10. Familie

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Ein leiser Knall ließ mich aus meinem tiefen Schlaf aufschrecken. Was war das?
Helles Sonnenlicht durchflutete das kleine Schlafzimmer. Irritiert bewegte ich meinen Kopf ein wenig hoch. Normalerweise schlief ich bis zum Sonnenaufgang, höchstens. Ich brauchte nicht so viel Schlaf und deswegen war es umso verwirrender, dass es bereits hell draußen war. Was war gestern passiert?
Ich hörte wie jemand die Treppe hinauf stampfte und dabei leise
„Mama?" rief. Ich schreckte hoch.

[K/N]!
Sasuke war gestern bei mir. Ich rutschte vom Bett runter und wurde am Handgelenk gepackt.

„Wo willst du hin?"

Sasuke schien noch sehr verschlafen und noch nicht bereit, sich zu erheben. Er lag noch neben mir, hatte die Augen noch nicht geöffnet. Nackt.

Ich sah zu mir runter und bemerkte, dass ich ebenfalls nackt war. Richtig, wir haben gestern miteinander geschlafen.

Panisch sprang ich aus dem Bett. [K/N] würde gleich hier rein kommen. Was sollte er denn denken? Ich war noch nicht bereit, ihm die Sache mit den Bienchen und Blümchen zu erklären.

Ich ergriff schnell meinen Bademantel, der an der Tür hing und schaffte es noch rechtzeitig ihn zu schließen, bevor die Tür aufgerissen wurde.

„Mama, ich bin wieder... da... Papa?!"

Sein Blick wanderte von mir zu Sasuke, der immer noch in meinem Bett lag. Zum Glück bedeckte die Bettdecke immerhin das Nötigste von ihm. Als [K/N] herein kam öffnete er müde ein Auge und nuschelte ein

„Morgen".
Der Mann hatte echt nerven...

„Wo warst du?"
Ich versuchte so gut wie möglich diese Peinliche Situation zu ignorieren und zum wesentlichen zu kommen.

„Bei Sakura."

„Du musst frühstücken und zur Akademie."

„Mama, hast du mal auf die Uhr gesehen? Ich hab schon bei Sakura gefrühstückt und muss jetzt sofort losgehen!"

Erschrocken sah ich auf die kleine Uhr neben meinem Bett. Tatsächlich. Es war spät und [K/N] musste los. Ich fühlte mich wie eine Rabenmutter, die ihr Leben nicht in den Griff bekam. Ich hatte heute Morgen und ehrlich gesagt auch schon gestern Abend keinen Gedanken mehr an [K/N] verschwendet.

„Geh runter, ich komme gleich nach."

Er gehorchte und ich suchte schnell meine Sachen zusammen, um mich anzuziehen. Die Bewegungen aus dem Bett ignorierte ich, bis ich von hinten umarmt worden bin.

„Entspann dich, [Y/N]. Er hat es doch gut aufgenommen."

Er küsste meine Schulter, doch ich schüttelte ihn weg.

„Da gibt es nichts, aufzunehmen, Sasuke."

Plötzlich wurde die Tür wieder aufgerissen und [K/N]s Kopf erschien zwischen der Tür. Der Junge raubte mir den letzten Nerv!

„Da steht ein Mann vor der Tür, der nach die Fragt, Mama."

Dass sein Vater nackt hinter mir stand, schien ihn überhaupt nicht zu stören. Ich schloss genervt die Augen und rieb mir die Stirn. Ich glaube, ich bekam das erste Mal in meinem Leben Migräne.

„Ja, ich komme gleich runter."

„Ok. Ich muss auch los. Tschüss!"
Doch bevor er hinausging, drehte er sich nochmal zu Sasuke.
„Papa, ich finde es gut, dass du dir ein Schlafzimmer hier im Haus ausgesucht hast!"

Er grinste über beide Ohren.
Sein Vater quittierte es mit einem Lachen, ich mit einem Stöhnen.

„[K/N], verschwinde jetzt!"

„Ja Mama!"
Und weg war er.

Ich sah zu Sasuke. Dieser grinste immer noch über beide Ohren.

„Zieh dich an, Sasuke. Ich hab Besuch, der wartet auf mich."

„Ja, Männerbesuch!"

„Eifersüchtig?"

Diesmal konnte ich mir mein Grinsen nicht verkneifen. Aber ich wusste selber nicht, wer dieser mysteriöse Besuch war.

Wir zogen uns schnell unsere Kleidung über und liefen die Treppen runter. Ich riss die Haustür auf und vor uns stand Shikamaru. Überrascht sah er zwischen mir und Sasuke hin und her. Es dauerte einen langen Moment, bis er überhaupt etwas sagte:
„Na, da hätte ich ja noch lange bei dir klopfen können, Sasuke."

Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und ich sah auch zum Boden. Ich habe die Befürchtung, dass bald das ganze Dorf von unserem Techtelmechtel Bescheid wissen würde. Dabei war ich mir ja selber nicht sicher, was da zwischen uns war.

„Was willst du, Shikamaru?"

Sasuke nahm das Ganze sehr locker und es schien für ihn das normalste der Welt zu sein, morgens neben mir aufzuwachen und mit mir zusammen Besuch zu empfangen.

„Ich habe den gesamten Morgen auf euch gewartet. Wir müssen zu Naruto und ihm über die Mission berichten. Wir hatten gestern abgemacht, dass wir um sechs Uhr zu ihm wollten, doch niemand ist erschienen!"

Dem Vorwurf konnte ich nicht widersprechen, doch ich muss gestehen, dass diese Information gestern an mir vorbei gegangen ist. Ich war mit anderem beschäftigt.

„Wir waren beschäftigt, aber wir können jetzt los."

Sasuke nahm sich wie Selbstverständlich den Haustürschlüssel und schob mich nach draußen.

Schnaufend schnappte ich mir den Schlüssel und steckte ihn ein. Es war schließlich immer noch mein Haus und wir hatten noch nicht darüber gesprochen, wie es weiter geht mit uns. Auch wenn für ihn bereits alles beschlossen schien.

Wir gingen zum Hokage und berichteten über unsere Mission. Ihn beunruhigte die Tatsache, dass neue Kriegerinnen erschaffen würden. Er beschloss, dass er einige Spione schicken würde, um Informationen über einen Unterschlupf der Organisation zu finden. Er sagte allerdings deutlich, dass er mich nicht bei dieser Informationsbeschaffung dabei haben wollte, weil die Kriegerinnen es auf mich abgesehen hatte.
Das war seine Offizielle Begründung. Doch ich glaube, dass er meinen Kräften nicht traute, weswegen ich nicht kämpfen sollte.

Soll mir Recht sein. Die Kriegerinnen dürfen keine Unschuldigen Angreifen, solange sich die Shinobis still verhielten, würde ihnen nicht geschehen.
Wenn wir ein Versteck entdecken würden, würden wir es angreifen und die Organisation zerstören.
Es klang nach einem naiven Plan, doch ich hatte momentan nicht den Nerv, mit ihm darüber zu diskutieren. Ich glaube noch nicht einmal, dass wir ein Versteck der Organisation finden würden.

Bis es aber soweit war, hieß es warten. Ich dürfte kleinere Missionen im Dorf annehmen und ich sollte mich ruhig verhalten.
Wir verabschiedeten uns von dem Hokage und hatten den restlichen Tag frei. Shikamaru verabschiedete sich und ließ mich mit Sasuke alleine.
Schweigend liefen wir nebeneinander her.
Ich wollte nicht mit ihm über gestern Abend reden, doch ich wusste, dass wir das mussten.

„Wir müssen reden, Sasuke."

Ich sprach es leise aus. Ich war unsicher. Ein Gefühl, welches ich seit Jahren nicht mehr empfunden hatte.

Ich verließ den Fußgängerweg und setzte mich auf eine Bank, von der man den Fluss gut beobachten konnte.
Sasuke setzte sich schweigend neben mir.

„So viele Gedanken, wie du dir machst, kann ich mir gar nicht vorstellen, dass du die Ausbildung durchzogen hast, von der du mir erzählt hattest."
Er grinste leicht spöttisch zu mir.

„Tja, so etwas kommt dabei raus, wenn eine wie ich, versucht ein Menschliches Leben zu führen. Pures Chaos."

Wir lachten leise und schwiegen beide wieder.
Er war der erste, der das Wort wieder aufnahm:
„Sakura hat sich gestern von mir getrennt. Wir sind nicht im Streit auseinander gegangen. Sie hat gemerkt, dass ich mich verändert hatte und dass es mit dir zu tun hatte. Mit euch. Ich werde mich trotzdem um Sakura und Sarada kümmern, doch ich will bei euch bleiben."

Er sah entschlossen zu mir. Ich wusste, dass er es ernst meinte.

„Es ist lange her, seit wir zwei zusammen auf engen Raum zusammen gelebt haben. Damals warst du die meiste Zeit verschwunden-"

„Das war etwas anderes,[Y/N]. Damals war es mein Ziel, stärker zu werden, um meinen Bruder zu töten. Dieses Mal will ich eine Familie. Mit euch. Ich werde nicht wieder verschwinden. Gib uns eine Chance, es zu probieren."

Es war kein flehen in seiner Stimme. Er hatte ein Ziel, welches er unter allen Umständen erreichen wollte. Wenn es darum ging, war er sehr Hartnäckig. Und er wusste, dass er mich so kriegen konnte. Ich wusste, dass er im Grunde Recht hatte. Ich schloss die Augen.

„In Ordnung, lass es uns probieren, Sasuke."

Er griff meine Hand und zog mich hoch. In schnellen Schritten zog er mich hinter sich her. Er sagte kein Wort.

„Was machst du da?"

Ich versuchte mich seinem Griff zu entziehen, doch wenn er seinen Willen durchsetzen wollte, konnte er kräftiger sein, als ich.

„Wir gehen nach Hause."

„Warum zerrst du dann so an mir rum?"

Er zog mich in seinen Armen und beugte seine Lippen an mein Ohr.

„Weil ich dir sonst gleich deine Klamotten mitten auf der Straße vom Leib reißen muss." ....



Einige Stunden später, zog ich mir wieder eilig meine Klamotten über, während [K/N] die Treppen hochgestampft kam und Sasuke seelenruhig und nackt im Bett lag.
Es war wie ein Dejá Vú.

[K/N] trat ein, ohne zu Klopfen und sah uns beide mit hochgezogener Augenbraue an.

„Seid ihr noch gar nicht aus dem Bett gekommen?"

„Werde nicht frech, [K/N]."

„Mama, ich habe hunger."

„Ja, ich komme gleich runter und dann koche ich etwas."

„Papa, isst du mit uns?"

Er sah fragend zu mir hinüber.
„Ja, er wird heute mitessen."

[K/N] strahlte über das ganze Gesicht und rannte mit den Worten ‚Ich decke schon mal den Tisch' die Treppe herunter. Das hatte er noch nie freiwillig getan.

Ich steckte mir meine Haare zusammen und spürte kräftige Hände über meinen Bauch streichen.

„Wir freundlich von dir, dass ich mit essen darf. Ich dachte, du würdest mich hungern lassen."

„Daran habe ich ehrlich gesagt auch kurz gedacht, als Rache dafür, dass du mich damals auch hast Hungern lassen. Dann ist mir eingefallen, dass aus meinem Sohn ja mal was Anständiges werden soll."
Wir grinsten uns beide an.

„Zieh dich an. Ich lasse dich nicht nackt am Essenstisch sitzen."

Ich warf ihm seine Boxershort ins Gesicht, nachdem er eine Schmolllippe zog und ging hinunter. Dort deckte [K/N] tatsächlich den Tisch.

Wir kochten gemeinsam. Wir lachten. Und wir erzählten über unseren Tag. Also... [K/N] erzählten. Sasuke und ich nicht.
Es war harmonisch zwischen uns. Es war wunderschön. Es war etwas, was ich noch nie in meinem Leben hatte. Das war es also. Mein neues Leben.

~Sasuke x Reader~ Dawning // ABGESCHLOSSEN//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt