Ich blinzelte. Das helle Sonnenlicht fiel durch das Fenster direkt in mein Gesicht und blendete mich. Es war ein wunderschöner Sonntag Morgen. Gestern Abend hatte ich einfach nur noch im Bett gelegen, nachgedacht und nichts mehr um mich herum wahrgenommen. Das ich eingeschlafen war, wusste ich also nur daher, das ich eben aufgewacht war. Der Gedanke an gestern war immer noch nicht schön, aber schon deutlich erträglicher als letzte Nacht. Ich würde mich wohl damit abfinden müssen, in Zukunft von den anderen Mädchen gemobbt und fertiggemacht zu werden. Aber so war das halt, wenn der beliebteste Junge von Hogwarts auf einen stand, und das auch noch ständig durch die Gegend posaunte. Er hatte ja keine Ahnung, wie schwer er mir damit das Leben machte. Wenn er das wüsste, würde er es hoffentlich sein lassen. Aber ihm sagen, wollte ich es auch nicht. Schließlich heult man sich ja nicht bei der Person aus, die man hasst, weil sie das größte Arschloch der Welt ist. Marlene würde mir auch nicht helfen können. Mir fiel nur noch eine Person ein, die mir vielleicht helfen konnte. Remus! Schnell schwang ich meine Beine aus dem Bett. Dabei musste ich leider feststellen, das mein linkes Bein eingeschlafen war. Krampfhaft versuchte ich, das Kribbeln aus dem Bein zu vertreiben. Leider funktionierte das nicht so ganz, weshalb ich, leicht wütend mit dem Fuß aufstampfte.
Die Klamotten von gestern hatte ich noch an. Also machte ich mich auf den Weg zum Gryffindor Gemeinschaftsraum. Hoffentlich war Remus da. Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr, die mir Tunia vor vielen Jahren, als wir uns noch verstanden hatten, zum Geburtstag geschenkt hatte. Es war 7:24 Uhr. Um diese Zeit saß er eigentlich immer im Gemeinschaftsraum, vertieft in ein Buch, denn er liebte Bücher genauso sehr wie ich. Mit ein Grund warum ich so gut mit ihm auskam.
Ich hatte recht! Remus saß, in einem großen, roten Sessel vor dem Kamin und las eins seiner Lieblingsbücher. Leider war der Gemeinschaftsraum relativ voll, weswegen Remus und ich uns in die Bibliothek verzogen. Dort war es eigentlich immer sehr leer. Ich erklärte ihm meine Lage und er versprach, James darauf hinzuweisen, wie sich die anderen Mädchen mir gegenüber verhielten, ohne zu erwähnen, das ich mit ihm gesprochen hatte. Remus und ich quatschten noch ein bisschen über Bücher und Schule, bevor wir uns so gegen acht auf den Weg zum Frühstück machten.
Seufzend lies ich mich auf den Platz neben Marlene fallen. Da kam auch schon eine Eule mit dem Tagespropheten angeflogen. Ich legte ihr ein paar Knuts in den Lederbeutel an ihrem Bein und sie flog wieder davon. Auf dem Titelblatt war dick und fett eine Todesanzeige gedruckt. Als ich die Namen las, erschauderte ich. Nein! Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein! Nicht Marlenes Eltern. Und der Mörder sollte Travers sein. Ein Todesser. Kein sehr bekannter, aber so wie es klang ein gefährlicher, gemeiner und rücksichtsloser. Wie konnte man einfach unschuldige Menschen ermorden? Gut, sie waren gegen die Ansichten der Todesser. Aber das war doch kein Grund! „Was ist?", fragte Marlene.
„Nichts!, sagte ich nur schnell. Ich wollte es nicht. Ich wollte ihr nicht den Tag verderben. Aber da hatte sie mir schon den Tagespropheten aus der Hand gerissen. Wie erstarrt saß sie da. Dann sprang sie plötzlich auf und rannte. Wohin sie rannte wusste ich nicht. Ich wusste bloß, das ich sie in Ruhe lassen sollte. In solchen Situationen war Marlene schon immer gerne alleine gewesen. So auch, als damals ihr Opa gestorben war. Es zwar kein Mord gewesen und sie hat ihn nicht besonders gut gekannt, aber natürlich tat es trotzdem weh.Ich versuchte mich von dem Tod von Marlenes Eltern abzulenken, doch auch mich hatte das sehr getroffen. Marlenes Eltern waren so freundliche und liebenswürdige Menschen gewesen. Ich hatte sie sehr gern gehabt. Immer wenn meine Eltern nicht für mich da sein konnten, war die Familie McKinnon wie eine Ersatzfamilie für mich gewesen. Etwas heißes, nasses rann mir übers Gesicht. Erst nach ein paar Sekunden realisierte ich, das es meine eigenen Tränen waren. Marlenes Eltern waren tot und würden nie wieder kommen. Aber wir befanden uns nunmal mitten im Krieg. Es würden nach und nach immer mehr unschuldige Menschen sterben. Marlenes Eltern waren für das gestorben, was ihnen wichtig war. Wenn ich irgendwann mal frühzeitig sterben sollte, dann hoffentlich auch für etwas, das mir wichtig war.
Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, machte ich mich auf den Weg zum See. Marlenes Lieblingsplatz zum nachdenken. Und tatsächlich saß sie dort. Die Arme fest um ihren Körper geschlungen. Sie schluchzte leise. Stumm setzte ich mich neben sie und nahm sie einfach in den Arm. Sie lehnte sich an meine Schulter und weinte. Ich konnte nicht sagen, wie lange wir so da saßen, aber als sie sich aus meiner Umarmung zog, war plötzlich mein ganzes T-Shirt klitschnass. Von Marlenes Tränen. Noch eine ganze Weile saßen wir so da, nebeneinander. Doch plötzlich stand Marlene auf und ging einfach weg. Ich konnte es verstehen. Ich hätte wahrscheinlich das selbe getan. Trotz das Marlene jetzt weg war, blieb ich noch stumm am See sitzen.
Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter. Ruckartig drehte ich mich um. Es war James. „Hey. Was ist denn los?", fragte er sanft. „Lass mich in Ruhe du Vollidiot!", fauchte ich, richtete mich auf und rannte weg. Immer weiter und weiter. Bis kurz vor den verbotenen Wald. Dort lies ich mich auf den kalten Boden fallen. Das war MEIN Lieblingsplatz zum nachdenken. Soweit ich wusste traute sich außer mir hier sonst niemand hin. Zum Glück. Denn so hatte ich meine Ruhe. Ich richtete meinen Blick zum Himmel. Die warme Oktober-Sonne schien in mein Gesicht und erhellte die Lichtung. Nachdenklich blieb ich hier sitzen. Bis es dunkel wurde.
Heyy! Ich weiß es ist kein besonders schönes Kapitel, aber es ist ja auch Krieg. Ich mein, was soll man schönes darüber schreiben?... Man kann versuchen, das alles halbwegs schön darzustellen, aber das ist es sicher nicht...
Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen.
Amy
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Mein arroganter Kotzbrocken ~Jily FF
FanfictionJames Potter und Lily Evans? Niemand dachte, das sie Freunde werden könnten. Vor allem Lily nicht. Schließlich hatte Lily sich doch geschworen, niemals etwas mit Potter anzufangen. Oder besser gesagt mit diesem arroganten Kotzbrocken, der sie alle f...