Kapitel 10: Auf der Flucht

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 Komplett erschöpft und außer Atem erreichten wir das Schloss. Der fremde Reiter war nicht mehr zu sich gekommen, und hing wie ein schwerer Sack auf dem Rücken seines Pferdes. Dieses lief neben meinem und Links Pferd. Noch immer war es sehr müde, und wir kamen nur mäßig schnell voran. Meine Tränen waren versiegt, aber die nassen Spuren zogen sich noch immer über meine Wangen. Endlich standen wir auf dem Schlosshof. Obwohl ich kaum die Kraft dazu aufbringen konnte rief ich zu den Ställen hinüber: ,,Kleon, Limus! Kommt schnell!" Ein ganzer Haufen Steine fiel mir vom Herzen als die beiden Stallburschen sofort aus den Boxen gerannt kamen. Ich sank vom Pferd und stand mit zitternden Knien auf dem steinernen Boden. Die Bediensteten rissen erschrocken die Augen auf. ,,Bei Hylia! Eure Hoheit, was ist passiert?" Ich atmete tief ein und aus. ,,Kleon, lauf und hol meinen Vater! Sag ihm, Zelda ist etwas passiert." Der Stallbursche rannte los. Ich wandte den Kopf zu Limus. ,,Sorge bitte für die Pferde, ja? Link und ich kümmern uns um den Verletzten." Mein Leibwächter zog den Reiter vom Pferd und wir lehnten ihn an die Mauer des Springbrunnens. Er war noch immer bewusstlos. Limus führte die drei Pferde in den Stall. Kaum saß der fremde Reiter zusammengesackt da, kam mein Vater zusammen mit Kleon und einigen Wachen die große Haupttreppe herunter geeilt. Ich rannte ihnen entgegen. ,,Schnell! Die Leibgarde wurde angegriffen, die Yiga waren da, und Zelda ist weg, und dann war da dieses Pferd..." Mein Vater hob die Hand und bat mich zu schweigen. ,,Ganz langsam Y/N. Ich versteh dich sonst nicht." Ich holte tief Luft, und stieß sie zischend wieder aus. ,,Wir haben den Mann da drüben aufgegriffen. Vater, er war teil von Zeldas Leibgarde!" Der Gesichtsausdruck meines Vaters wurde bestürzt, und er kniete sich neben den Bewusstlosen. ,,Was ist mit ihm?" Ich schüttelte den Kopf. ,,Er kam nur einmal kurz zu sich. Er sagte, die Yiga hätten sie angegriffen!" Mein Vater erhob sich wieder und wandte sich an seine Wachen: ,,Holt unseren Heiler, aber schnell!" befahl er. Zwei von ihnen hasteten davon. Der fremde Reiter war noch immer ohne Bewusstsein. ,,Er hat sehr viel Blut verloren. Das Fell seines Pferdes war ganz verklebt damit." schaltete sich Link ein. Mein Vater nickte nur, sichtlich überfordert mit der Situation. Er musterte mich und meinen Leibwächter, wobei er meine nicht sehr prinzessinenhafte Kleidung zum Glück nicht bewusst wahrzunehmen schien. ,,Dir geht es gut, nicht wahr? Hat der Mann irgendwas zu Zelda gesagt?" Ich schüttelte erneut den Kopf. ,,Er war gleich wieder weg. Was ist nur mit Zelda passiert, Vater?" Er sah mich hoffnungslos an. ,,Ich weis es nicht mein Kind..." Ich begann am ganzen Körper zu zittern. Die Ungewissheit um meine Schwester nagte gewaltig an meiner Psyche. Mein Vater wandte sich ab, als der Heiler des Schlosses kam. Dieser begann sogleich sich um den schwer Verletzten zu kümmern. Ich sank völlig fertig auf den Sockel des Springbrunnens. Sofort saß Link neben mir. In Anwesenheit meines Vaters hielt er den nötigen Abstand, wie es sich für einen "normalen" Leibwächter gehörte. Besorgt sah er mich an. ,,Deine Schwester taucht schon wieder auf. Ich bin mir sicher dass ihr nichts passiert ist." Ich sah ihn nur mit hochgezogener Augenbraue an. Dann sah ich hinüber zu dem verletzten Reiter, und wieder zurück zu Link. Er seufzte. ,,Okay, das nehme ich zurück. Aber man sollte nicht gleich den Teufel an die Wand malen, Prinzessin." Ich sank an seiner Schulter zusammen und schloss die Augen. ,,Ich hab so Angst, Link!" flüsterte ich kaum hörbar. Mein Vater drehte sich noch einmal zu mir um. „Begib dich jetzt in deine Gemächer. Bis zum Abendmahl werden meine Berater und ich über das weitere Vorgehen beraten." Damit schritt er hinter dem Heiler und den Wachen her, die den Verletzten ins Schloss trugen. Als sie weg waren schloss Link mich doch tröstend in die Arme. ,,Sie taucht schon wieder auf." meinte er, aber es beruhigte mich nur wenig. Ein paar vereinzelte Tränen rannen meine Wangen hinunter und tropften auf sein Hemd. Ich wischte sie hastig weg und stand auf. ,,Komm, gehen wir rein." Link erhob sich, rückte seine Ausrüstung zurecht und folgte mir dann wortlos. Auf der Haupttreppe griff ich schließlich nach seiner Hand. Ich musste einfach gewiss sein, dass ich mit den schrecklichen Sorgen um meine Schwester nicht allein war. Link hielt meine Hand so vorsichtig als könne sie jeden Moment zerbrechen. Leise trotteten wir durch die Gänge bis zu den Wendeltreppen im Turm. Er lies mich vorgehen, ohne meine Hand dabei loszulassen. Im nächsten Stockwerk begegneten wir Erika, die mit einem Korb Rüben durch das Schloss lief. Sie hielt inne als sie uns sah. Schnell lies Link meine Hand wieder los und sah zu Boden. Erika kam mit besorgter Miene auf uns zu. ,,Prinzessin! Welch furchtbare Nachricht erreichte mich doch! Stimmt es denn, dass Zelda und ihre Leibgarde angegriffen wurden?" Ich brachte nur mehr ein stummes Nicken zustande. Sie schüttelte traurig den Kopf. ,,Und was ihre Majestät nun vor zu tun?" Ahnungslos zuckte ich mit den Schultern, wobei schon wieder Tränen in meinen Augen brannten. ,,Er berät sich noch." Mit einem Knicks lies Erika Link und mich wieder alleine. Seufzend vergrub ich den Kopf in Links Schulter. Er schien erst ziemlich verwirrt, bevor ich doch seine Arme auf meinem Rücken spürte. 

Hyrule Lovers (Link x fm reader) IN ÜBERARBEITUNGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt