Was wächst im Wald?

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Die nächsten Tage verbrachte Hanna damit, ihre Zielperson zu beobachten. Dadurch, dass sie nun die Militäruniform anhatte und nicht mehr als Zivilistin umherstreifte, gelangte sie viel leichter in spezielle Gebäude und konnte ihrer Zielperson wirklich nahe kommen. Am Ende ihrer Beobachtungsphase war ihr Fazit: Das wird ein Kinderspiel. Ihr Opfer hatte einen geregelten Tagesablauf und es gab unzählige Möglichkeiten, alles wie einen Unfall aussehen zu lassen. Letztendlich hatte sich Hanna für eine Methode entschieden, die Niemanden auffallen würde. Es sollte ein kleiner Giftpfeil werden, geschossen aus einem Blasrohr. Treffen werde ich sicher, dachte sich Hanna, doch sie wusste, dass der schwierigste Part war, das Gift zu besorgen. 

Hanna sattelte ihr Pferd, sie musste die Zutaten im Wald besorgen – falls es überhaupt alle benötigten Pflanzen in diesem Waldstück gab. Viele Arten hatte Hanna noch nie selbst gesehen, früher ging sie einfach auf den Schwarzmarkt des Untergrunds und besorgte das fertig gemischte Gift. Es war durchaus eine Herausforderung für Hanna, Gewächse nur nach ihrer Beschreibung her zu finden. Sie checkte ein letztes Mal alle nötigen Materialien für die Sammlung und ob sie genug zu trinken dabei hatte, als sie gerufen wurde.

„Wohin willst du reiten? Heute steht noch Training an!"

Levi. Levi, der sich seit ihrer Panikattacke rar gemacht und kein Wort mehr mit ihr gewechselt hatte. Doch Hanna war ihm nicht mal sauer deswegen, sie hatte in dieser Woche durchaus anderes zu tun als mit dem Captain zu schlafen. Nicht mal geträumt hatte sie von ihm, sie war voll und ganz im „Klinge-Modus". 

„Ich muss in den Wald", 

antwortete Hanna kühl und trocken.

„Ich kann dich nicht einfach so wegreiten lassen"

Hanna antwortete nicht, sondern machte Anstalten sich kommentarlos auf ihr Pferd zu setzen, doch Levi hielt sie zurück auf dem Boden.

„Ich rede mit dir!",

kam es zornig von Levi, der sie am Arm zurückhielt.

„Ich muss Erwins Auftrag ausführen und dazu muss ich in den Wald. - Captain", 

antwortete Hanna ebenso zornig und ungeduldig.

„Dann werde ich mitkommen"

„Ausgeschlossen"

„Ich erteile hier die Befehle, hast du das schon vergessen?",

Levi beugte sich vor und fügte in Hannas Ohr flüsternd noch hinzu:

"oder hab ich dir letztens das Hirn rausgevögelt?"

Als Antwort bekam Levi nur einen grimmigen Blick von Hanna zurück.

„Ich habe jetzt keine Zeit für so etwas Captain. Entweder kommen Sie mit oder lassen mich endlich alleine losziehen."

Nach Außen hin wirkte Hanna kühl und gefasst, doch Levis geflüsterte Worte versetzen ihr einen Stich ins Herz und sie merkte, wie ihr warm zwischen den Beinen wurde, wenn sie nur daran dachte, was sich vor ein paar Tagen zwischen ihr und Levi abgespielt hatte. 

„Ich komme mit",

Levis Antwort fiel wieder in einem normalen und gelangweilten Tonfall aus, auch er hatte sich wohl wieder im Griff.

Schweigend ritten sie nebeneinander her, Richtung Wald. Erst kurz vor den ersten Bäumen fragte Levi was genau sie im Wald suchen würden.

„Giftpflanzen",

bekam er nur als knappe Antwort von Hanna.

„Warum hast du das nicht gleich gesagt, folge mir. Ich kenne einige Stellen, wo der richtige Stoff wächst."

Grimmig nickte Hanna und war irritiert, das Levi ein kurzes Grinsen zeigte. Er hat am Ende mehr Spaß an diesem Auftrag als ich, dachte Hanna leicht verächtlich.

Es wurde dunkler und immer tiefer führte Levi Hanna in den Wald hinein, schon lange sah man keinen Weg, geschweige denn einen Pfad, mehr.

„Kennst du dich hier noch aus?", 

Hanna war verunsichert. Und noch mehr, als es von Levi keine Antwort gab.

„Captain?"

Levi blieb stumm und lies sein Pferd weiter voraus trotten.

„Levi, wo sind wir?"

Hannas Stimme klang zornig, was sie auch war, doch innerlich war sie sogar noch enttäuscht. Er nahm sie nicht ernst, wahrscheinlich macht er sich sogar über mich lustig, grübelte sie in sich hinein.

„Wir sind gleich da...",

endlich eine Antwort. Und da sah Hanna es auch. Ungefähr zwanzig Meter vor ihnen schien sich der Wald zu lichten und heller zu werden. Ungeduldig versuchte Hanna voraus zu reiten oder zumindest neben Levi zu kommen, doch die Bäume und Büsche wuchsen so eng, dass sich gerade so nur jeweils ein Pferd durchzwängen konnte. Zerzaust und mit unendlichen Striemen in ihrem Gesicht und an ihren Händen fand sich Hanna plötzlich auf einer blumenbewachsenen Lichtung wieder. Ihr stockte der Atem. Es war fast wie aus einem harmonisch-kitschigen Kinderbuch. Geschützt von den Bäumen und Büschen, fanden sich die beiden Soldaten in einem kleinen Paradies wieder. Gelbe und Weiße Blumen blühten und das Gras war so weich, dass es geradezu zum Hinlegen einlud. Unbewusst seufzte Hanna laut aus und erschrak sich im selben Moment, dass sie das zugelassen hatte.

„Gefällt es dir?"

Verdammt... Levi hatte es gehört.

„Es geht hier nicht ums gefallen, wo sind die Giftpflanzen?"

Hanna hatte sich wieder gefangen und versuchte sich zu konzentrieren. Doch tief in ihrem Innern wünschte sie sich gerade nichts sehnlicher, als dass es keine Giftpflanzen gab, dass es keinen Auftrag gab, keine Mauern, keine Titanen. Nur sie, Levi und diese Lichtung sollte es noch geben.

„Tch... du weißt doch inzwischen ganz genau, dass es hier keine Giftpflanzen gibt",

sprach Levi und näherte sich Hanna. Schon lagen seine Hände auf ihren Hüften und zogen sie zu ihm heran. Gierig stürzte er sich auf ihre Lippen und packte ihren Hintern, um sie noch näher an ihn  heranzuziehen. Und Hanna bekam zu spüren, dass das einzige wachsende, was sie hier auf dieser Lichtung interessieren würde, in Levis Hose wuchs...

To Kill or to LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt