19. Kapitel

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pov.Oikawa

Erstarrt schaute ich die Frau an und spürte, ihr Knie, welches sie provokant gegen meinen Schritt rieb. "HEY?!" Überrascht drehte sich die Frau um und schaute zu der Person, die geschrien hatte. Mein Vater. "Was machst du da?" Das war meine Chance. Zitternd öffnete ich die Tür, schlüpfte durch den kleinen geöffneten Spalt und schloss ab.

Ängstlich lehnte ich mich gegen Tür um kurz durch zu schnaufen. Doch meine Beine gaben zitternd nach und ich sank zu Boden.

pov.Iwaizumi

Wo bleibt er nur?  Schon ganze 10 Minuten stand ich vor Oikawas Haus und wartete auf ihn. Er wollte doch nur schnell seine Schulsachen holen... warum braucht er so lange?  Sofort schossen Bilder aus meinem Traum durch meinen Kopf und Unruhe breitete sich in mir aus.

Ohne groß darüber nachzudenken öffnete ich die nur angelehnte Tür und trat ins Haus. Was-Wie siehts denn hier aus? Angeekelt verzog ich das Gesicht. Doch sofort wanderten meine Gedanken wieder zu Oikawa. Zügig lief ich die Treppe nach oben und schaute mich um. Es roch stark nach Alkohol und aus dem letzten Zimmer des Flurs konnte man zwei Personen streiten hören.

Als ich gerade weiter gehen wollte, hörte ich plötzlich ein leises schluchzen aus dem Zimmer hinter mir. Sofort drehte ich mich um und versuchte die Tür zu öffnen, doch sie war verschlossen. "Oikawa?", fragte ich flüsternd, um die Personen im anderen Zimmer nicht auf mich aufmerksam zu machen. "Iwa?" Sofort wurde die Tür aufgeschlossen, Oikawa zog mich zu sich ins Zimmer und schloss wieder ab.

"Was machst du hier?", fragte er und wischte sich Tränen aus seinem Gesicht. "Ich hab mich gewundert, wo du bleibst." Oikawa nickte verstehend. "Tut mir leid..." "Ach was, alles gut.", wank ich ab und musterte ihn kurz. "Was ist passiert?", fragte ich nun etwas ernster. Keine Antwort.

Ich seufzte. "Tut mir leid, du musst nicht darüber reden, wenn du nicht möchtest." Ich wollte ihn in eine Umarmung ziehen, doch Oikawa wich flink aus. Perplex sah ich ihn an. "T-Tut mir leid... I-Ich fühl mich grad nur etwas unwohl..." Verständnisvoll nickte ich. Ich hielt es für den falschen Zeitpunkt, ihm nähere Fragen zu stellen, weshalb ich es erstmal dabei belies.

"Können wir gehen?", fragte ich nach kurzer Zeit, etwas gelassener. "Ja, ich möchte mir nur noch schnell etwas anderes anziehen, ok?" Ich nickte nur. Oikawa holte frische Sachen aus seinem Kleiderschrank und schaute mich auffordernd an. "Was ist?" "Kannst du dich bitte umdrehen?" Ich merkte, wie sich ein leichter Rotschimmer auf meinen Wangen bemerkbar machte. Schnell drehte ich mich um und schaute an die Wand, an der ein kleiner Spiegel hing, sodass ich Oikawa trotzdem noch sehen konnte.

"Danke", murmelte er leise und fing an seinen Hoodie auszuziehen. "Aber wieso eigentli-" Ich stockte als ich Oikawas freien Oberkörper sah. Abgemagert und mit vielen blauen Flecken und tiefen Narben bedeckt. Sofort drehte ich mich zu ihm um und lief auf ihn zu. Erschrocken zuckte Oikawa zusammen und sah mich ängstlich an. "Iwa was-" "Was ist das?" verwundert sah er mich an. "Wer war das?" "W-Was meinst du?" Ich drückte leicht auf einen der blauen Flecken an seiner Brust, woraufhin er schmerzerfüllt sein Gesicht verzog und einen kleinen Schritt zurück wich. "Sry", gab ich nur kurz von mir und zog meine Hand wieder zu mir zurück.

Oikawa seufzte kurz, kam dann aber wieder einen Schritt auf mich zu und  deutete auf einen der blauen Flecken. "Die hab ich von meinem Vater..." Irritiert schaute ich ihn an. "Von deinem Vater?" Er nickte. "Und was ist mit denen?" Ich zeigte auf eine der kleinen Narben, die überall auf seinem Körper zu sehen waren. Oikawa musste schlucken. "...D-Die hab ich auch von ihm... A-Als ich noch klein war, hat er seine Zigaretten immer an mir ausgedrückt..." Tränen sammelten sich in seinen Augen. Schnell zog ich ihn zu mir und drückte ihn an mich. Es tat mir leid, dass ich ihn jetzt daran erinnert hatte und es machte mich wütend, dass sein Vater ihm so etwas angetan hatte.

Vorsichtig strich ich über Oikawas Rücken. Man konnte seine Rippen deutlich spüren und ich wunderte mich, warum mir das nicht schon vorher aufgefallen war. Nach kurzer Zeit löste sich Oikawa aus der Umarmung und sah mich traurig an. Daraufhin legte ich meine beiden Hände auf seine Wangen und wischte mit meinen Daumen seine Tränen weg.

"Danke, dass du es mir erzählt hast." Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen. "Ich liebe dich Oikawa." Langsam näherte ich mich seinem Gesicht und legte meine Stirn an seine "Es wird alles gut. Ich bin immer für dich da." Sanft hauchte ich einen kurzen Kuss auf seine Lippen, bevor ich mich wieder von ihm löste. Ich hob seine Schultasche vom Boden auf und hielt sie Oikawa vor die Nase. "Wollen wir jetzt zusammen zur Schule gehen?" Ein kleines Lächeln bildete sich auf Oikawas Gesicht. Doch anstatt die Schultasche zu nehmen die ich ihm hinhielt, fiel er mir auf einmal um den Hals und drückte mich fest an sich. "Danke Iwa", flüsterte er mir ins Ohr und löste sich dann aber direkt wieder von mir.

Schnell zog er sich um, packte seine Schultasche und schloss die Zimmertür auf. Er holte einmal tief Luft, bevor er mit zitternder Hand, die Türklinke nach unten drückte. "Soll ich vorgehen?", fragte ich leise, da ich sehen konnte wie angespannt Oikawa war. Er schüttelte jedoch energisch den Kopf und setzte den ersten Schritt vor die Tür.

Dicht hinter ihm, lief ich die Treppe hinunter, bis Oikawa plötzlich stehen blieb. "Was ist los?" Er legte einen Zeigefinger auf seine Lippen. Mit dem anderen zeigte er in die Luft. Ich sollte leise sein und hinhören. Verstehend nickte ich. Stille. Alles war still.

Wieso war es plötzlich so still? Oikawa fragte sich anscheinend dasselbe, denn ich erntete einen unruhigen Blick von ihm. Leise liefen wir weiter, bis wir vor der Haustür stehen blieben. Oikawa öffnete diese und atmete erleichtert aus. "Puh, geschafft" Plötzlich spürte ich eine starke Hand auf meiner Schulter und drehte mich ängstlich um. Ich blickte in das finstere Gesicht eines älteren Mannes.

"Na na na, wo wollt ihr denn so schnell hin?" Oikawas Vater ließ von mir ab und richtete sich an seinen Sohn, welcher sich in der Zeit ängstlich meine Hand gegriffen hatte und nun neben mir stand. "Wir wollen zur Schule.", antwortete ich so gelassen wie möglich, doch sein Vater lachte nur gehässig.

"Zur Schule?" finster sah er Oikawa an. "Du?" Der Braunhaarige nickte zögernd. "A-Als Mum noch da war, war das do‐" Sein Vater unterbrach ihn, indem er ihm am Genick packte und gegen die Wand drückte. "Erwähne nie wieder deine verfickte Mutter." Panik machte sich in mir breit. Wenn er weiter so fest zudrückt, erwürgt er Oikawa noch.

Why can't I hate you?  [ pausiert ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt