Es herrscht eine etwas merkwürdige Stimmung zwischen Taehyung und Jimin seit dem Vorfall. Es ist nicht so dass Jimin Taehyung jetzt nicht mehr mag oder sich von ihm abwenden will, aber er weiß einfach nicht was er machen soll. Er weiß nicht wie er mit ihm reden soll, ist sich unsicher darüber ob er es ansprechen sollte oder nicht oder wie er ihm helfen kann. Daher hält er momentan gekonnt etwas Abstand, er arbeitet lang und trifft sich etwas öfter mit seinen Arbeitskollegen, sie sind sehr freundliche und angenehme Menschen, findet Jimin.
Und Taehyung bemerkt langsam, dass irgendwas falsch ist. Er merkt, dass Jimin immer öfter mit seinen Kollegen essen ist oder sich mit ihnen trifft. Taehyung macht dies für gewöhnlich nur sehr selten, auch wenn seine Kollegen nett sind, sieht er sie doch nur wenn jemand Geburtstag hat und einen ausgeben muss. Und wie sollte es anders sein, versteht Taehyung seine Signale ganz falsch.
Er denkt, dass Jimin ihn nicht mehr mag, ihn für komisch hält oder es verabscheut. Sogar der Gedanke, er könnte das ganze für lächerlich halten kommt in ihm auf, aber er versucht ihn möglichst schnell wieder zu verdrängen. In ihm herrsch einfach ein Sturm der Gefühle und sie kämpfen gegeneinander.
Der inzwischen größerer Teil seines Verstandes versucht ihm einzureden, dass Jimin ihn hassen würde oder es ihm zumindest egal wäre ob er stirbt oder nicht. Die andere Seite versucht ihm einzureden, dass Jimin sich Sorgen macht oder überfordert ist, dass er sich selbst die Schuld dafür gibt. Und jedes mal wenn der innere Kampf erneut los geht, gewinnt die erste Seite. Dafür hasste Taehyung sich selbst, er wollte nicht an Jimin zweifeln, er war ihm immer ein guter Freund gewesen. Er war immer für ihn da und vertraute Taehyung, aber er konnte ihm einfach nicht glauben. Taehyung hasste sich für seine Unfähigkeit Menschen zu vertrauen.
Und er hatte solche Schuldgefühle wegen Jimin, denn egal welches der beiden Dinge der Wahrheit entsprach, es war nicht gut für Jimin. Entweder musste er jetzt damit umgehen, dass er mit einer Person zusammenleben muss die er hasst, oder er musste mit der Angst leben irgendwann Taehyung leblosen Körper zu finden. Beides muss anstrengend sein. Taehyung fühlte sich wie ein lebender Ballast, als wäre er, egal was er tut, ein Fehler und sollte einfach nicht existieren. Er weiß nicht weiter, sogar Selbstmord wäre keine gute Lösung, es würde Jimin ja doch nur noch mehr Probleme machen. Taehyung kam zu dem Schluss es einfach aushalten zu müssen mit der Hoffnung, dass er irgendwann durch einen Unfall stirbt oder ähnliches. Der kleine Funken der Hoffnung auf Besserung war auch noch nicht erloschen, aber er konnte sich ja nicht einmal vorstellen wie diese Besserung auszusehen hat, daher ist er überzeugt davon, dass sie nicht eintreten wird.
Taehyung befindet sich gerade bei seiner Arbeit, gedankenverloren räumte er weiter die ganzen Waren in die Regale. Er hatte sich direkt nachdem er seinen Abschluss gemacht hatte einen Job gesucht, sodass er ausziehen konnte um seine Eltern nicht noch weiter zu belasten. Auch wenn es nicht so gut bezahlt ist, zum überleben reichte es vollkommen, da Jimin und er sich die Miete ja teilten. Dieser verdiente sowieso etwas mehr, daher war es in Ordnung so, sie hatten ein paar Rücklagen.
"Taehyung, beeil dich, wir machen gleich auf!" Einer der Mitarbeiter brüllte ihn an, doch er ließ sich von sowas nicht mehr aus der Fassung bringen. Er wurde schon oft angeschrien, seihen es Lehrer oder seine Eltern gewesen, dass er sich jetzt nichts mehr daraus machte. Woher das kam konnte er sich nicht erklären, früher hatte er immer geweint oder Angst bekommen, wenn ihn jemand anschrie, aber von einem Tag auf den anderen hörte es auf. Vielleicht war das der Punkt in seiner Psyche indem manche Dinge begannen einfach... egal zu werden.
Doch da Taehyung auf keinen Fall gefeuert werden durfte, machte er sich dennoch an die Arbeit und schaffte es sogar sich von seinen Gedanken abzulenken. Sie kreisten weiter um Jimin und was er wohl denkt, ein anstrengendes Thema für Taehyung. Er weiß einfach nicht was er glauben soll und kann seiner Intuition einfach nicht vertrauen. Seit sie ihn als Kind oder Jugendlicher einige Male getäuscht hatte, verlor er das Vertrauen in sich. Ein weiterer großer Verlust für den Rest seines Lebens, den er bis heute gar nicht wirklich realisiert hatte. Ändern kann er es sowieso nicht mehr.
Doch heute war ein etwas besonderer Tag, er erfuhr dies als er gerade seine Pause hatte. Er erhielt eine Nachricht von Jimin, er und ein paar Kollegen wollen heute Abend bei uns grillen, wir haben einen Balkon, welcher groß genug für eine Feuerschale, auf der man auch ein paar Sachen grillen kann, war. Das vermieste Taehyung dann endgültig den Tag, erst ignorierte Jimin ihn für ein paar Tage und wollte ihm auch noch einen entspannten Abend nehmen und ihn dazu bringen sich zu sozialisieren. Doch Taehyung wusste, dass er das Jimin nicht vorwerfen kann, er hatte ja schließlich nicht so viel Ahnung davon, wie anstrengend es wirklich für ihn war fremde Menschen zu treffen.
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Sie saßen alle zusammen um die Feuerschale, in der bereits kleine Flammen loderten, herum und tranken ein wenig Soju, sie haben nicht vor sich zu betrinken, aber ein wenig wollten sie dennoch. Taehyung unterließ dies gekonnt, er hatte zu viel Angst, dass er irgendwas komisches erzählt wenn er betrunken ist, oder dass vielleicht sogar seine Narben oder ähnliches ans Licht kommen. Er wusste schließlich nicht, ob Jimin es ihnen erzählt hatte oder nicht und er betete schon fast, dass es letzteres war. Er wollte nicht, dass noch mehr Menschen davon wissen.
"Ich komme gleich wieder." Taehyung sprach recht leise, sodass niemand ihn wirklich hörte, aber selbst als er den Balkon verlässt, beachtete ihn keiner. Ob sie ihn wohl nicht leiden können? Taehyung wusste es sich nicht anders zu erklären. Er wurde die ganze Zeit schon kaum beachtet, immer wenn er versuchte zu sprechen, wurde er unterbrochen oder ihm hörte niemand zu, sodass er aufhörte zu sprechen. Er musste es jetzt wieder tun, sonst bekommt er womöglich noch eine Panikattacke.
Im Bad angekommen ließ er sich an der Tür herunter und holte die Klingen aus ihrem kleinen Versteck, seinen Ärmel zog er an seiner Schulter so weit runter, dass er an die Innenseite seiner Oberarme kam. Dort war es nicht so auffällig und er konnte wenn die Narben an den Unterarmen verheilt sind vielleicht sogar T-Shirts anziehen. Man wird zwar sehen, was er gemacht hat, aber immerhin sieht es dann so aus als wäre es bereits vorbei.
Das kalte Metall setzte er an seiner dünnen Haut an und zog einfach durch. Er verzerrte nicht einmal das Gesicht oder zuckte, ihn überkam einfach eine Art von Ruhe. Eher eine Art von Befriedigung, er bekommt was er verdient und merkt wie die sich ankündigende Panikattacke abklingt, sodass er vermutlich in ein paar Minuten schon zurück zu den anderen kann. Wenigstens dieses eine mal war er sogar in der Lage ein wenig optimistisch zu denken.
Was solls, wenn es jemand weiß. Dann wissen sie eben, dass ich psychisch krank bin, was sollen sie dann schon tun? Das dachte sich Taehyung. In gewisser Weise hatte er ja auch Recht damit, aber es machte dennoch Probleme, wenn jemand etwas davon wusste. Das merkte er ein paar Minuten später...
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Train° ~ Taehyung FF
FanfictionNach einem Moment des Zögerns berühren seine Knie nun doch endlich den Boden, sie versinken genauso schnell wie seine Füße in der Masse aus Schnee. Er spürt die Nässe seiner alten Bluejeans, jedoch nicht die Kälte. Ihm wurde vielleicht sogar in dem...