Es war so, wie Vlesk sich eigentlich den Katastrophenalarm vorgestellt hatte. Wie eine zeitverzögerte Reaktion auf die rot blinkenden Warnlichter.
Kaum hatte er die Tür zum Office aufgerissen, da wurden sie von der Hektik überrollt; irgendwer rannte an ihnen vorbei, eigentlich rannten alle und es war laut, weil alle etwas riefen und niemand wusste, was zu tun war. War es schon eine Katastrophe, wenn sie nicht mehr wussten, was zu tun war?
Sofort hielt Vlesk nach einem roten Raumanzug Ausschau. Wo war sie? Sie sollte irgendwo hier sein und den ganzen Haufen beruhigen.
»Ich glaub', dieses Chaos wollte die Organisation mit der Vorwarnung eigentlich verhindern«, meinte Kutcher. »Wa- Vlesk?«
Vlesk war losgestürmt. Gerade noch hatte Kutcher vorgeschlagen, dass sie im Office direkt auf die Lifeline schauen sollten, aber er verschwendete keine Zeit mehr daran. Im Flur wich er Paarzival und Bart aus, die ihm laut diskutierend entgegenkamen; Bart wollte ihn ansprechen, aber Vlesk schlüpfte an seinem ausgestreckten Arm vorbei.
Den gelben Raumanzug fand er zuerst; Shantao stand im Versammlungsraum und starrte zerknirscht die Luft an. »Shantao! Wo ist Linda?«
Er zuckte leicht zusammen und dann die Schultern. »Ich- Alter...«
Vlesk schüttelte den Kopf, ließ Shantao mitten im Satz stehen und lief weiter. Er wollte in Admin reinstürmen, als sie gerade aus dem Vorraum mit den Spinden gelaufen kam. »Linda!« Vlesk schlang die Arme um sie. »Da bist du ja; Was machst du denn für Sachen.«
»Ich hab doch gar nichts gemacht«, ihre Stimme zitterte leicht, als sie ihm ins Ohr wisperte, »es ist Shorty, sie ist...«
Er begriff nicht sofort, aber wollte ihr die Zeit geben sich zu beruhigen. Doch Baso löste sich aus seinem Griff und marschierte mit straffen Schultern und erhobenen Kopf in den Versammlungsraum. Ihre Präsenz zeigte Wirkung, nach und nach versammelten sich alle um den großen Tisch. Gnu weinte; Karuzo konnte nicht stillstehen und tigerte herum; Paarzi zeigte Bart und Shantao etwas auf sein Tablet.
Vlesk warf einen Blick auf sein eigenes, es zeigte ihm die Besprechungsübersicht an. Es war surreal, aber Shortys Icon war durchgekreuzt und auf einmal verstand Vlesk, dass sie jetzt einfach weg war. Langsam hob er seinen Kopf und musterte die Menschen, die neben und gegenüber von ihm um den Tisch herum standen. Das Virus. Es war doch hier. Irgendjemand aus der Crew hatte es, und jetzt war Shorty tot.
Kutcher, der sich hinter Vlesk aufgestellt hatte, sah ihm über die Schulter. Rückendeckung, dachte Vlesk, er gibt mir Rückendeckung, dabei steht der Infizierte uns irgendwo hier gegenüber.
Es war eine bedrückte Stimmung, in der jedoch irgendetwas schwelte. Die Lunte brannte – sie hatte bereits gebrannt, aber sie hatten es erst nicht wahrgenommen. Es war nur noch eine Frage der Zeit.
Shantao schlug mit der Faust auf den Tisch und erhob die Stimme. »Wer von euch war das?!«
»Erzähl erst mal, was passiert ist, Shantao«, antwortete Baso schnell, als hätte sie auf den Startschuss gewartet; bereit zum Beschwichtigen.
»Ich hab Vlesk und Kutcher geholfen die Rakete zu reparieren«, Shantao warf ihnen einen Blick zu, »dann bin ich durch Lab zu Specimen und hab' Baso getroffen. Wir sind zusammen durch die Decon nach Admin und im Flur haben wir uns getrennt, Baso ist nach rechts und ich nach links.« Abgesehen davon, dass seine Stimme sich überschlug wie immer, wirkte er sehr ernst. »Ich bin bei Comms hoch gelaufen und wollte eigentlich zu den Kameras. Aber bei Comms oben an der Ecke vor dem Schaltpult, da lag sie. Shorty.«
Baso atmete durch und nickte. »Ich kann bestätigen, dass Shantao in den Specimen Room gekommen ist. Und nachdem wir uns im Office getrennt haben, bin ich an die Lifeline gegangen und hab gesehen, dass lila, also... Shorty, ja, dass sie tot ist. Shantao hat dann direkt gemeldet, dass er sie gefunden hat, also kann ich nicht sagen, ob – naja, wie lange sie tot ist.«
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fast schon Blutmond // Among Us
Fanfic„Vertraue ich dir oder will ich nur, dass ich dir vertrauen kann?" 🌌 Zunächst hatte das Forschungsprogramm auf dem Planeten Polus II, an dem Vlesk mit seinen Freunden teilnimmt, nicht sonderlich aufregend gewirkt. Die wissenschaftlich...