Kapitel 5

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Als ich die Seitengasse erreichte, bemerkte ich, dass es eine Sackgasse war, in die der Räuber gerannt war. An der Wand hängend, suchte ich den Flüchtigen, konnte ihn in der spärlich beleuchteten Gasse aber nicht sofort entdecken. Erst als meine Aufmerksamkeit durch ein Rumpeln in eine hintere Ecke gelenkt wurde, konnte ich schemenhaft den Kerl erkennen. Da er mich nicht zu bemerken schien, wollte ich seine Unachtsamkeit zu meinem Vorteil nutzen. In dem Moment, als ich mit dem Shooter auf ihn ziele, drehte er sich ruckartig herum und schmiss einen Stein in meine Richtung. Ich sprang von der Wand und landete auf dem Boden. Erneut zielte ich mit meinem Web-Shooter auf ihn, doch nichts geschah.

„Was ist los, Spider-Boy? Sind dir die Netze ausgegangen?“, höhnte er, während er sich mit einer Eisenstange in der Hand aufrichtete.

„Es heißt Spider-Man und dich schaffe ich auch ohne Netze", entgegnete ich und brachte mich in Position.

„Du hast ja keine Ahnung, mit wem du dich anlegst“, erwiderte er und stürmte auf mich zu.

Er holte mit der Stange aus und zielte auf meinen Kopf. Ich wich mit dem Oberkörper zur Seite, doch schon holte er erneut aus. Ich sprang zurück und konnte auch diesem Treffer entgehen. Allerdings stand ich nun mit dem Rücken an der Wand. Der Kerl setzte sein Angriff fort und schwang wieder die Eisenstange. Ich ging abrupt in die Knie, so dass seine Waffe in die Ziegelmauer schlug und stecken blieb. Dies nutzte ich und verpasste ihm ein Kinnhaken. Sein Kopf schlug hart in den Nacken zurück. Ein Tritt gegen seinen ungeschützten Brustkorb ließ ihn anschließend krachend zu Boden gehen. Dennoch blieb keine Zeit zum Verschnaufen, da er mit einem Kip up schnell wieder auf die Beine kam.

Die nächsten Angriffe führte er mit den Fäusten aus. Den ersten Faustschlag konnte ich ausweichen, den zweiten blockieren. Allerdings war sein Punch unglaublich stark, weswegen ich den Halt verlor und zurück stolperte. Dann traf mich unvermittelt ein Tritt gegen meinen Oberkörper. Ich wurde nach hinten geschleudert, krachte gegen einen metallenen Müllcontainer und verpasste diesem ein neues Profil. Anschließend landeten ich frontal im Dreck. Ich drückte mich vom Boden hoch und japste nach Luft. Vor meinen Augen verschwamm alles und ich schüttelte den Kopf, um klarer zu sehen. Verdammt, ich hatte den Typen echt unterschätzt.

Schnelle Schritte hinter mir ließen mich über meine Schulter blicken. Gerade noch rechtzeitig rollte ich zur Seite, um den herannahenden Angriff zu entgehen. Der darauf folgende Tritt traf wieder meinen ungeschützten Brustkorb. Dabei krachte ich mit dem Rücken und Kopf gegen die Mauer. Beim Aufprall wurde sämtliche Luft aus meinen Lungen gedrückt. Ich fiel erneut zu Boden. Panisch nach Luft schnappend, versuchte ich aufzustehen, doch ich sackte zurück. Mein ganzer Körper schmerzte, die Lungen brannten, alles drehte sich.

„Hast du nicht vorhin noch große Töne gespuckt? Und jetzt sieh dich an, liegst im Dreck wie ein räudiger Köter!“, vernahm ich noch die Stimme des Angreifers. Im nächsten Moment wurde alles schwarz.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich noch immer in der Seitengasse. Ich hielt mir den Kopf, der vom Aufprall immer noch dröhnte und brachte mich langsam in eine aufrechte Position. Dabei durchzog ein heftiger Schmerz meinen Körper, ausgehend von meinen Rippen. Ich zog scharf die Luft ein, als ich das Zentrum der Schmerzen abtastete. Zum Glück nur geprellt und nicht gebrochen. In ein paar Tagen würde alles wieder normal sein.

Ich schaute mich um, konnte aber zu meinem Glück den Kerl nicht mehr entdecken. Erleichtert atmete ich aus. Irgendwas stimmte mit dem nicht. Seine Schläge und Tritte die er austeilte, waren unglaublich stark. Ich gönnte mir noch ein paar Minuten Ruhe und sammelte meine Gedanken. Warum war er zielsicher in diese Sackgasse gerannt? Hier musste also etwas sein. Ich lief zu der Ecke, in der vorhin noch der Räuber gehockt hatte. Doch bevor ich ankam, ertönte ein lautes Geräusch hinter mir. Ich schaute zurück und erblickte eine rot-goldene Rüstung. Mein Puls beschleunigte sich schlagartig.

„Sag mal, wer bist du eigentlich?“, fragte Iron Man ohne Umschweife.

„Also, ähm…, ich bin Spider-Man, die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft“, erwiderte ich nervös, als ich mich zu ihm drehte und langsam auf ihn zuging.

„Ich möchte dir danken, Spider-Man", sagte Mr. Stark, doch die Ironie dahinter war deutlich zu hören. Im nächsten Moment baute er sich schon bedrohlich vor mir auf, was mich in meiner Bewegung sofort stoppen ließ.

„Mit deiner ‘durchdachten‘ Aktion hast du unseren Auftrag versaut“, setzte Iron Man seine Wutrede fort.

Jetzt konnte auch ich mich nicht mehr zurückhalten und schrie ihn nun meinerseits an: „Woher hätte ich das den wissen sollen? Außerdem habe ich in der Bank drei von der Gruppe außer Gefecht gesetzt, während du noch nicht einmal eingegriffen hast!“

Ein kribbeln durchzog meinen Körper, was mir Gefahr signalisierte. Instinktiv entfernte ich mich von ihm. Doch jeden Schritt den ich zurück setzte, folgte er mir nach. Mit dem Rücken stieß ich plötzlich gegen die Wand, mit der ich schon Bekanntschaft gemacht hatte. Der Zusammenstoß erinnerte mich schmerzlich an meine Prellung, was mich kurz aufstöhnen ließ.

Als zwei Metallarme neben meinen Kopf aufschlugen, zuckte ich zusammen. Die Maske von Iron Man öffnete sich und Tony Stark blickte wütend zu mir herab. Ich war gefangen zwischen meinem Idol und der Wand. In diesem Moment schlug mir das Herz bis zum Hals und ein angenehmer Schauer durchzog meinen Körper.

„Hör zu, Kleiner. Hilf lieber Omas beim tragen der schweren Einkäufe, rette Katzen von Baum oder so was, aber halte dich aus den Angelegenheiten der Erwachsenen raus!“

Mit jedem Wort, wurde Mr. Stark noch wütender. Ich wagte es nicht mich zu bewegen, aber auch in mir kochte die Wut auf und ich versuchte nochmal mein Handeln zu rechtfertigen: "Diese Typen waren eindeutig nicht normal. Ich kann doch nicht tatenlos zusehen wie-.“

„Ich rate dir, dich nicht ein weiteres Mal in unsere Angelegenheiten einzumischen, sonst hat das unschöne Konsequenzen, verstanden?“, unterbrach mich Mr. Stark abrupt.

"Ich werde nicht aufhören Verbrechern das Handwerk zu legen und den Menschen zu helfen. Wenn es bedeutet, dass ich gegen dich bestehen muss, dann muss ich das Risiko wohl eingehen", erwiderte ich trotzig.

Auf Mr. Stark's Lippen legte sich ein dunkles Grinsen und er näherte sich meinem Gesicht.

"Ich habe dich gewarnt", flüsterte er mit tiefer Stimme, direkt neben meinem Ohr und ließ mich erschauern.

Anschließend trat er einige Schritte von mir zurück und sein Gesicht wurde wieder von der Maske eingeschlossen. Das Geräusch der Schubdüsen ertönte wieder und schon flog er los. Ließ mich allein in der Gasse zurück.

Rise of Spider-ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt