Er konnte das einfach nicht mehr ertragen. Es wurde ihm alles zu viel und er wusste nicht mehr, was er tun sollte. Die einzige Möglichkeit, um sein Kind zu retten, war aus irgend einem Grund nicht möglich. Der kleine Funken von Hoffnung wurde also direkt wieder im Keim erstickt. Der Jonin war verzweifelt; mehr als je zuvor. Doch das ganze Glück, das er in den ganzen letzten Jahren erfahren hatte, sollte innerhalb weniger Sekunden komplett zunichte gemacht werden. Alles sollte ihm genommen werden, was er sich aufgebaut hatte. Einfach Alles. "Können Sie mich hören?", ertönte eine Stimme von draußen. Kakashi saß am Boden, an die kalte Wand angelehnt, und blickte hilflos zu dem Arzt, der durch eine große Glasscheibe mit ihm zu sprechen schien. Er fühlte sich wie eine radioaktive Substanz, die man sicher verwahren musste und ja nicht anfassen durfte, da man bei Kontakt sterben würde. Ironischerweise, war genau das der Fall und er und Natsuki waren beim Thema Sterben die aller ersten in der Reihe. Kein beneidenswerter Platz, auch wenn er sonst immer sehr ungeduldig war, was Warten betrifft. "Ja.", antwortete Natsuki und starrte den Arzt ebenfalls gebannt an. Kakashi hatte das ungute Gefühl, dass er gleich erfahren würde, warum sein Kind sterben muss und das wollte er gar nicht hören. Er wollte nicht wissen, warum man dieses arme, unschuldige Geschöpf sterben lassen wollte, er wollte nicht wissen, warum es nie das Tageslicht zu sehen bekommen würde und er wollte nicht wissen, warum man ihm das antat. Warum ausgerechnet Kakashi wieder zum Ziel des Todesengels wurde. Als erstes würde der Pfeil das Baby erwischen. "Das ist gut, denn das wird das letzte Gespräch sein, das wir miteinander führen werden.", sprach der Mediziner ernst und nahm nun seine Maske ab. Zum Vorschein kam seine zerkaute Unterlippe, die er vermutlich beim Denken massakriert hatte. Kakashi schluckte einmal schwer. Sein Gehirn schaltete auf Durchzug, denn das Einzige was er aus dieser Überleitung verstand, war, dass es bald vorbei sein würde. Alles vorbei sein würde.
"Also, normal ist man als Arzt sehr darauf bedacht keine Panik auszulösen und immer alles schonend zu verpacken, aber mir ist es wichtig ehrlich mit Ihnen zu sein.", erzählte der junge Mann von draußen, "Wir haben die Tests ausgewertet und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass ihr wirklich beide mit dem selben Virus infiziert seid. Das unterstreicht auch nochmal, warum wir in Ihrem Blut nichts gefunden haben. Jedoch stehen wir vor einem Problem, denn dieses Virus, wenn man das so nennen kann, ist bis jetzt noch nie irgendwo aufgetreten. Aber es gibt eine Erkrankung, welche der von Ihnen sehr ähnelt und zwar Tuberkulose."Tuberkulose? Kakashi wusste, dass Tuberkulose mittlerweile sehr gut zu behandeln war und das diese Symptome tatsächlich sehr gut zu dieser Lungenkrankheit passten. "Als wir aber einen Schnelldurchgang des Krankheitsverlaufes an Mäusen ausprobiert haben, sind schnell riesige Unterschiede sichtbar geworden. Denn anders wie Tuberkulose hat dieses Virus, oder Bakterium, das wissen wir noch nicht so genau, ein sehr schnelles Wachstum, weshalb die Symptome nach wenigen Stunden oder sogar Minuten bereits auftreten. Und das ist mehr als übel.", der Arzt sah besorgt aus. Sehr besorgt. Schließlich waren bereits fünf Fälle von einer Infizierung bekannt und einen Sechsten muss es auch noch geben, bei dem sich Natsuki angesteckt hatte. "Ich werde euch diesen Krankheitsverlauf mal etwas erklären, damit ihr bescheid wisst, was auf euch zukommen wird. Warum? Weil ihr dann gleich eine Wahl an Medikamenten treffen könnt, die ihr einnehmen wollt. Aber jetzt erst einmal zu dem Verlauf. Man steckt sich unseres Wissens nach durch Bakterien, die durch eine Tröpfcheninfektion weitergegeben werden, an, wie bei eigentlich sehr vielen Krankheiten. Doch dann gehen diese Bakterien direkt auf die Lunge los. Das ist das erste Stadium von drei, das eintritt, gleich nach dem man das Bakterium inhaliert hat. Daraufhin tritt dann der blutige Husten, sowie Schmerzen in der Lunge und Halsgegend auf. Als nächsten Schritt breitet sich die Erkrankung in den Lymphknoten aus, wodurch diese etwas anschwellen. Danach kommt das zweite Stadium. Wann dieses eintritt, ist unterschiedlich, beziehungsweise haben wir noch kein Muster erkennen können. Aber in diesem Stadium streut der Krankheitserreger ins Gehirn. Das löst Vergesslichkeit, Verwirrung und ja, man könnte sagen Verrücktheit aus. Das ist, was Ihnen passiert ist, Kakashi. Das war keine Panikattacke, das war bereits das zweite Stadium, was diesen totalen Wahnsinn und diese Kopfschmerzen ausgelöst hat. Und daraufhin folgt das Dritte und letzte Stadium. Die Ausbreitung im Gehirn. Die Krankheitserreger greifen nach und nach alle Teile des Gehirns an, die für die Sinne zuständig sind. Als erstes: den Geruchssinn. Das äußerst sich durch Nasenbluten, bis das Riechorgan funktionsunfähig wird. Als nächstes werden die Synapsen, die für den Geschmackssinn zuständig sind, gekappt. Dann die des Sehnervs, dann die des Hörnervs und schlussendlich die des Tastsinns. Wenn diese Stelle des Krankheitsverlaufes erreicht ist, dann handelt es sich nur noch um wenige Minuten, die es auszuhalten sind.", erklärte der Arzt weiter. Sie würden sterben, wenn es keine Heilung gibt. Das war ihnen beiden klar.
Er fühlte sich wie in der schlechten Verfilmung des Buchs Die Ära der Zombies, in der er mit Natsuki vor ein paar Wochen im Kino war - Kakashi und Natsuki sahen sich oft irgendwelche Verfilmungen von Büchern an, die sie bereits gelesen hatten, nur um sich darüber lustig zu machen, wie missraten und komisch der Film geworden ist. Bei Die Ära der Zombies liefen überall Untote rum, steckten lebende mit irgendwelchen Keimen an und dann fingen auch die an zu verfaulen. Jedoch sahen die Zombies sehr unrealistisch aus (echt genug um Natsuki zu erschrecken), aber trotzdem sah es schrecklich aus, genauso wie die Zukunft, jene die beiden jetzt erwarten würde. "Denn dieses Virus geht in jedem Fall tödlich aus. Wenn man erst einmal infiziert ist, gibt es kein Entkommen mehr. Wir haben nämlich noch keine Möglichkeit gefunden, den Übertritt in irgendein Stadium zu verhindern. Die Erkrankung schreitet unkontrolliert schnell fort und ist nicht aufzuhalten. Auch wenn sie Tuberkulose sehr ähnlich ist, brauchen wir trotzdem einige Wochen, wenn nicht sogar Monate um ein solches Heilungsmittel zu entwickeln. Deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als die Infizierten zu sich nach Hause zu schicken und dort schlussendlich zu warten, bis es vorbei ist. Denn das Virus ist sehr ansteckend und hier im Krankhaus ist die Gefahr zu hoch, dass sich dieses aggressive Virus hier rasant ausbreitet. Es tut mir unheimlich leid, aber wir können die Operation deswegen einfach nicht durchführen. Wir können nämlich nicht riskieren, dass sich noch weiter Personen damit infizieren. Vielleicht haben sich auch schon noch mehrere infiziert und dann können wir jeden Arzt gebrauchen, den wir kriegen können."
Er saß zwar an Ort und Stelle und hatte die Lippen dieses Mannes beobachtet, aus denen die ganze Zeit irgendwelche Worte sprudelten, die gar kein Ende mehr nehmen wollten, doch verstanden hatte er nichts. Sein Kopf dröhnte ihm viel zu sehr. Das Fiepen hatte sich in seinem ganzem Hirn verbreitet und drangsalierte nun jede seiner Gehirnzellen. Er konnte sich nur auf diesen teuflischen Schmerz konzentrieren, die ihm eine verschwommene Sicht bescherte und auf die Unmengen Schweiß, der aus jeder Pore seines zitternden Körpers trat. Er würde sterben. Natsuki würde sterben. Sein Kind würde sterben. Midori würde sterben. Ihre Eltern würden sterben. Alle würden sterben. Auf grausame Art. "Nur ist uns eins unschlüssig.", sprach dieser verdammte Typ schon wieder, "Natsuki, du befindest dich erst im ersten Stadium, du, Kakashi, allerdings schon im zweiten, am überschwappen zum dritten. Du hast dich schon vor ihr infiziert, ist es nicht so?", fragte der Arzt ihn. Es hörte sich fast schon wie eine Anklage an, als würde man ihn gleich dem Henker vorführen. Doch ehrlich gesagt, würde ihm eine Hinrichtung gerade sehr gelegen kommen. Dieser Tod wäre wenigstens kurz und sterben würde er sowieso. Vielleicht nicht heute, aber lange würde er es definitiv nicht mehr bringen. "Du hast sie angesteckt. Du bist Patient 0."
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Kakashi, stirb mit mir.
Fiksi PenggemarKakashi, 21 Jahre jung, ist Teamführer bei der Anbu und steht bereits mitten im Leben. Alles läuft perfekt und er könnte es sich nicht besser vorstellen. Doch dann passierte das wohl Schlimmste, was ihm hätte widerfahren können. Das soll eine Kurzge...