10. Kapitel

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pov.Iwaizumi

Mittlerweile saßen Oikawa und ich auf der Rückbank des Autos, meiner Mum und hörten der Musik zu, welche gerade im Radio lief. Oikawa hatte sich vorhin schnell wieder beruhigt und mir dann geholfen, die Koffer zu packen. Dass es ihm nicht gut ging, sah man ihm aber mehr als deutlich an. Es viel ihm schwer sich auf den Beinen zu halten und selbst nachdem wir unsere  Koffer die Treppen, der Herberge, runter und ins Auto getragen hatten, war er völlig außer Atem.

Jetzt saß er, mit etwas Abstand zu mir, auf der rechten Seite der Sitzbank, starrte auf seine Hände und versuchte nicht einzunicken. Seine Augenlieder fielen immer wieder zu und er taumelte ein wenig. Meine Mutter bemerkte nichts davon, konzentrierte sich voll und ganz auf die Straße. "Oikawa?", fragte ich, nachdem ich ihn noch eine Weile beobachtet hatte. "Mmh?!" Sein Kopf schnellte in meine Richtung und sah mich müde an.

Er sah furchtbar aus. Er sah aus, als hätte er Nächte nicht geschlafen, die ganze Zeit geweint, was mehr oder weniger ja eigentlich auch der Fall war, und als wäre er gerade einen Marathon gelaufen. Total verschwitzt. "Bist du müde?" Diese Frage konnte ich mir eigentlich selbst beantworten, aber trotzdem fragte ich ihn. Er nickte nur stumm und sah wieder auf seine Hände. "Schnall dich mal ab." Verwirrt sah er mich an. "Warum?" "Mach doch einfach mal." Ich musste ein wenig lachen. Er tat was ich sagte und schnallte sich ab. "Gut und jetzt komm mal her." Ich nahm seine rechte Schulter und drückte seinen Oberkörper zu mir.

Nun lag er auf der Rückbank, mit dem Kopf auf meinem Schoß und seinen Beinen auf seinem vorherigem Platz. "W-Was? Wa-" "Ich seh doch wie fertig du bist. Du schläfst jetzt noch ein bisschen und ich weck dich, wenn wir Zuhause sind ok?" "Mhmhmm" antwortete Oikawa schon halb im Schlaf. Ich musste Schmunzeln. Manchmal war er echt verdammt cute. Ich strich ihm ein paar verschwitzte Haarsträhnen aus dem Gesicht und fing daraufhin an, seinen Kopf zu kraulen. Beobachtete, wie sich sein Bauch gleichmäßig hob und senkte und wie er ein wenig anfing zu sabbern.

"Du magst ihn sehr oder?" Etwas verwundert blickte ich nach vorne und sah meine Mum, welche mich durch den Rückspiegel anschaute. "Oder lieg ich falsch?", fragte sie daraufhin und musste ein wenig schmunzeln. Ich sah wieder zu Oikawa, welcher ruhig schlief. Ich nickte. "Ja... ich mag ihn, aber woher-" "Hajime, du bist ein ziemlich verschlosser Mensch, zeigst anderen gegenüber nicht wirklich deine Gefühle und hasst engen Körperkontakt...also, warum ist es dir bei Oikawa egal, warum bist du ihm gegenüber so anders?"

Ich musste nachdenken. Ich wusste es selber nicht. Warum war ich Oikawa gegenüber so anders? Warum fühlte ich mich wohl, wenn er sich an mich kuschelte? Und warum zeigte ich ihm gegenüber viel mehr meine Gefühle? Ich wusste es nicht. "I-Ich weiß es nicht." Warum fing ich aufeinmal an zu stottern? Was war denn mit mir los? Ich sah wieder zu meiner Mutter, welche nur kurz schmunzelnd nickte und sich dann wieder auf die Straße konzentrierte.

Kurz herrschte Stille, doch meine Mum unterbrach diese wieder. "Oh mann, er sieht echt fertig aus...was hat er denn?" "Er hat Fieber, Übelkeit und kann sich zudem kaum noch auf den Beinen halten..." "Achso ok... weißt du, wann er das letzte mal etwas gegessen hat?" Meine Augen weiteten sich. "G-Gestern... Gestern morgen, soweit ich weiß." "Mhmhm..." Meine Mutter konzentrierte sich weiterhin auf die Straße. "Pass gut auf ihn auf." Verwirrt schaute ich sie an. Warum sollte ich auf ihn aufpassen? Und warum sagte sie das jetzt so plötzlich?

Ich wollte gerade zum sprechen ansetzen, doch sie kam mir zuvor. "Ich glaube er braucht dich mehr als du denkst." Diese Worte brachten mich zum Nachdenken. Warum denn? Er hatte doch immernoch seinen Vater. Warum dann mich? Die meiste Zeit der Fahrt dachte ich nur an Oikawa und an das, was meine Mutter gesagt hatte.

Ich war gerade ein wenig eingenickt, als mich die Stimme meiner Mutter weckte. "Heyy, wir sind da." Sie deutete auf ein großes Familienhaus. Oikawas Haus. Oikawa schlief immernoch tief und fest und so leid es mir auch tat, ich musste ihn aufwecken. "Heyy, Oikawa aufstehen. Wir sind da." Ich rüttelte ein wenig an ihm und verschlafen setzte sich der Braunhaarige auf. "Was? Hab ich etwa die ganze Zeit geschlafen?" Meine Mutter musste lachen. "Haha jaa, das hast du und jetzt komm, dein Vater wartet sicher schon auf dich."

Wiederwillig stieg Oikawa aus dem Auto, nahm seinen Koffer und bedankte sich bei meiner Mum. "Vielen Dank fürs Mitnehmen, Frau Iwaizumi." "Ach bitte, nenn mich Asuna." Oikawa lächelte "Ok, danke fürs Mitnehmen Asuna und danke Iwa." Mit diesen Worten kehrte er uns den Rücken zu, zögerte kurz, drückte aber dann auf die Klingel. Vom Auto aus sah ich ihm zu. Warte. Zitterte er etwa?!

Niemand machte die Tür auf. Er klingelte nochmal, aber auch dieses mal tat sich nichts. Er drehte sich wieder zu uns um, sah schon fast ein wenig erleichtert aus. "Ist keiner da?" Fragte meine Mutter und Oikawa schüttelte nur den Kopf. "Und hast du keinen Schlüssel?" Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. "Den hab ich ausversehen vor der Abreise zuhause liegen lassen." Meine Mutter musste schmunzeln. "Na dann komm doch einfach mit zu uns. Dort kannst du dich ausruhen und deinen Vater anrufen." Oikawa nickte, packte seinen Koffer wieder ins Auto und setzte sich neben mich.

"Hast du denn eine Ahnung, wo dein Vater sein könnte?" fragte meine Mutter, nachdem sie sich auch wieder ins Auto gesetzt hatte. Oikawa schüttelte den Kopf, "Nein... ich hab keine Ahnung." Meine mum nickte nur und fuhr zu uns nach Hause. Dort angekommen, holten wir unsere Koffer aus dem Kofferraum und machten uns auf den Weg zur Haustür. Meine Mutter schloss auf und ließ uns rein.

"Geht doch noch hoch in Hajimes Zimmer, ich mach für euch Abendessen." Ich nickte, nahm meinen Koffer und machte mich auf den Weg nach oben, gefolgt von Oikawa, welcher seinen Koffer unten stehen gelassen hatte. Vor meiner Zimmertür angekommen stockte ich kurz und drehte mich zu Oikawa. "Eins muss ich dir aber, bevor du mein Zimmer betrittst, noch sagen." Gespannt schaute mich Oikawa an. "Und das wäre?"

"Mein Zimmer sieht schrecklich aus, ich hab nämlich nicht aufgeräumt, bevor ich gegangen bin." Der Braunhaarige begann zu lachen. "Und das findest du jetzt soo schlimm?" Beschämt sah ich zu Boden. "Naja... ich hasse es nun mal, wenn mein Zimmer unordentlich ist, aber Lust es aufzuräumen hab ich auch nicht." "Achso. Ist schon ok." Ich nickte und öffnete dann meine Zimmertür.

Ich hatte ein relativ großes Zimmer und das erste, was man sah, wenn man zur Tür reinkam, war ein großes Fenster, unter dem mein Schreibtisch stand. Ein paar Meter weiter stand mein Bett, vor welchem ein großer Flachbildfernseher seinen Platz hatte. "Wow, wie cool." Oikawa betrachtete mein Zimmer staunend, während ich begann, meinen Koffer auszupacken.

"Was möchtest du denn machen?", fragte ich nach kurzer Zeit. "Ehmm keine Ahnung... was willst du denn machen?" Mittlerweile hatte sich Oikawa auf mein Bett gesetzt und schaute mir zu, wie ich meine Sachen in meinen Schrank räumte. "Du solltest dich aufjedenfall nochmal ausruhen... lass uns doch einen Film schauen.", schlug ich nach kurzem Überlegen vor. Oikawa nickte zustimmend und nahm die Fernbedienung in die Hand. "Netflix?", fragte er daraufhin. "Jup"

Why can't I hate you?  [ pausiert ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt