Kapitel 4

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Ich schloss die Tür hinter mir und mit einem Mal war die ganze Anspannung verschwunden. Egal wie das Ergebnis ausfällt, ich hatte mich endlich bei ihm bedanken können. Ich entfernte mich von dem Raum und sah wie der nächste ins Zimmer geführt wurde. Es war Harley. Mit dem Handrücken wischte ich mir schnell die Tränen vom Gesicht.

„Und wie war's? Oh, wie ich sehe nicht so gut“, erklang seine Stimme und schon zog er mich in eine Umarmung. Das kam so überraschend das ich es einfach geschehen ließ und sogar leicht erwiderte.

„Nein, es war nicht schlimm. Hab nur etwas ins Auge bekommen", versuchte ich mich zu rechtfertigen.

Dann löste ich mich aus seiner Umarmung. Für einen kurzen Moment, schauten wir uns in die Augen. Diese hatten wieder dieses funkeln, wie bei dem Test vorhin. Es verursachte bei mir eine Gänsehaut.

„Dann ist ja gut. Man sieht sich, Parker“, verabschiedete sich Harley und drückte beim vorbeigehen meine Schulter.

Ich drehte mich noch zu ihm herum und sah wie er das Zimmers betrat, welches ich zuvor verlassen hatte.

„Hey Mr. Mechanic, lang nicht gesehen!“, hörte ich Harley sagen.

„Das gibt’s doch nicht, Harley. Mann, bist du groß geworden. Freut mich dich zu sehen“, erwiderte Tony Stark daraufhin. Als ich den klang seiner Stimme vernahm, so vertraut und herzlich, spürte ich sogleich einen Stich in meiner Brust.

Ich zuckte zusammen, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Erschrocken blickte ich über diese und sah den Sicherheitschef.

„Komm, ich bring dich nach unten", sagte er mit einem Lächeln.

„Danke Mr. Hogan, ich-"

„Kannst ruhig Happy zu mir sagen“, unterbrach er mich.

„Okay, Happy. Ich würde noch kurz meiner Tante Bescheid geben, wenn das in Ordnung ist?,“ beendete ich meinen Satz.

Er nickte zustimmend. Ich schaute nochmal zu Mr. Stark’s Büro, doch die Tür war bereits geschlossen. Schade, irgendwie hätte ich gern noch mehr gehört.

Ich zog mein Telefon aus meiner Hosentasche und schrieb May, dass sie mich abholen konnte. Danach brachte mich Happy, mit dem Aufzug zurück nach unten.

„Tony ist bei deinem Test regelrecht hängen geblieben. Er hat sich richtig gefreut, so hatte ich ihn lange nicht erlebt. Du scheinst wirklich sein Interesse geweckt zu haben. Wenn er dich nicht auswählen sollte, muss ich ein ernstes Wörtchen mit ihm reden.“

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich dankte Happy für seine ehrlichen Worte. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass nicht ich den Platz bekommen würde. Die Türen des Aufzugs sprangen auf und Happy reichte mir zum Abschied noch die Hand.

„Hat mich gefreut, Peter. Bis demnächst und vergiss nicht die Sicherheitskarte zurück zu geben.“

„Mich auch Happy", verabschiedete ich mich von ihm.

Am Empfang gab ich die Karte zurück und verließ den Tower. Während ich auf May wartete, musste ich an Mr. Stark denken. Seine Worte an Harley, mit dieser sanften, fast schon väterlichen Stimme. Noch immer versetzte es mir einen Stich in der Brust. War es Eifersucht, dass diese Freundlichkeit nicht mir galt? Warum nervt mich diese Sache so dermaßen? Ich schüttelte den Kopf um diesen Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen.

Ich war so in meinen Gedanken versunken, weswegen ich May erst bemerkte, als sie mir auf die Schulter tippte.

"Ist alles okay?", fragte sie besorgt.

„Ja, alles bestens. Lass uns gehen", erwiderte ich.

Egal wie sehr ich versuchte diesen Gedanken zu verdrängen, er wollte mir einfach nicht aus dem Kopf.

Auf der Fahrt nachhause machten wir noch bei einem Chinesen halt und besorgten etwas zu Essen. Zuhause erzählte ich May von dem Test und dem Gespräch mit Tony Stark. Als ich die Aktion mit dem Stuhl erzählte, hatte sie sich vor Lachen fast an ihrem Essen verschluckt. Im Nachhinein wünschte ich, es ihr nicht erzählt zu haben. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit zog sie mich damit auf.

„Ich würde noch gern Ned anrufen und dann muss ich noch was für die Schule morgen vorbereiten“,  unterbrach ich Mays’ noch immer anhaltenden Lachanfall.

„Okay Schatz, ich habe auch noch ein bisschen zu erledigen.“

Wir räumten noch die Reste vom Essen zusammen, danach verschwand ich in meinem Zimmer. Ich verschlossen die Tür hinter mir und lief zum Kleiderschrank. Ich suchte nach der Lego-Schachtel des Millenniumsfalken. In dieser befand sich mein selbstgemachter Spider-Man-Anzug. Auch wenn dieser nur aus einem Trainingsanzug und Maske bestand, er sicherte das was mir am wichtigsten war, meine Identität. Damit wusste ich auch meine Tante in Sicherheit. Sollte allerdings May herausfinden, dass ich in der Nacht auf Verbrecherjagt gehe, würde ich garantiert einen Kopf kürzer gemacht werden.

Nachdem ich mich umgezogen hatte, öffnete ich das Fenster und stieg hinaus. Ich zielte, mit meinem ebenfalls selbst gebauten Netzschießer auf die gegenüber liegende Feuertreppe und schoss eine Spinnenfaden, an diesen hielt ich mich fest und sprang in die Tiefe. Der nächste Schuss ging an ein Geländer eines anderen Gebäudes. So bewegte ich mich immer weiter durch die Straßen von New York, auf der suche nach Verbrechen.

Es dauerte auch nicht lang, schon hatte ich etwas Verdächtiges ausfindig gemacht. Ich positionierte mich auf dem Dach gegenüber einer Bank. Vor dem Eingang dieser stand ein Typ, der immer nervös nach links und rechts schaute. Ich hangelte mich vom Dach auf ein Gesimsvorsprung, um einen besseren Überblick zu erhalten. Durch die gläserne Front erkannte ich im Inneren der Bank noch vier weitere Typen, die gerade dabei waren die Geldautomaten leer zu räumen.

„Jungs, beeilt euch. Die Bullen können jeden Moment hier sein", rief der Typ zu seinen Kumpels.

Dabei drehte er sich zur Bank herum und stand nun mit dem Rücken zu mir. Das war die Gelegenheit. Ich sprang vom Vorsprung direkt auf ihn zu und landete auf seinem Rücken. Die Wucht des Aufpralls ließ ihn Bekanntschaft mit dem Boden machen. Mit meinen Netzen sorgte ich dafür, dass er auch dort blieb. Damit war schon einer bewegungsunfähig.

„Hey Leute, ich brauch auch dringend Geld, aber deswegen raub ich noch lange keine Bank aus!“, begrüßte ich die Gruppe.

Sogleich beförderte ich den nächsten mit einem weiteren Netz an die gegenüberliegende Wand. Ein klirrendes Geräusch ließ mich herumfahren. Ich sah ein Loch in der Glasfront und einen der Räuber flüchten. Plötzlich ertönten zwei Schüsse hinter mir. Dank meines Spinnensinns, konnte ich den Kugeln noch rechtzeitig ausweichen.

„Das war aber unnötig!“

Mit einem gezielten Doppelschuss blockierte ich ihre Waffen. Mit einem weiteren Netz griff ich eine herumliegende Tasche und schleuderte sie auf einen der beiden. Er taumelte, was ich ausnutzte und mit einem weiteren Faden seine Beine wegzog. Er krachte zu Boden wo ich ihn ebenfalls festklebte. Schnell drehte ich mich zum letzten Räuber herum und sah noch wie er aus der Bank stürmte. Sofort nahm ich die Verfolgung auf.

Der Flüchtende legte ein erstaunliches Tempo vor. Ich sprang in die Luft, schoss einen Faden und verfolgte ihn auf diesem Weg. Bis er in eine Seitengasse einbog.

Rise of Spider-ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt