Hanna keuchte den Flur entlang, verzweifelt suchte sie nach dem Ausgang. Sie musste raus, raus an die frische Luft, raus aus den dunklen Fluren des Hauptquartiers, raus aus dieser Misere. Sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch alles drehte sich um ihren Luftmangel. Ich ersticke hier, dachte sie nur, statt von einem Titanen gefressen oder einfach nur als Mörderin gehängt zu werden, ersticke ich lächerlich in irgendeinem Flur des Hauptquartiers. Ihre nach Luft schnappenden Geräusche waren das einzige was sie noch wahrnahm.
„Hanna...", drang eine leise und ruhige Stimme irgendwann zu ihr durch.
„Hanna", da war es wieder, sie kannte diese Stimme.
Eine Hand lag auf einmal auf ihrer Schulter oder lag sie dort schon länger? Mit festem Griff versuchte die Hand Hanna umzudrehen, so dass sie der Person ins Gesicht sah. Hanna hatte keine Kraft mehr, alle Kraft floss nur noch ins Atmen. Sie sah auf einmal in die grauen Augen von Levi und hörte seine Stimme noch deutlicher. Ruhig und festigend sagte sie immer wieder:
„Hanna"
Der Kloß in ihrem Hals wurde etwas leichter, mit jedem Mal, wenn Levi ihren Namen sagte.
„Sie nur mich an. Sie mir in die Augen",
Sagte seine Stimme und Hanna versank in seinen Augen und seiner ruhigen klaren Stimme. Ihr Atem wurde ruhiger, noch immer schnell aber nicht mehr panisch. Sie merkte wie Levi inzwischen beide Hände auf ihren Schultern hatte und sie so zwang, ihn immer weiter anzusehen. Langsam merkte sie ihre Finger wieder, ihre Hände, ihre Beine. Sie spürte sich selbst wieder und schlagartig wurde ihr bewusst, wie verletzlich sie wirken musste. Sie machte sich angreifbar, sie war Levi in diesem Moment völlig ausgeliefert.
Sie riss sich von seinen grauen Augen los und gleichzeitig aus seinem sanften aber starken Schultergriffen.
„Es geht schon wieder, das ist das Wetter heute und... alles was heute passiert ist. Es kommt alles irgendwie zusammen, das war einfach nur etwas viel",
versuchte sie sich in Ausflüchten. Ihre Stimme war jedoch keineswegs wie sie es sich gewünscht hatte, sie war leise und schwach und von seinem Griff hatte sie sich auch nur mit zittrigen Händen gelöst. Generell hatte sie das Gefühl, ihre Beine würden jeden Moment versagen.
„Du wirst den Auftrag ausführen?",
Levi zog es also vor gar nicht auf die Panikattacke einzugehen.
„Natürlich, es ist ein Befehl",
versuchte Hanna mit kräftigerer Stimme zu antworten.
Levi verschränkte die Arme und setzte seine undurchschaubare Miene auf. Ein kurzes Nicken, er drehte sich um und ging davon.
Als ob er sich einen Scheißdreck darum schert und gleichzeitig hilft er mir durch so eine Panikattacke, Hanna wurde nicht schlau aus ihm. War sie sich vor Kurzem doch noch sicher, sie hätte ihn durchschaut, ihn verstanden, ja sogar in der Hand. Hätte er anders reagiert, wenn sie sich geweigert hätte, den Auftrag auszuführen? Wird sie den Auftrag denn auch wirklich durchziehen? Anscheinend hatte sie das unterbewusst schon längst entschieden. Noch eine Woche, dachte Hanna, eine Woche noch werde ich die Klinge sein. Während sie das dachte, fasste sie automatisch an die Stelle ihres Gürtels, an der früher ihr Klappmesser war. Diesmal muss es wohl ohne meine Messer gehen, dachte Hanna nach. Auch die Äxte waren keine Option, wenn es diskret gehen soll. Bevor es Hanna bewusst wurde, lag ihre Hand auch schon an ihrer Narbe am Hals. Erwürgen? Nein, diese Todesart war nur einer Zielperson vorbehalten, dachte sie sich. Demjenigen, der ihr diese Narbe verpasst hatte. Mal ganz davon abgesehen, dass ihr Armreif mit dem integrierten Drahtseil immer noch irgendwo in Levis Büro lag, versteckt und neben ihren Messern liegend. Diskret... diskret... dachte Hanna während sie, immer noch etwas benommen zu ihrem Zimmer ging. Sie lies sich auf ihr Bett fallen und starrte die Decke an. Doch immer wieder kamen die Bilder und Gefühle hoch, von den Momenten bei den Pferdeställen. Wie er sie küsste, wie er sie berührte und wie er... Hanna! Reiß dich zusammen! Du musst diesen einen Auftrag ausführen, danach kannst du dich darauf konzentrieren. Hanna ging streng mit sich selbst ins Gericht. Wie sollte sie nur durch diese Woche kommen?
Der nächste Tag begann mit einem frühen Training. Ausdauer, Kräfte und 3D-Manöver standen im Fokus. Hanna quälte sich wie alle anderen durch das Training, diesmal geleitet von Hanji. Levi machte alles ohne Mühe mit und hatte natürlich auch noch Kraft und Energie alle ordentlich zurechtzuweisen und anzustacheln – auf seine Art.
Rundenlauf:
„Krieg endlich den Hintern hoch Johnson! Oder soll ich dir erst einen motivierenden Bruch verpassen?"
Beim Zweikampf:
„Bendberg, du kämpfst wie ein 80-Jähriger der seit 3 Tagen nicht geschissen hat!"
...beim 3D-Manöver:
„Last... du... bist zu langsam",
der ziemlich lahme und viel zu sanfte Kommentar gegen Hanna, sorgte für Skepsis unter den anderen Soldaten. Levi merkte, dass er zu nachsichtig war und versuchte sofort abzulenken.
„Vierauge! Wir sollten heute auch die Zielgenauigkeit trainieren. Diese Idioten hier treffen nur ins Leere mit ihren 3D-Geräten."
Commander Hanji überlegte kurz, war aber sichtlich angetan von dem Vorschlag!
„Oh ja, dann können wir endlich den Schießplatz nutzen!",
kam es irritierend fröhlich zurück.
„Nein, Vierauge. Ich meinte mit den Geräten, in der Luft, die-"
„Und ich meinte am Schießplatz, mit Pfeil und Bogen, Captain! Wir machen das jetzt. Alle Soldaten los, zum Schießplatz!"
Deutlich verärgert, mit geballten Fäusten, starrte Levi Hanji genervt an. Er hasste Bogenschießen, er war nicht der Beste darin. Ganz im Gegensatz zu Levi freute sich Hanna. In Sachen zielen, konnte ihr niemand etwas vor machen.
„Wow. Sie trifft tatsächlich immer ins Schwarze",
kam es erstaunt von Hanji. Neben ihr stand ein genervter Levi, der aber nicht ohne Bewunderung Hanna zusah, wie sie einen Pfeil nach dem anderen sicher auf die Zielscheibe schoss.
„Ok, Levi, wie wäre es, wenn wir auch mal schießen würden?"
Levi würdigte Hanjis Kommentar mit keiner Antwort.
„Nicht begeistert Captain? Tja, ich befehle es, also schnapp dir Pfeil und Bogen!"
„Tch...",
gab Levi nur von sich, stapfte zu Hanna hin, die gerade den nächsten Pfeil spannen wollte und nahm ihn ihr grob aus der Hand.
„Gib das her."
Verdutzt übergab sie Levi auch den Bogen, blieb jedoch neben ihm stehen und sah zu, wie er den Pfeil einspannte. Langsam stellte sich Levi in Position und spannte den Bogen.
„Warte...",
hauchte Hanna leise und näherte sich dem angespannten Levi. Sein Blick richtete sich konzentriert auf die Zielscheibe, seine Muskeln waren bereit, den Pfeil loszulassen, doch er hielt die Spannung.
„Du musst...",
begann Hanna und statt den Satz zu beenden, drückte sie mit ihrer Hand Levis angewinkelten Ellbogen etwas nach unten. Dabei kam sie ihm so nah es nur ging, nur der gespannte Bogen war noch zwischen ihren Gesichtern. Levis Blick blieb weiter nach vorne gerichtet, doch aus den Augenwinkeln sah er ihre wunderschönen Lippen und er spürte ihren heißen Atem an seinem Ohr. Mit ihrer anderen Hand fasste Hanna an Levis Hüfte und drehte sie etwas, so dass er mehr zu ihr gerichtet war. Sanft strich Hanna, unbemerkt von allen anderen Soldaten, doch keinesfalls unbemerkt von Levi etwas die Hüfte zur Taille hoch, bis sie beide Hände von Levi ließ.
„Jetzt...",
flüsterte Hanna und wich ein wenig zurück. Sofort ließ Levi den Pfeil los, der ins Schwarze traf. Überrascht von seinem Erfolg blickte Levi auf die Zielscheibe, anschließend zu Hanna die grinsend neben ihm stand. Mit dieser Frau habe ich wirklich ins Schwarze getroffen, dachte sich der Captain.
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To Kill or to Love
FanfictionEine neue Levi-Fanfiction :) Bad-ass Frau trifft auf Bad-ass Heichou ;) Mal sehen wohin sich die FF hin entwickelt aber ich verspreche euch es wird Romance, Lemon und Love geben. --- I do not own Levi or any other Characters from Attack on Titan, th...