Kapitel 3: der Zwischenfall (Ü.a.)

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Der größte Nachteil daran, die jüngste Prinzessin von Hyrule zu sein? Du kriegst den ganzen lieben langen Tag gesagt wie genau du dich zu verhalten hast, und wie genau du aussehen musst. Die Kleider lang, die Schuhe hoch, die Haare ordentlich. Der König hat natürlich viel Macht, aber mir wurde immer alles vorgeschrieben. Und vor allem weggenommen. Alles was mir Spaß macht wurde mir früher oder später weggenommen! Erst die Waffen mit denen ich so gerne geübt hatte, dann die meisten meiner Hosen die so viel praktischer waren als die bodenlangen Kleider. Und jetzt hatten sie mir im Auftrag meines Vaters auch noch den Bogen weggenommen! Meinen kostbaren, königlichen Bogen! Als ich heute Morgen meinen Pferd für einen Ausritt sattelte, wollte ich meinen Lieblingsbogen natürlich auch holen und einpacken, und da war er einfach nicht mehr an seinem Platz. Und auch nach einigem Suchen war er noch immer nicht mehr da. Auch Zelda und Link hatten keine Ahnung, wo er sein könnte. Und als ich schließlich meinen Vater fragte, ob er ihn gesehen hätte, hielt der mir die altbekannte Rede von wegen solche Dinge seien nicht für Mädchen und schon gar nicht für Prinzessinnen geeignet, und ich sollte mich nicht mit so etwas abgeben.


Nach bestimmt zehn Minuten Standpauke voller Gründen, warum ich meinen Bogen nicht hatte behalten dürfen, gab er mir schließlich zu verstehen dass ich meinen Bogen nie mehr sehen würde wenn es nach ihm ginge. Feurige Wut kochte in mir auf, und ich konnte es nicht mehr fassen. Ich bohrte die Fingernägel in meine Handflächen, um mich irgendwie zurückzuhalten, und starrte meinen Vater wütend an. Er wollte weiter reden, aber ich wollte nicht mehr zuhören und knallte meinen Becher so heftig auf den Tisch, sodass Zelda neben mir zusammen zuckte. ,,Das kannst du doch nicht machen!" schrie ich. ,,Du kannst mir nicht immer alles wegnehmen was mir Spaß macht!" Mein Vater runzelte verärgert die Stirn. ,,Ich will nicht jeden Tag Kleider tragen, oder sticken, oder tanzen! Und ich werde das auch niemals tun! Ich will in die Welt hinaus reiten, große Monster sehen, jagen gehen, und normale Freunde finden!" Ich wusste, dass mein Vater diese Träume von mir hasste und verachtete. ,,Ich werde nicht den ganzen Tag in diesem bescheuerten Schloss verbringen! Ich will das einfach nicht! Und du solltest mich als guter und liebender Vater nur darin unterstützen, was ich will!" Meine Schwester klammerte sich erschrocken an ihre Gabel. ,,Ich hasse es, ich hasse dieses Schloss, ich hasse diese Kleider, ich hasse dich, ich hasse einfach alles hier!" Nach diesen Worten musste ich tief Luft holen. Mein Vater sah aus als würde er gleich explodieren. Bevor er allerdings lospoltern konnte stürmte ich schnellen Schrittes aus der Halle. Hinter mir hörte ich meinen Vater noch brüllen, dass ich ihn gefälligst mit Majestät und eure Hoheit anzusprechen hatte, aber ich hörte es kaum noch. Von der Wut geleitet rannte ich über den Festplatz zu meinem Pferd und sprang auf. Hinter mir hörte ich jemanden meinen Namen rufen, wahrscheinlich war es Link gewesen. Aber das kümmerte mich nun wirklich nicht, und bald darauf hörte ich sowieso gar nichts mehr, nur noch den Wind in meinen Ohren. Ich galoppierte wie der Blitz über die Wiesen und Wege, einfach nur möglichst weit weg vom Schloss und meinem Vater. Erst als ich mein Pferd völlig außer Atem zum stehen brachte, bemerkte ich, dass ich unbewusst an der Lichtung meiner Quelle angelangt war. Entnervt und noch immer wütend stieg ich vom Pferd und lief zum Wasser hinüber, ohne es anzubinden. Am Ufer angekommen, begann ich wütend die kleine Steine einen nach dem anderen ins Wasser zu kicken. Immer wieder und wieder platschten sie in den Teich. In meinen Augen spürte ich Tränen brennen. Plötzlich jedoch verlor ich auf einmal den Halt, und begann zu taumeln. Ich wäre mit Sicherheit eher unschön in den Teich gefallen, wenn nicht schon im nächsten Moment ein kräftiger Arm nach mir gegriffen hätte, und mich um meine Taille gehalten hätte. Sachte wurde ich wieder ins Gleichgewicht und vom Ufer weggezogen, und als ich mich umdrehte sah ich direkt in Links Augen. Sie waren azurblau, und wirklich atemberaubend. Fast hätte ich mich in ihnen verloren, so unvorbereitet hatte ich sie erblickt. Warum waren sie mir bis jetzt bloß nie aufgefallen? Link räusperte sich, und stellte mich wieder stabil auf meine eigenen Füße ohne den Blick abzuwenden. Ich war es, die peinlich berührt auf den Boden sah. Er seufzte und fasste mich zaghaft an den Schultern, um mich zurück in Richtung der Pferde zu bewegen. ,,Kommt, Prinzessin." sagte er ruhig. ,,Lasst uns ins Schloss zurückkehren." Meine Füße schienen sich schlagartig im Boden zu verwurzeln. ,,Nein!" schluchzte ich, und die verdammten Tränen begannen plötzlich doch meine Wagen hinunter zu laufen. ,,Ich will nicht zurück! Nicht in dieses verdammte Schloss!" Link seufzte erneut tief, aber in seinem Blick lag kurz ein wenig Mitleid und Mitgefühl. Oder bildete ich mir das am Ende nur ein? ,,Bitte, können wir nicht noch wenigstens ein Bisschen draußen bleiben? Ich glaube... Ich glaube ich kann meinem Vater jetzt nicht einfach wieder begegnen." Der Tag war noch lang und die Stimmung zu Hause unterirdisch, wieso sollte wir jetzt also schon wieder zurück reiten? 


Link stimmte schließlich zu, und wir gaben unsere Pferde beim nächsten Stall in der Nähe ab. Anschließen machten ich mich auf einen Spaziergang irgendwohin, und Link folgte mir auf Schritt und Tritt. Wir liefen am Fluss entlang, über kleine Hügel und Wege. Und ich redete einfach. Ich redete soviel, dass mein Mund und Hals irgendwann ganz trocken wurden. Ich erzählte Link einfach alles über das Leben im Schloss, das ich so verabscheute, und über das Waffenverbot und über den Bogen, und den ganzen verdammten Rest. Er hatte außen an der Tür des Speisesaals gestanden, wie sich herausstellte, und meinen Wutausbruch mitbekommen. Ich bekam nicht einmal mit, ob er mir überhaupt zuhörte, aber es tat einfach zu gut sich den ganzen Blödsinn mal von der Seele zu reden, und dass vor jemand anderem als meiner Zimmerwand. Zwischendurch setzten wir uns in eine der Wiesen und kauten an ein paar Äpfeln herum. Wir liefen stundenlang. So lange, bis die Dämmerung langsam einsetzte, und wir unsere Pferde wohl oder übel wieder abholen mussten. Ganz langsam ritten wir zum Schloss zurück, und ich tat alles um meinem Vater oder Zelda nicht über den Weg laufen zu müssen. Angekommen in meinem Schlafzimmer machte ich mich schnurstracks fürs Bett fertig und schlief schnell und ohne Abendessen ein. Aber irgendwie spürte ich noch eine Weile ein Kribbeln an der Stelle, wo Links Hand mich aufgefangen hatte... Wenn er nicht so schnell reagiert hätte, hätte ich wohl im Teich gelegen. Ganz toll... Das war das erste mal, dass mir dieses ganze Leibwächter-Ding irgendeinen Vorteil gebracht hatte, neben den ganzen Einschränkungen. Aber ich konnte mir noch immer nicht vorstellen, mich daran gewöhnen zu müssen...




Hyrule Lovers (Link x fm reader) IN ÜBERARBEITUNGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt