6. Die Mission

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Ich packte verschiedene Dinge in meinen Rucksack. Meine erste Mission stand vor der Tür.

Wir wurden gut in Konoha angenommen. Kaum hatten [K/N] und ich ein Stirnband erhalten, akzeptierten die Dorfbewohner uns in ihrer Mitte.
[K/N] trug seines stolz um seine Stirn gewickelt. Er musste nicht noch einmal in die Akademie, da er mit mir viele Erfahrungen sammeln konnte. Er wurde direkt zur Genin-Prüfung angemeldet und bestand sie beim ersten Anlauf. Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte, doch es machte mich stolz.

Ich musste mich auch vielen Prüfungen stellen. Einige der Ranghörigen hier im Dorf, schien es zu missfallen, mich aufzunehmen.
Ich empfand, dass der Hokage sehr erleichtert wirkte, mir mein Stirnband zu überreichen und mir mitzuteilen, dass ich von nun an ein Jonin sei. Vielleicht, weil er mich schätzte und mich als Bereicherung für sein Dorf empfand. Oder Vielleicht, weil ich während der Prüfung niemanden umgebracht hatte.
So genau konnte ich ihn noch nicht einschätzen.

[K/N] würde die Zeit über alleine in Konoha bleiben. Ich hatte ihn nie zurück gelassen. Doch der Hokage versprach mir, dafür zu sorgen, dass es ihm gut ging. Gerüchten nach zu urteilen, schaffte er es selbst bei seinen eigenen Kindern nicht, aber was soll's. [K/N] war alt genug, um wenige Tage auf sich aufzupassen.

Langsam setzte ich mich in Bewegung, den südlichen Ausgang zu erreichen, um mich mit meinen Teamkameraden zu treffen, mit denen ich meine A-Rang Mission erledigen sollte.
Es handelt sich um eine reine Informationsbeschaffung.
Über meine Leute. Sie wurden in letzter Zeit immer häufiger in der Nähe von Konoha gesichtet.
Sie schienen etwas zu planen und da sie schwierige Gegner waren, waren vier Jonin von Nöten, um herauszufinden, was sie planten.

Kurz vor dem Ausgang spazierte [K/N] neben mich.

„Na, schon nervös, vor deiner ersten Mission?"
Grinsend lief er neben mich her. Auch ich grinste.

„Muss du nicht trainieren, [K/N]?"

„Ne... ich kann das schon, was die anderen gerade lernen."

„Trotzdem würde es dir nicht schaden, bei deinem Team zu bleiben."

„Ach Mama, lass mich dich zumindest verabschieden."

Ich wurde ernst.
„Das ist kein Abschied für immer, [K/N]. Ich werde wieder kommen."

„ Ja, das weiß ich doch. Trotzdem musst du auf dich aufpassen!"
Ich nickte.

„Hallo, Papa!"

Ich blickte auf. Er stand an dem Ausgang und schien zu warten. Doch worauf? Er war überhaupt gar nicht zu dieser Mission eingeteilt.

„Was machst du hier?"

„Ich warte auf dich und auf die Anderen, um endlich los gehen zu können."

„Du warst nicht mit eingeplant."

„Yamato ist kurzzeitig abgesprungen, dafür sollte ich mit gehen."

Ich biss mir auf die Lippe. Ich hatte [K/N] nur so entspannt da gelassen, weil ich wusste, dass Sasuke in Konoha bleiben würde.

Ich seufzte. So kurz vor Beginn der Mission hatte es wenig Sinn, noch etwas verändern zu wollen. [K/N] würde das schon schaffen. Hoffte ich.

Shikamaru und Kakashi kamen zusammen auf uns zu gelaufen. Somit waren wir Vollständig. Insgeheim hatte ich die Vermutung, dass Kakashi beauftragt wurden ist, ein Auge auf mich zu werfen. Er war überall, wo ich auch war.

Shikamaru forderte unsere Aufmerksamkeit.

„Gut, wir sind vollständig. Wir haben wenig Informationen darüber, wo wir zu Informationen zu diesen Kriegerinnen bekommen können. Unser einziger Anhaltspunkt ist eine kleine, schmuddelige Kneipe in der Nähe von Kirigakure. Wir werden zwei Tage brauchen, um dort anzukommen. Wenn wir da sind, werden wir weiter sehen, verstanden?"

Ein Nicken zog sich durch die Reihen.

„Ein Team aus Medizin-Ninjas steht uns zu Verfügung und wird sofort losgeschickt, wenn wir es benötigen sollten. Gut, dann los."

Mit diesen Worten setzte er sich in Bewegung.

„Tschüss, Mama! Tschüss, Papa!"

[K/N] winkte mir und Sasuke hinterher. Mit einem Kopfschütteln folgte ich Shikamaru. Hinter mir dann Kakashi und Sasuke. Sie schienen sich über [K/N] zu unterhalten. Anscheinend hatte Kakashi nicht gewusst, dass Sasuke ein weiteres Kind hatte.

Wir machten regelmäßig alle vier Stunden eine kurze Pause, um unsere Kräfte nicht allein beim Laufen zu verlieren. Wir füllten unsere Wasserbestände auf, setzten uns kurz hin oder besprachen noch einmal unseren Plan.

Zum Abend suchten wir uns eine ruhige Stelle in einem Felsvorsprung, um unser Nachtlager aufzuschlagen.

Schnell waren unsere Betten gelegt und Lagerfeuer errichtet. Shikamaru streckte sich und man sah ihm an, dass er sich sofort in seinem Schlafsack verkriechen wollte. Er war so durchschaubar.

„Ich kann die erste Schlafwache übernehmen!", bot ich an, da ich noch nicht an Ende meiner Kräfte war und ich in der Lage war mehrere Tage am Stück nicht zu schlafen, ohne dass sich das auf meine Kräfte auswirkte.

Den Blick, den Sasuke und Kakashi austauschten, ließen mich meine Augen verdrehen.
Ich hatte mit meiner Vermutung also doch recht gehabt. Sie sollten mich im Auge behalten.
„Ich werde euch im Schlaf schon nicht die Kehlen aufschlitzen!"

Leicht angesäuert trat ich an den beiden vorbei und setzte mich an das Lagerfeuer. Auch wenn ich jetzt für ein Dorf arbeite, als normale Kunoichi, wurde ich trotzdem nicht als solches akzeptiert. Sie vertrauten mir nicht. Es hatte sich also nie etwas verändert. Ich war immer noch das Monster, was man lieber wegsperren wollte. Was man misstraute, auch wenn man es bereits gezähmt hatte.

Ein rascheln riss mich aus meinen Gedanken. Sasuke setzte sich neben mich und starrte stumm in das Feuer. Ein leises Lachen entfuhr mir.

„Gerade du solltest mir glauben, dass ihr mich nicht im Auge behalten braucht."

„In den letzten Jahren ist viel passiert."
„Ich habe mich kaum verändert, Sasuke."

„Doch, hast du. Ich habe noch nie solche Überreste eines Schlachtfeldes gesehen."

Ich wollte etwas erwidern, doch ich wusste nicht was. Er hatte ja Recht, ich hatte mich verändert.

„Seit ich [K/N] habe, bin ich vorsichtiger geworden. Ich kann mir keine Überlebenden leisten, die wieder zurück zu Organisation rennen."

Ein nicken seinerseits. Er konnte dies anscheinend nachvollziehen.

„Was ist seit damals passiert, [Y/N]. Wieso hast du mich erst so spät aufgesucht?"

„Ich habe es versucht. Jahrelang, Sasuke. Nachdem wir getrennt wurden, bin ich von einem Versteck zum nächsten gelaufen. Ich habe alle Verstecke von Orochimaru aufgesucht, die ich kannte. Glaub mir Sasuke, ich habe dich gesucht. Doch dann habe ich schnell gemerkt, dass ich Schwanger war. Mir war vorher gar nicht bewusst, dass wir Kriegerinnen überhaupt Schwanger werden konnten, doch es war so. Seitdem war ich doppelt so sehr auf der Hut."

„Wurdest du noch lange verfolgt?"

Ich lachte auf.
„Es hat noch gar nicht aufgehört! Als sie mitbekamen, dass ich Schwanger war, wurden die Angriffe Massiver. Sie wussten, dass ich schwächer war, mit einem Neugeborenen. Ich hatte keinen ruhigen Augenblick.Es war nervenaufreibend."

Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Das waren die Schlimmsten Jahre meines Lebens gewesen. Die überwältigenden Gefühle, die man bei einer Geburt empfindet. Die Verzweiflung und die Unwissenheit, wie man das alles alleine durchstehen sollte.

Es war hart. Oft hatte ich überlegt, dieses Kind in irgendeinem Dorf abzugeben. Ich würde mir eine nette Familie aussuchen und [K/N] vor die Tür legen. Es hätte eine Mutter und einen Vater. Vielleicht sogar Geschwister und ein Haustier. Es würde ein normales Leben führen, ohne Angst und ohne Kämpfe. Es wäre ein ganz normaler Junge.
Doch ich brachte es nicht übers Herz. Ich konnte und wollte ihn nicht zurück lassen. Also hieß ich Zähne zusammen beißen und kämpfen. Und das tat ich bis heute noch.

„Es tut mir leid, dass ich nicht da gewesen bin."

Ich hatte ihn schon beinahe vergessen. Er hatte diese Worte nur leise vor sich hin gesagt, doch ich hatte es genau verstanden.

„Hast du denn nach mir gesucht?"

Es war eine einfache Frage, auf die er mit ‚ja' oder ‚nein' antworten konnte. Ich fürchtete mich vor der Antwort. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich eine Antwort haben wollte.
Nachdem er nichts gesagt hatte, war es mir eine Antwort genug. Ich hatte schon lange und schwierige Gespräche mit ihm gehabt. Ich wusste, dass er einfach schwieg, bevor er eine unangenehme Antwort geben würde.

Mit dieser Frage habe ich mir einen Moment der Schwäche geboten. Ich setzte wieder meine Maske auf. Die einer Kriegerin.

„Schon gut, Sasuke. Eigentlich will ich die Antwort gar nicht wissen."

Mit diesen Worten erhob ich mich. Ich hatte keinen Nerv mehr mit ihm die Schlafwache zu übernehmen. Doch er packte mich am Handgelenk und zog mich wieder neben mich.

Er sah mir in die Augen. Das tat er immer, wenn er etwas sehr ernst meinte.

„[Y/N], wenn ich die Zeit zurück drehen könnte. Ich hätte dich gesucht und gefunden. Ich hätte mit Sakura keine Familie gegründet. Ich wäre bei dir geblieben."

Ich wurde unglaublich wütend.
„Du kannst es aber nicht rückgängig machen, Sasuke. Lass mich los!"

„[Y/N], lass uns darüber reden, ohne dass du sofort wieder verschwindest!"
"Ich war es nicht, der immer für ein paar Tage verschwunden ist und dann wieder aufgetaucht war und so tat, als wäre nie etwas gewesen."

"Ach komm, das hat doch bei dir erst den Reiz ausgelöst."

„Hör auf so zu tun, als würdest du mich kennen!"

„Aber ich kenne dich besser als jeder andere."

„Ach, leck mich doch, Sasuke!"

„Ich weiß, dass du das mochtest. Aber hier und jetzt?"


„Ähm...-"

Ein Räuspern ließ uns zwei auseinander fahren. Mir war gar nicht bewusste gewesen, wie nah Sasuke und ich uns bei unserem Streit gekommen waren.

Shikamaru stand hinter uns, kratze seinen Hinterkopf und schien unsicher, wie er die Richtigen Worte finden sollte.

„Da ich bei diesem Lärm sowieso nicht schlafen konnten, dachte ich, kann ich euch auch zur Nachtwache ablösen."

„Gute Idee!"

Sofort sprang ich auf und ging zu meinem Schlafplatz. Es war mir, als ob ich Sasuke noch lachen hören konnte. Am liebsten würde ich ihn umbringen.

Ich schlüpfte in meinem Schlafsack und schloss die Augen. An Schlaf war gar nicht zu denken. Es war merkwürdig sich wieder mit Sasuke zu unterhalten. Es war wie früher.

Es hatte ewig gedauert, bis wir zwei überhaupt mal die ersten Worte wechselten. Und selbst die waren oft sehr trocken und distanziert. Bis bei uns beiden irgendwann der Funke übergesprungen war. Wir unterhielten uns. Wir waren wie unsere Psychologen, die wir beide brauchten. Wir erzählten uns unsere schwersten Laster, die wir zu tragen hatten. Wir begannen uns immer mehr zu vertrauen. Sasuke war die erste Person, die ich lernte zu vertrauen. Und wir kannten uns in- und auswendig.

Wir brauchten uns. Ich brauchte ihn. Jetzt nachdem ich wusste, dass er nicht einmal nach mir gesucht hatte, war ich mir gar nicht so sicher, ob er damals das gleiche empfand, wie ich es für ihn getan hatte. Normale Menschen sprachen in solchen Situation von Liebe.

Ich weiß nicht, ob ich Sasuke damals geliebt hatte.
Er hatte Gefühle in mir ausgelöst, die ich nicht kannte. War das Liebe?

Seufzend drehte ich mich wieder auf die andere Seite. Sasuke legte sich auch in seinen Schlafsack.
Aus der Richtung von Kakashi war ein Nuscheln zu hören, was verdächtig nach ‚endlich Ruhe' klang.
Toll, es hatten alle unseren Streit mit bekommen.
Das konnten noch witzige Tage werden.

~Sasuke x Reader~ Dawning // ABGESCHLOSSEN//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt