18. Kapitel

328 17 7
                                    

pov.Iwaizumi

Ich schlug die Haustür meines Freundes energisch auf und fing an lauthals zu schreien. "Oikawa bist du hier?!" Keine Antwort. Ich rannte die Treppen nach oben und schrie noch einmal. "Oikawa?! Wo bist du?!" Wieder keine Antwort. Mein Körper zitterte vor Panick und ich hatte das Gefühl zu ersticken. Stille. Es war aber keine beruhigende Stille. Nein. Diese Art von Stille war Angst einflößend.

Plötzlich meinte ich aus einem der drei Räume, die vor mir lagen, schwere Schritte zu hören, weshalb ich keine Sekunde zögerte und die Tür zu diesem Raum aufriss. "Oikawa bist du h-" Ich stockte. Der Braunhaarige saß gefesselt an einem Stuhl und schien schon so manche Schläge abbekommen zu haben. Denn sein Körper war bedeckt mit blauen Flecken, sein linkes Auge war angeschwollen und aus seinem Mundwinkel tropfte Blut.

"Oh Gott, wer hat dir das angetan?" Fragte ich leise und ballte meine Hände vor Wut zu Fäusten. "Iwa...", fing er mit kraziger Stimme an zu sprechen. "Du... solltest nicht... hier sein." Ich blickte ihn ungläubig an. "Was redest du da? Ich bin gekommen um dir zu helfen. Ich hab mir solche Sorgen gemacht." Ich wollte auf ihn zulaufen, um ihn zu befreien, doch eine Stimme hinter mir stoppte mich. "Einen Schritt näher und dein Freund ist tot."

Langsam drehte ich mich um und blickte in das grinsende Gesicht eines Clowns. Es war eher eine Art Horrorclown, doch was mich wunderte war, dass sein Gesicht komplett ungeschminkt war. Es kam mir bekannt vor, doch ich konnte dieses Gesicht einfach nicht zuordnen.

"Was ist? Willst du deinen jämmerlichen Freund denn gar nicht retten?", fragte er, immer noch grinsend, und zückte eine Pistole aus seinem Kostüm. Er richtete sie direkt auf Oikawa. "Was wollen sie von ihm?" Meine Stimme bebte. Vor Wut und vor Angst. "Falsche Antwort.", sagte er gespielt, mitleidig und drückte ab. "NEIN!"

Panisch richtete ich mich im Bett auf schaute zu meiner Rechten Seite, auf der ein ruhig schlafender Oikawa lag.

Wir hatten gestern noch viel Zeit miteinander verbracht und er hatte sich dazu entschieden, die Nacht bei mir zu schlafen.

Ein Traum... Es war nur ein Traum... Erleichtert fuhr ich mir durch mein Verschwitztes Haar und versuchte meine Atmung und meine zitternden Hände wieder unter Kontrolle zu bringen. Das Bett bewegte sich ein wenig und Oikawa richtete sich auf. Müde rieb er sich die Augen. "Was ist los?" "Alles gut, ich hatte nur einen Albtraum.", klärte ich den Braunhaarigen auf und sah ihn erleichtert an.

"Kannst du mich mal in den Arm nehmen?", fragte ich und breitete meine Arme aus. Es war eher Oikawas Art, so zu Handeln, doch ich brauchte jetzt unbedingt seine Nähe. "Jetzt?" "Ja jetzt." Langsam wurde ich etwas ungeduldig. "Mhh okay klar.", antwortete der Braunhaarige halb im Schlaf und öffnete auch seine Arme ein wenig, um mich in den Arm zu nehmen. Glücklich klammerte ich mich an ihn und drückte meinen Kopf gegen seine Brust.

Er legte seine Arme um mich und fing an meinen Kopf zu tätscheln. Ich schloss meine Augen und sog einmal tief Oikawas Geruch ein, was mich sofort etwas beruhigte. "Ich liebe dich Oikawa." "Mhmh ich dich auch." Böse schaute ich zu ihm rauf. Warum klang das jetzt so, als hätte er das nicht ernst gemeint? Oikawa musste ein wenig lächeln. "Tut mir leid Iwa, aber ich bin müüüddeee." Er löste sich aus meinen Griff, legte sich wieder hin und zog sich die Decke bis zur Nase.

Den werde ich ganz bestimmt nicht so schlafen lassen. Rasch zog ich ihm die Bettdecke wieder weg, was er mit einem jammerndem "Iwaaa..." kommentierte. "Vergiss es. Entweder du benutzt mich als Wärmequelle oder du musst die Nacht frieren." Oikawa seufzte. "Dann komm her." Grinsend legte ich mich hinter ihn und kuschelte mich an ihn. Die Decke zog ich trotzdem noch über uns drüber.

Zu früh klingelte mein Wecker und ich löste mich widerwillig von Oikawa, um ihn auszustellen. Der Braunhaarige hatte sich seit heute Nacht kein Stück bewegt und lag immer noch mit dem Rücken zu mir. Er war verdammt süß, wenn er schlief. Lächelnd legte ich mich wieder hinter ihn und drückte ihn an mich. "Oikawa, aufstehen~", raunte ich ihm grinsend ins Ohr und als ich bemerkte, dass sich ein leichter rotschimmer auf seine Wangen geschlichen hatte, wurde mein Grinsen nur noch größer.

"Hhmm... noch fünf Minuten...", quängelte er und drehte sich in meinen Armen, so dass sein Gesicht nur noch ein paar Millimeter von meinem entfernt war. Ich konnte seinen gleichmäßigen Atem spüren, was mir eine Gänsehaut bereitete. "Nein jetzt. Wir müssen zur Schule.", drängte ich ihn und löste mich wieder von ihm. "Ich will aber nicht...", jammerte er und zog sich die Decke über den Kopf.

"Du bekommst auch einen Gute-Morgen-Kuss", bot ich ihm grinsend an und sofort saß er aufrecht in meinem Bett. "JA!", quitschte er und sah mich mit funkelnden Augen an. Von seiner Müdigkeit war keine Spur mehr. Er setzte sich auf meinen Schoß und legte seine Hände in meinen Nacken. "So, bin wach.", grinste er und schloss seine Augen, um mich zu küssen. Langsam kam er näher, doch kurz bevor er seine Lippen auf meine legen konnte, stand ich auf und ging zu meinem Kleiderschrank, um mir meine Kleidung für den heutigen Tag rauszusuchen.

"Wa- Was sollte das denn?!", fragte Oikawa empört, woraufhin ich mich zu ihm umdrehte und ihn vorwurfsvoll anschaute. "Das ist meine Rache für heute Nacht." "Du bist ja nachtragend...", stellte Oikawa genervt fest und stand ebenfalls auf. Grinsend widmete ich mich wieder meinem Kleiderschrank zu. Es war so viel schwerer gewesen, als gedacht, Oikawa nicht zu küssen. Aber meine Selbstdisziplin siegte im Endeffekt dennoch.

"Aua!", hörte ich, den Braunhaarigen, plötzlich aus dem Bad rufen, weshalb ich alles stehen und liegen ließ und zu ihm rannte. Oikawa saß auf dem Boden und hielt Schmerzverzerrt sein Handgelenk fest. "Was ist passiert?", fragte ich besorgt und beugte mich zu ihm runter, um mir sein Handgelenk anzusehen. Bevor ich es mir jedoch genau anschauen konnte, legte Oikawa seine Hände in meinen Nacken, zog mich zu sich runter und legte seine Lippen hektisch auf meine.

"Ha! Reingefallen!" Mit funkelnden Augen sah er mich an. "Jetzt hab ich doch noch meinen Gute-Morgen-Kuss bekommen.", grinste er, stand auf und verließ das Bad. Verwirrt schaute ich ihm hinterher. "Wir treffen uns vor meinem Haus! Ich muss noch meine Schulsachen holen!" "Warte! Willst du nicht noch etwas ess-" Bevor ich zuende sprechen konnte, fiel die Haustür ins Schloss und es herrschte Stille. Ich atmete einmal tief durch und stand auf. Was war das denn eben?

pov.Oikawa

Schnell lief ich zu mir nach Hause. Angezogen hatte ich mich schon bei Iwa und Hunger hatte ich keinen. Meine Schulsachen hatte ich gestern natürlich nicht mit auf die Beerdigung oder zu Iwa mitgenommen, weshalb sie noch in meinem Zimmer lagen und ich sie jetzt holen musste.

Ich schloss die Haustür auf und sofort stieg mir der stechende Geruch von Alkohol in die Nase. Mein Blick wanderte durch das Haus und ein kleiner Schauer fuhr meinen Rücken hinunter. Auf dem Boden lagen leere Bierflaschen, Pizza-Kartons und platt getretene Zigaretten Stummel. Da ich nicht wollte, dass mein Vater wusste, dass ich hier war, lief ich flink die Treppe hoch, um in mein Zimmer zu gehen. Leise drückte ich die Türklinke nach unten.

"Ohh duu muschd Oikwuaa schein~" Hektisch drehte ich mich um und sah eine große Frau, welche taumelnd auf mich zu lief. "Wer sind si-" Ehe ich zu Ende sprechen konnte, stützte sie sich mit einer Hand gegen die Tür, legte ihr Knie zwischen meine Beine und strich mir mit der anderen Hand über die Wange.

Panisch sah ich sie an. "H-Hören sie auf." Meine Stimme zitterte und ich wollte mich wehren, aber mein Körper war wie gelähmt. "Weischd duu, isch wollte es schoon immer maal mid einem soo jungenn Kerl wiee diirr treiben.", lallte sie und leckte sich über die Lippen.

Why can't I hate you?  [ pausiert ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt