13. Kapitel

485 14 0
                                    

Nein unmöglich. Ich dachte Liam verarscht mich nur, obwohl ich kurz gehofft habe das es stimmte. Das ist unmöglich. Er ist Tot. Ich hab es selbst gesehen. Der Schuss ging direkt in die Brust.

Ungläubig, geschockt und wahrscheinlich mit so weit aufgerissenen Augen, dass sie bald raus fallen könnten, sah ich Liam an. Er lächelte mich nur sanft an und nickte kaum merklich.
,,Oh mein Gott. Unmöglich.", flüsterte ich vor mir hin und schüttelte leicht meinen Kopf.
Alle am Tisch sahen mich verwirrt an und die ganze Cafeteria war leise, bis auf Schritte, die sich unseren Tisch schnell näherten.

Langsam drehte ich mich um. Da ist er. Oder vielleicht auch nicht? Bilde ich mir das alles nur ein? Hatte ich in letzter Zeit so viel Stress, dass bei mir was durchgebrannt ist und ich jetzt Tote sehe?
Er ist nur noch wenige Meter von unseren Tisch entfernt, weshalb ich langsam auf stand und kleine Schritte auf ihn zu ging. Währenddessen murmelte ich andauernd 'Unmöglich' vor mich hin. Wir schlossen den Abstand zwischen uns, sodass wir noch weniger als ein halben Meter voneinander entfernt standen und ich ihn mit wässrigen Augen musterte.
,,I..Isaac?", fragte ich mit brüchiger, stotternder Stimme. Ohne mir zu antworten schloss er mich in eine Umarmung. Da war er wieder. Der Geruch nach der Mischung aus Minze und Zitrone, denn ich so sehr vermisst hatte. Er ist es. Er ist nicht Tod. Als ich das gerade realisierte, brachen bei mir alle Dämme und ich fing hemmungslos an zu weinen. Jetzt schloss ich auch meine Arme um seinen Körper und drückte ihn so sehr an mich, aus Angst das es alles nur Einbildung ist, oder er gleich wieder verschwinden würde.
,,Shh. Es ist alles gut. Ich bin hier, Lu. Ich bin hier.", flüsterte er während er beruhigend über meinen Rücken streichte. Anhand seiner Stimme konnte man raus zu hören, dass er auch weinte.

Nach nur wenigen Minuten trennen wir uns wieder voneinander und Isaac wischte mir die Tränen von der Wange, während er mich liebevoll anlächelte.
,,Ich sagte ja dir wird die Überraschung gefallen.", meldete sich Liam hinter uns. Oh stimmt ja wir sind in der Cafeteria..
Ich drehte mich wieder zu den anderen nur um Liam sein überheblich grinsen zu sehen. ,,Na schön. Hast recht.", murmelte ich leise und Isaac setzte sich auf meinen Stuhl, weshalb ich mich einfach auf seinen Schoß setzte. Ich hasse es wenn ich jemanden recht geben musste! ,,Was? Wie? Ich hab dich nicht richtig verstanden. Würdest du das nochmal wiederholen?", provozierte er weiter. ,,Treib es nicht zu weit Liam West.", keifte ich ihn an. Er hob kapitulierend die Hände was alle zum Lachen brachte.

,,Hey man, was machst du hier überhaupt? Dachte du wolltest schwänzen.", fragte Aiden, Isaac. ,,Na was wohl. Ich hab mein Sonnenschein zurück und das hätte doch nicht bis morgen warten können. Apropo was machst du hier überhaupt Lu?", antwortete er.
Cole, der uns die ganze Zeit schweigend ansah, wirkte nun auch interessierter. Der Typ ist aber auch komisch. Kalt, abweisend und beteiligt sich kaum. Ich sag ja. Komisch. ,,Ach nichts schlimmes. Mum ist zu ihren neuen gezogen. Der wohnt nunmal hier und deswegen sind wir her gezogen. Das beste kommt noch. Das hab ich erst den Abend vor der Abreise erfahren und das allerbeste erfuhr ich erst am Flughafen von ihr. Ich hab 2 Stiefbrüder. Reicht ja nicht das ich schon beschissene Brüder habe, da kommen auch noch die 2 Idioten neben uns dazu.", erklärte ich in den Moment belustigt. Wie gesagt in den Moment. Fuck!Um sicher zu gehen ob ich gerade wirklich gesagt hab, dass ich noch andere Brüder habe, sah ich schnell zu Liam. Sein Gesichtsausdruck sagt alles. FUCK!!!
,,Hä? Was für Brüder? Davon hast du nie was gesagt geschweigeden deine Mutter.", sagte Jack komplett verwirrt. Ok Luna du schaffst das. Einfach nicht die drei angucken und ausweichend antworten.
,,Da müsst ihr euch verhört haben. Ich hab keine Brüder. Nur euch zwei Idioten. Viel wichtiger ist doch aber, zuerst Milch und dann Müsli oder eher anders rum?", fragte ich um ab zu lenken. Ok das war jetzt sowas von gar nicht auffällig. Wie bescheuert bin ich eigentlich. Sowas fällt auch nur mir ein...
Alle sahen mich komisch an. ,,Na was denn, das ist eine sehr wichtige Frage. Das sagt viel über euch aus.", sagte ich schulterzuckend. Jetzt bekamen alle einen Lachflash und Isaac zog mich näher an sich ran um mir was ins Ohr zu flüstern. ,,Ich weiß zwar nicht wieso du ihnen nichts gesagt hast, aber wir werden später noch darüber reden. Liam gibt dir nachher noch meine Nummer. Ich allerdings muss jetzt so schnell es geht wieder los. 1. Weil ich noch einen Auftrag hab und 2. Weil unsere Stellvertretende Schulleiterin mich da hinten entdeckt hat und so aussieht als ob sie mir den Kopf abreißen will. Also bis morgen.", sagte er und gab mir einen Wangenkuss. ,,Pass bloß auf dich auf. Noch einmal würde ich es nicht überleben dich zu verlieren. Ich Lenk sie ab damit du abhauen kannst", flüsterte ich zurück, bevor ich ruckartig aufsprang um meinen Plan durch zu führen. ,,AHHH Hilfe Ratten!",schrie ich aus ganzen Halse. Sofort sprangen alle Schüler auf und liefen kreischend raus. Meine Freunde und meine Brüder sahen lachend zu mir, während ich mich wieder gemütlich hin setzte. ,,Lu, du bist einfach nur genial", brachte Romy heraus. ,,Das weiß ich doch.", antwortete ich gespielt arrogant, was sie noch mehr zum lachen brachte.

Nachdem Schlamassel in der Cafeteria gab es eine Durchsage, dass die Schule für heute schließt, um die nicht vorhandene Rattenplage, zu beseitigen.
Jason, Jack und ich fuhren also, nachdem wir uns von den anderen verabschiedet haben, Nachhause.

Schweigend liefen wir von der Garage zum Haus. Ich sah, dass die beiden über etwas grübelten und ich weiß auch schon worüber.
So eine scheiße auch. Immer wenn Isaac und Liam in der Nähe sind plapper ich einfach drauf los und blende alles außer die beiden aus. Genau das ist vorhin passiert. Sie sind mit die einzigen Personen mit denen ich über alles reden kann. Sie wissen alles über mich und ich über sie. Sie sind für mich wie Brüder, die für mich da waren, als ich jemanden brauchte. Ohne etwas zu sagen ging ich rein, nahm mir dieses verfluchte Bild von der Kommode und ran förmlich in mein Zimmer.

Dort angekommen, schmiss ich meine Tasche in die Ecke und setzte mich in Schneidersitz auf mein Bett.
Wie jedesmal, wenn ich mir das Bild ansah kamen ungewollte Tränen. Wir sahen so unschuldig und problemlos aus. Sie sind an allem Schuld. Wie konnten sie mich nur alleine lassen und mich nicht vor allem beschützen? Ich bin doch ihre kleine Schwester. Ihre Prinzessin.

Durch meine Wut, die wieder aufkam, unterdrückte ich die Tränen, sah nocheinmal kalt das Bild an, ehe ich es mit voller Wucht gegen die Wand schmiss.

Ich weiß nicht wie lange ich schon so saß und einfach nur Leer auf die gegenüberliegende Wand sah, bis jemand mich sanft ansprach.

,,Ich glaub wir sollten reden."

Fallen OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt