Unter der Bettdecke war es warm und kuschelig. Vlesk dämmerte vor sich hin, das entfernte Rascheln und Poltern hörte er nur am Rande seiner Wahrnehmung ohne es wirklich zu verarbeiten.
Langsam hob und senkte sich sein Brustkorb. Er lag auf der Seite, einen Arm angewinkelt unter das Kissen geschoben, den anderen neben, vor sich. Eine Strähne fiel ihm ins Gesicht und mit einer halben, schlaftrunkenen Bewegung schob er sie zurück.
An seinem Rücken spürte er einen anderen Brustkorb sich heben und senken, ein Arm lag halb über seiner Hüfte und an der Stelle, wo sein Shirt etwas hochgerutscht war, spürte er warme Haut.
Ein nervtötendes Geräusch erklang, aber nach einer kurzen, ruckartigen Bewegung hinter ihm verstummte es und Vlesk schlief wieder ein. Als er zum zweiten Mal aufwachte, war Kutcher weg.
Vlesk rieb sich über die Augen und drehte sich auf den Rücken. Er musterte blinzelnd das Lattenrost über sich; das war, was Kutcher jeden Abend beim Einschlafen und jeden Morgen beim Aufwachen sah. Zuhause hatte Vlesk jeden Morgen seine Pflanzen gesehen. Und jetzt... saßen sie hier auf der Station fest – eigentlich konnte Vlesk nur hoffen, dass er überhaupt noch nach Hause kommen würde.
Den roten Handabdruck, er hatte ihn noch genau vor sich. Shortys Leiche hatte schon jemand weggeräumt, aus Vorsicht vor dem Virus, aber der Handabdruck hatte noch auf dem Schaltpult geprangt. Vlesk hatte am Abend darauf geachtet, aber niemandem hatte Blut an den Händen geklebt.
Verdammt, er konnte sich nicht vorstellen, wie jemand einen Mord beging, ohne sich daran zu erinnern, und er mochte den Gedanken nicht, dass er deswegen niemandem aus der Crew trauen konnte. Nicht mal sich selbst. Würde er es merken, wenn er sich nicht an die letzten fünf Minuten erinnern konnte? Oder war es so, dass einem der Gedächtnisverlust nicht auffiel?
Langsam streckte Vlesk die Hände in die Luft. Kein Blut dran. Er verstellte seinen Blick, sodass er wieder das Lattenrost sah, seine Hände schwebten unscharf in der Luft, wie schwarze Flecken. Wenn er jetzt die Augen schloss, und dann öffnete und... vor einem leblosen Körper kniete... die Hände voller Blut... einfach so...
Aber als er die Augen öffnete, lag er immer noch auf der Matratze, in der Höhle im Stockbett. Er seufzte und ließ die Hände sinken, legte sie auf seine Augen, atmete tief ein.
In der Decke hatte sich Kutchers Geruch verfangen. Da war nichts spezielles was Vlesk hätte benennen können, es roch einfach nach ihm.
»Guten Morgen«, Kutcher kam aus dem Flur, er schien gerade im Bad gewesen zu sein und sein schiefes Lächeln steckte Vlesk an. »Ich hab zu oft snooze gedrückt, die anderen sind schon alle mit'm Frühstücken fertig.«
Vlesk stöhnte, während er sich aus der Bettdecke wühlte. »Hättest du nicht was mitbringen können?«
»Frühstück im Bett – ja klar, soweit kommt's noch.«
Vlesk verdrehte nur die Augen und begann sich umzuziehen. Erst kramte Kutcher scheinbar teilnahmslos in seinen eigenen Sachen herum, aber als sich Vlesk das Schlafshirt über den Kopf zog und sich umdrehte, um nach einem Pullover zu greifen, trafen sich ihre Blicke.
Er sagte nichts, zog nur die Augenbrauen hoch und als Kutcher wegsah, streifte er sich den Pullover über. »Lass uns gehen, ich hab Hunger.«
Die Küche war leer. Vlesk schob sich ein Stück Zwieback zwischen die Zähne, während er die Kaffeemaschine checkte. Eine halbe Tasse war noch drin. Er holte die abgezählten Pillen aus seiner Tablettenbox, schluckte sie nacheinander und spülte mit dem Kaffee nach.
Auf dem Tisch stand eine angebrochene Konservendose, die noch zu einem Drittel mit Pfirsichen gefüllt war. Zwieback und eingelegtes Obst würde wohl ausreichen, und vielleicht, Vlesk setzte sich an den Tisch, fand er noch eine Tüte Trockenobst und Nüsse irgendwo.
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fast schon Blutmond // Among Us
Fanfiction„Vertraue ich dir oder will ich nur, dass ich dir vertrauen kann?" 🌌 Zunächst hatte das Forschungsprogramm auf dem Planeten Polus II, an dem Vlesk mit seinen Freunden teilnimmt, nicht sonderlich aufregend gewirkt. Die wissenschaftlich...