersten Mal, dass Kais Fluchtinstinkt ihn dazu antreiben würde, zu verschwinden. Julian fühlte sich einer Konfrontation mit ihm heute nicht gewachsen. Nicht schon wieder. Kai machte alles so schwer und kompliziert, weil er anscheinend eine Konstellation zwischen ihnen wollte, die noch nicht erfunden worden war.

Als Julian sich nach etlichen Minuten zurück ins Wohnzimmer traute, war Kai tatsächlich verschwunden. Dafür stand Jannis im Wohnzimmer und betrachtete die blau-weiß gesprenkelten Wände.
Julian blieb im Türrahmen stehen und schwieg. Ihm fiel keine glaubhafte Geschichte für dieses Chaos ein. Früher hätte er einfach sagen können, dass Kai und er sich eine Schlacht geliefert hatten, ohne dass irgendjemand das mit Hintergedanken hinterfragen würde. Jetzt ging das nicht mehr und es kotzte ihn an.
Jannis drehte sich zu ihm um, die Augenbrauen zweifelnd zusammengezogen. »Das sieht aus, als hätte man ein Kind zu lange mit etwas alleine gelassen, was es eigentlich nicht in die Finger bekommen sollte!«
Julian erwiderte nichts.
»Erzählst du mir, was passiert ist oder muss ich raten?«
»Wie wär's, wenn du dich einfach um deinen eigenen Kram kümmerst?«, entgegnete Julian abweisend und schnappte sich seinen Pinsel. Umso schneller er fertig wurde konnte er verschwinden.
»Meine Wände sind mein Kram! Also entschuldige, dass ich wissen will, warum die so aussehen, als wüsstet ihr nicht, wie man mit einem Pinsel umgeht!«
»Ich bezahle dir neue Farbe!«, brummte Julian, der das ganze Thema so schnell wie möglich abhaken wollte.
»Darum geht's nicht!«
»Und worum dann?« - Julian stöhnte genervt - »Ich hab' zutun, siehst du das nicht?«
»War etwas mit Kai? Habt ihr gestritten?«
Julian wünschte sich in einem Anflug von was auch immer, dass es tatsächlich so gewesen wäre. Weil streiten ihnen mittlerweile einfacher fiel als alles andere. Denn als es sich gerade wieder so angefühlt hatte, als könnten sie doch Freunde sein, sah es so aus, als wollte Kai ihn küssen. Und Freunde küssen sich nicht! Zu mindestens nicht in der Definition, die Julian kannte.
Am liebsten wollte Julian den Pinsel hinschmeißen und wegrennen. Weil er schon wieder das Gefühl hatte, die Welt nicht mehr zu verstehen. Wo er doch nach Mittwoch gedacht hatte, er würde endlich wissen, wie das zwischen Kai und ihm weitergehen sollte. Irgendwie fühlte er sich schon wieder belogen. Und er wollte Kai gerne so lange schütteln, bis er ihm endlich die Wahrheit sagte.
»Willst du auch was trinken?«, fragte Jannis und riss Julian damit aus seinen wirren Gedanken.
Julian gab Jannis keine Antwort. Er erinnerte sich an das, was er Jannis in Bremen erzählt hatte. Und Jannis hatte es gegen ihn verwendet. Sein Vertrauen war angeknackst, obwohl er ganz tief in seinem Herzen wusste, dass Jannis es nur gut gemeint hatte. Aber er beschloss, ihn ab jetzt aus der Kai-Sache herauszuhalten. Das war vermutlich besser – für alle.
»Erde an Julian, ich rede mit dir!«
Julian hätte jetzt gerne etwas Kreppband zur Hand, damit er Jannis den Mund zu kleben konnte. Aber weil er das nicht hatte, mimte er einfach weiterhin den stummen Fisch und strafte seinen Bruder mit Ignoranz.
»Boah, echt jetzt?« - Jannis stöhnte genervt - »Du wärst im Kindergarten besser aufgehoben!«
Julian tunkte provokativ seinen Pinsel in das letzte bisschen blaue Farbe und bearbeitete dann die Wand, die keine weiße Farbe abbekommen hatte. Aber eine Antwort blieb er Jannis schuldig.
»Killian und Kai sind übrigens im Baumarkt und kaufen neue Farbe!«, merkte Jannis an und wartete auf irgendeine Regung von Julian.
Aber sein großer Bruder beherrschte die Ignoranz Nummer besser, als Jannis gedacht hatte. Und Jannis wurde langsam quengelig, weil er Ignoranz noch schlimmer fand als Streit.
»Man Julian hör' endlich auf mit dem Quatsch und rede mit mir! Warum hast du so eine schlechte Laune? Was ist zwischen Kai und dir passiert?«
»Warum fragst du nicht Kai? Damit hattest du doch letzte Woche auch kein Problem!«, sagte Julian, bemüht um einen desinteressierten Tonfall. Er würdigte seinen Bruder keines Blickes.
»Ich war nicht wegen dir dort, falls du deswegen so eine Laune schiebst! Ich brauchte Umzugshelfer und mein Bekanntenkreis in Köln ist ziemlich klein, falls es dir noch nicht aufgefallen ist, weil ich ständig mit dir unterwegs bin!«, rechtfertigte sich Jannis und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
Julian wollte nicht wütend werden, aber sein Körper verselbstständigte sich. Er drehte sich um und schmiss den Pinsel in den blauen Farbeimer, sodass Farbe in alle Richtungen spritzte und Jannis ihr ausweichen musste.
»Ach und wo sind deine ganzen Umzugshelfer? Uns zwei finde ich ziemlich wenig, du nicht? Und dann sollen ausgerechnet wir beide malern, alleine, in einer leeren Wohnung – wen willst du eigentlich verarschen Jannis?« - Julian hatte das dringende Bedürfnis irgendetwas kaputt zu schlagen und er konnte seine Emotionen nicht mal aus seiner Stimme verbannen - »Wir leben im 21. Jahrhundert, 'nee Nachricht hätte es auch getan, du hättest nicht bei ihm auftauchen müssen! Scheiße man, ich hab' das so satt! Halt' dich in Zukunft raus. Ich will und brauche deine Hilfe nicht!«
Julian erschreckte sich ein wenig vor sich selbst. So hatte er seinen Bruder noch nie angeschrien. Nicht mal als sie noch Kinder waren und das härteste Argument war, dass man lieber ein Einzelkind sein wollte, nur um den anderen zum Heulen zu bringen. Und es kotzte ihn so an, dass er seit dieser Kai Sache ständig mit seinen Brüdern aneinandergeriet. Er durfte sein Gefühlswirrwarr nicht an seiner Familie auslassen, er wusste das. Aber Jannis machte es ihm so schwer, wenn er solche Scheiße baute.
»Kai ist auch mein Freund! Du kannst mir nicht verbieten mit ihm befreundet zu sein, nur weil ihr beide gerade nicht wisst, wie es weitergehen soll.«
»Doch.«
Beide klangen bescheuert. Wie zwei pubertierende beste Freundinnen in einer schlechten Seifenoper. Und das Drehbuch konnte nur schlimmer werden.
»Mir reicht es jetzt!« - Jannis stand Julian jetzt in nichts mehr nach - »Dein Ego ist angekratzt, weil du nicht bekommst, was du willst. Okay, verstanden. Jeder hat dich deswegen bemitleidet, aber irgendwann musst du mal wieder klarkommen! Du benimmst dich wie ein bockiges, kleines Kind, dem man den Lutscher geklaut hat! Dein Verhalten kannst du keinem länger zumuten. Du weißt gar nicht wie sehr ich dir gerne eine knallen würde, damit du endlich mal wieder klarkommst auf deine Welt!« - Jannis stöhnte genervt - »Scheiße, ihr seid beide so kompliziert! Wann merkt ihr endlich, dass ihr zusammengehört? Egal wie andere das nennen wollen. Ihr müsst nur endlich aufhören, Dingen immer einen Stempel aufdrücken zu wollen. Verdammt nochmal! Keiner hat das Recht dazu, euch vorzuschreiben was ihr zu sein habt. Ihr müsst nur die Spielregeln aufstellen, der Rest ergibt sich irgendwann von alleine. Wenn ihr dann irgendwann merkt, dass ihr doch nur Freunde sein wollt, dann ist das euer Ding. Und wenn's euch irgendwann vor den Altar bringt, mach' ich die Fotos und Jascha das Blumenmädchen! Keiner müsste sich einmischen, wenn ihr ein bisschen mehr Hirn besitzen und das auch benutzen würdet!« - Jannis seufzte. So eine lange Moralpredigt hatte er noch nie gehalten. Und so viele Emotionen musste er auch noch nie gleichzeitig in so wenig Worten unterbringen. Er wollte nicht laut werden, weil schreien einen nie weiterbrachte. Aber langsam hatte er das Gefühl, bei Julian half nichts anderes mehr.
Zeitgleich hatte es Julian die Sprache verschlagen, aber dafür war auch seine Wut verraucht. Er sah Jannis an und fragte sich, ob es diese Seite schon immer in ihm gegeben hatte. So hatte er seinen Bruder auf jeden Fall noch nie erlebt.
Julian schämte sich plötzlich ein bisschen für sein Verhalten in der letzten Zeit. Das war hin und wieder schon in ihm hochgekocht, aber dann hatte er sich immer gesagt, dass er gerade am meisten litt und niemand sich ein Urteil darüber erlauben durfte, weil niemand in seiner Situation steckte. Vielleicht stimmte das auch, aber er war der Einzige, der seine Situation ändern konnte und wenn er das nicht versuchte, konnte er nicht von jedem Verständnis erwarten. Wie Jannis schon sagte: Die Mitleidsnummer zog nicht mehr! Und Julian war es peinlich, dass sein kleiner Bruder ihm jetzt schon zum zweiten Mal den Kopf waschen musste. Normalerweise sollte es andersherum sein.
»Es tut mir-«
»Nein, halt die Klappe!«, unterbrach Jannis ihn und hob abwehrende die Hände. »Lass' es einfach auf dich wirken und rede mit Kai – so schnell wie möglich!«
Julians Mund klappt zu und er nickte.
Jannis presste erleichtert die Luft aus seinen Lungen. »Gut, eine gute Tat für heute vollbracht, Häkchen dran. Ich brauche jetzt Alkohol, du auch?«
Julian schüttelte den Kopf und angelte den Pinsel aus der blauen Farbe.
Jannis zuckte mit den Schultern, verschwand kurz aus dem Wohnzimmer und kehrte mit einer Flasche Bier zurück. Er setzte sich neben den Eimer Farbe und sah seinem Bruder beim Arbeiten zu.
Julian ließ das ein paar Minuten über sich ergehen, bevor er knurrte: »Willst du mir vielleicht helfen?«
»Nein, nicht wirklich. Ich sehe zu und lerne fürs nächste Mal!«
Julian bezweifelte, dass sein Bruder jemals in seinem Leben eine Wand streichen würde. Aber er wollte nicht gleich den nächsten Streit entfachen. Jannis Predigten wurden von Mal zu Mal einschüchternder.
Als die Stille zwischen ihnen unerträglich wurde, fing Jannis an von den Einrichtungsplänen fürs Wohnzimmer zu philosophieren und das es ihm egal war, was Killian davon hielt.
Irgendwann hörten sie, wie sich ein Schlüssel in der Wohnungstür drehte und Julian gefror im Hochsommer binnen Sekunden zu einer Eisstatue.
»Also eigentlich finde ich, diese Punkte an der Wand haben was!«, sagte Kilian, als er neue weiße und blaue Farbe im Raum abstellte.
Jannis verdrehte die Augen, weil ihm sein Farbkonzept anscheinend sehr wichtig war. »Das ist eine WG und kein Kindergarten! Das wird ordentlich gemacht. Also komm' Picasso, los geht's!«, sagte er und drückte seinem Mitbewohner eine Malerrolle in die Hand.
»Und was machst du?«
»Kai und ich fangen schon mal an, die Sachen hochzutragen!«, entgegnete Jannis, sprang auf und leerte seine Bierflasche.
Julians Blick kreuzte den von Kai für einen Moment, bevor Jannis das Objekt seiner Begierde wieder aus dem Wohnzimmer schob.
Und Julian fragte sich ernsthaft wie, wann und wo er mit Kai reden sollte.

Bis zum Elfmeterpunkt | BravertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt