Kapitel 9

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Ich hätte mich in diesem Moment selber ohrfeigen können. Ich war ihm einfach blind hinterher gelaufen. Klar hatte ich in Erwägung gezogen, dass es eine Auseinandersetzung geben könnte. Doch hatte ich nicht mit einer so direkten Konfrontation seinerseits gerechnet. Nun musste ich halt das Beste aus dieser Situation machen.
Und was mich zudem sehr überraschte, war seine Aura. Er strahlte ein Ruhe aus, die so gar nicht in diese Situation passte. Ich konnte mir nicht helfen, aber so wie er jetzt vor mir saß, hatte er eher etwas von einem netten, hilfsbereiten Nachbarn.

„Also, ich höre!“ Er verschränkte seine Arme und lehnte sich auf den Tisch, während er mich erwartungsvoll ansah.

„Ich wollte mich hier mit jemanden treffen.“ Ich lehnte mich zurück und verschränkte ebenfalls meine Arme.
Er hob eine Augenbraue und schaute mich nun skeptisch an. War ja klar, dass er mir keinen Glauben schenkte. Es war ein kläglicher Versuch und ich kam mir dabei vor wie ein kleines bockiges Kind. Ich musste erstmal sehen, wie weit ich gehen konnte.

„Seit dem Park klebst du schon an mir wie ein lästiges Insekt. Zudem wartest du extra vor dem Laden, bevor du hier reinkommst. Auffälliger geht’s nicht!“, gab er leicht verärgert zurück.

Er zeigte eine erste Gefühlsregung und jetzt lag es an mir, den Spieß rumzudrehen und die Offensive zu ergreifen. Ich schenkte ihm ein freches Grinsen und erwiderte darauf: „Entweder leiden Sie an Verfolgungswahn oder haben was zu verbergen?“

Er blieb äußerlich ruhig und erwiderte nichts, aber in seinem Blick veränderte sich etwas. Jetzt musste ich nachlegen und hoffen, dass er vielleicht noch ein paar brauchbare Infos für mich hatte.

„Also hast du Dreck am Stecken. Was hast du gemacht - eine Bank ausgeraubt?“

Ich hatte ihn genau beobachtet und sein Augen verengten sich zu gefährlichen Schlitzen. Wenn Blicke töten könnten, würde ich auf der Stelle umfallen. Aber ich durfte ihm gegenüber jetzt keine Schwäche zeigen, also hielt ich seinem strengen Blick stand. Doch er erwiderte nichts auf meine Vermutung, von der ich wusste, dass diese der Wahrheit entsprach.

„Dein Schweigen deute ich als ein ja“, beantwortete ich mir nun selbst die Frage und konnte mir ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen.

Ich lehnte mich nun wieder zurück an den Tisch und griff nach meinem Getränk, doch bevor ich das Glas greifen konnte, packte der Kerl mein Handgelenk mit seiner Hand und zog mich ein Stück zu sich heran. Ich spürte ein Knacken in meinem Gelenk und konnte gerade noch verhindern, dass ein leiser Aufschrei meine Kehle verließ. Wie ich erwartet hatte, war seine Kraft der eines normalen Menschen weit überlegen. Ob er bewusst mit solcher Kraft zugedrückt hatte konnte ich nicht mit Gewissheit sagen. Ich versuchte meine Hand aus seinem Griff zu lösen, doch vergeblich. Eines stand definitiv fest, ich hatte ihn verärgert und er würde mich nicht so einfach gehen lassen.

Plötzlich legte sich ein diabolisches Grinsen auf seine Lippen und ließ mich augenblicklich innehalten. In mir keimte eine böse Vorahnung. Der Gangster schien meine Gedanken zu lesen und er lehnte sich mir so weit entgegen, dass sich unsere Gesichter beinahe berührten.

„Du solltest mich hier besser nicht provozieren, es könnte dir nicht bekommen!“

Obwohl es nur ein Flüstern war, trafen mich die Wörter, wie ein Vorschlaghammer. Die Drohung verfehlte nicht ihre Wirkung, als ich die Bedeutung seiner Worte fassen konnte, durchzog eine Gänsehaut meinen ganzen Körper.

Ich ließ meinen Blick durch das Lokal schweifen und realisierte, dass einige der Gäste ihren Blick unauffällig auf uns gerichtet hatten. Darunter waren aus meiner Sicht nicht nur harmlose Restaurantgäste. Und wieder musste ich mir eingestehen, dass ich nicht alles durchdacht und die Lage falsch eingeschätzt hatte. Anschließend schaute ich zurück zu dem Kerl, der mich noch immer belächelte.

„Jetzt unterhalten wir uns mal wie Erwachsene“, sprach er seelenruhig und entließ meine Hand aus seinem stählernen Griff.

Als Antwort auf seine Frage, kam von mir nur ein verächtliches Schnaufen und ich schüttelte den Kopf, bevor ich ihm direkt in die Augen sah: „Einen harmlosen Teenager drohen und fast das Handgelenk brechen – ja, dass ist sehr erwachsen.“

Ich tastete die Stelle an meinem Handgelenk und ein stechender Schmerz zog sich durch meinen ganzen Arm. Man konnte bereits jetzt deutlich den Abdruck seiner Hand erkennen.

„Also nochmal von vorn. Wieso bist du mir gefolgt?“

Er blieb immer noch ruhig. Doch mir erging es momentan nicht anders. Auch wenn ich sicher war, dass mindestens drei der hier anwesenden zu seiner Truppe gehörten. Ich hatte mich in diese Situation gebracht und musste diese nun eigenständig bewältigen. Nicht als Spiderman, sondern als Peter Parker.

„Das war Zufall. Ich verkehre gewöhnlich nicht mit Typen wie dir.“ Ich griff nach der Cola und kühlte damit die schmerzende Stelle an meinem Handgelenk.

„Irgendwie hab ich das Gefühl, wir hatten aber schon mal das Vergnügen.“  Während mein Gegenüber das sagte, lehnte er sich lässig zurück und musterte mich genauer.

„Wie schon gesagt, nicht mein Umgang.“ gab ich zurück und schaute im dabei wieder direkt in die Augen.

„Hey Peter!“, ertönte eine mir bekannte Stimme.

Ich blickte dem Typen über die Schulter und traute meinen Augen nicht. Der Räuber folgte meinem Blick und schaute anschließend wieder zu mir. Die Verwirrung sah man im diesmal deutlich an. Doch ich wusste nicht ob ich mich darüber freuen sollte, als ich in das grinsende Gesicht von Harley Keener blickte.

„Sag mal, wer ist denn deine freundliche Begleitung?“, fragte er mich und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Unbekannten.

„Er hat mir freundlicher Weise Gesellschaft geleistet, während ich auf dich gewartet habe“, antwortete ich und lächelte meinem Gegenüber siegessicher entgegen.

Auch wenn ich nicht besonders erfreut war, dass ausgerechnet Harley in diesem Moment auftauchte, aber er kam wirklich wie gerufen. Dadurch stützte er meine Aussage. Der Gangster schien es noch immer nicht recht zu glauben, da er noch immer verwirrt, zwischen Harley und mir immer hin und her schaute.

„Ich denke, wir sollten woanders essen gehen“, sprach ich zu Harley, der darauf zustimmend mit dem Kopf nickte.

Ich nahm noch einen Schluck von meiner Cola und anschließend schulterte ich meinen Rucksack. Als ich aufstand wand ich mich noch einmal freundlich an den Räuber: „Danke, für das angenehme Gespräch.“

Er schaute von unten zu mir herauf und erwiderte auf eine ebenfalls übertrieben freundliche Art: „Ich habe zu danken… Peter. Und das Getränk geht natürlich auf mich.“

Ich klopfte Harley auf die Schulter, um ihm zu zeigen, dass wir gehen konnten. Er ließ es sich aber nicht nehmen, den Räuber noch einmal eindringlich zu mustern, ehe wir gemeinsam das Lokal verließen. Dabei spürte ich deutlich die Blicke der vermeintlichen Komplizen auf uns.

Die Dämmerung hatte schon eingesetzt und die Straße waren deutlich gefüllter, als noch vor wenigen Minuten. Wir liefen die Straße entlang, ohne auch nur ein Wort miteinander zu wechseln. Ich blickte kurz über meine Schulter zurück, um zu prüfen ob uns jemand gefolgt war. Und tatsächlich konnte ich zwei dieser Gestalten aus dem Lokal erkennen, die uns dicht auf den Fersen waren. Wäre auch zu schön gewesen.

„Peter, könntest du mich bitte aufklären? Wer sind die?“, fragte mich Harley, der nun ebenfalls zurück geblickt hatte.

„Keine Zeit. Lauf!“ Ich packte ihn am Arm und rannte los.

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Hallo Leute,

Ich möchte mich entschuldigen, dass ihr so lang auf das Kapitel warten musstet.

Zudem möchte ich mich nochmal bei allen fürs Lesen und Voten meiner Geschichte bedanken.

Bis zum nächsten Kapitel

Bake-Neko

Rise of Spider-ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt