Kapitel 16: schon wieder auf der Flucht

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Was ich dort sah, lies mein Herz kurz stehen bleiben. Allerdings eher vor freudiger Überraschung, als vor Schreck. Ich traute meinen Augen kaum. Denn dort kauerte niemand anderes als mein Leibwächter höchstpersönlich auf dem Boden. Als ich den Raum betrat fuhr er mit dem Schwert in der Hand herum, nur um es im nächsten Moment vor Überraschung fallen zu lassen. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte wir uns nur an, und schienen es beide nicht recht glauben zu können. Er war verletzt. Der Kampf- und Schreilärm von unten schien auf einmal verstummt. Ich tat erst einen langsamen Schritt weiter in den Raum hinein, dann hielt es mich nicht mehr und ich stürzte auf ihn zu. Ohne dass auch nur ein einziges Wort nötig gewesen wäre, stolperte ich in seine Arme und schlag die meinen um seinen Hals. Sofort spürte ich etwas nasses an meiner Wange. Ich nahm einen tiefen, zittrigen Atemzug seines Geruches auf und fühlte mich schlagartig sicherer. Links weiche Haare drückten sich an meinen Hals und ich spürte wie sich seine Hände im Stoff meines Oberteils verkrallten. Er atmete schwer und ich presste meinen Körper so dicht es ging an seinen. Die Tränen stiegen mir in die Augen. Ich wollte ihn nie wieder in meinem ganzen Leben loslassen, nie wieder! Ich hätte vor einem halben Jahr oder so nicht gedacht, dass ich jemals so starke Gefühle für jemanden entwickeln hätte können. Als ich den Kopf nach einer gefühlten Ewigkeit wieder von seiner Brust hob stellte ich fest dass es Blut gewesen war, welches gerade vorher so nass meine Wange berührt hatte. Sofort hob ich sein Kinn mit einer Hand an, um nach er Wunde zu sehen. Tatsächlich zog sich ein erschreckend langer und tiefer Kratzer über seine Wange. Ich schnappte nach Luft, und wischte ihm etwas Blut unter dem Auge weg. Noch immer standen wir dicht an dicht, seine Arme waren um meine Hüfte geschlungen. Ich blinzelte meine Freudentränen weg und lächelte schwach. Stumm wanderte Links Blick von meinen Augen, über meine Nase bis hin zu meinen Lippen. Das Blut aus meiner Nase war natürlich längst getrocknet, aber meine Lippe war immer noch offen. Seufzend wischte er es vorsichtig weg, bevor er mir einen federleichten, sanften Kuss auf die Stirn drückte. ,,Du hast keine Vorstellung davon, welche gigantischen Ausmaße meine Angst um dich angenommen hat." waren seine ersten Worte, während er mein Gesicht noch in Händen hielt. Ich starrte in die azurblauen Augen ein Stück über meinem Kopf. ,,Oh doch. Was meinst du, was ich die ganze Zeit ausgestanden habe?" Link zog meinen Kopf wieder an seine Brust. Auf einmal konnte ich die Tränen nicht mehr halten. Alles floss aus mir heraus. Der Schmerz, die Angst, die Sorgen, das Glück, die Lieben... einfach alles. Link strich mir durch die wirren, bestimmt teilweise blutverklebten Haare. ,,Sch..." flüsterte er. ,,Alles wird gut. Ich bin doch jetzt da." Ich löste mich von ihm und seufzte. ,,Hylia sei Dank!" Ein letztes mal zog er seine Finger noch durch meine Locken, dann trat er einen Schritt zurück und musterte mich von oben bis unten. ,,Wie schwer bist du verletzt?" fragte er leise, und warf immer wieder einen Blick zur offenstehenden Tür. Der Lärm von draußen drang wieder lauter an meine Ohren. Ich schüttelte den Kopf. ,,Nicht wirklich." Auch wenn Link mir dies nicht so recht glauben zu schien, nickte er nur. Ich nickte auf die Waffe am Boden. ,,Hast vielleicht was für mich?" Er nickte erneut, und drückte mir mit einem ernsten Blick meinen Bogen samt einem Köcher Pfeile in die Hand. Als ich mir den Köcher umwarf betrachtete ich die Pfeile genauer. ,,Will ich wissen, wo du auf einmal Bombenpfeile her hast?" fragte ich mit nach oben gezogenen Augenbrauen. Link schüttelte nur den Kopf, dann nickte er in Richtung Tür. ,,Wir müssen hier raus." gab er nüchtern von sich. Ich nickte nun meinerseits und trat hinter ihm langsam aus dem Raum. Das Gewusel dort unten war noch schlimmer geworden. Die Yiga konnten und nicht mehr finden, und das machte sie rasend vor Wut. Eine Gänsehaut kroch über meinen Rücken, als ich mich neben Link an die vordere Kante der Brücke kauerte. Mit zitternden Fingern legte ich den ersten Pfeil ein und sah mich nach einem Ziel um. Link deutete auf eine wirklich riesige Gestalt neben einer Säule. ,,Wir sollten die Stärksten zu erst ausschalten. Beeil dich, bevor sie uns hier noch entdecken." Ich zog den Pfeil bis zu meiner Wange an, richtete ihn auf die gesuchte Person aus und lies ihn schließlich los. Ob ich den Typen getroffen hatte den ich hatte treffen wollen konnte ich nicht mehr erkennen. Außer ihm fielen noch einige weitere Yiga tot und getroffen zu Boden. Kaum war der gewaltige Knall der Explosion verhallt, hörte ich schon die ersten Schreie und Kommandos. Sie hatten uns entdeckt! Fluchend spannte ich blitzschnell den nächsten Pfeil, und schoss erneut. Immer weniger der rot schwarzen Gestalten dort unten bewegten sich noch. Aber trotzdem waren es noch immer viele Angreifer, die uns den Tot wollten. Was war bloß mit Zelda? Wie ging es ihr? Kaum hatte ich diesen Gedanken verschwendet, hörte ich wie die ersten Yiga die Sprossen der Leiter erklommen, die hier auf die Brücke führte. Sofort sprang Link mit gezogenem Schwert auf und rannte ihnen entgegen. Ich legte einen nächsten Pfeil ein, und erwischte noch mal ungefähr vier Yiga, kurz bevor sie den Gang zur Leiter erreichen konnten.  Plötzlich begann die Brücke zu beben. Etwa fünf Angreifer hatten sie auf einmal betreten. Meine Augen weiteten sich vor Schreck, als ich die aussichtslose Lage erkannte. Link gab sein Bestes, die Yiga von mir fernzuhalten. Aber es war logisch, dass er nach den bereits gewonnen Kämpfen und dem langen Weg hier her schon geschwächt war. Und ich konnte nichts tun, nicht helfen. Wenn ich jetzt  einen Pfeil auf die Angreifer schoss, würde die folgende Explosion auch mich und Link schwer verletzen. Außerdem würde sie die Brücke zerstören und damit auch den festen Grund unter unseren Füßen. Auch so würde ich den Sprung etwa sieben Meter in die Tiefe nicht gut überstehen. Verzweifelt verfolgte ich den tobenden Kampf. Plötzlich erklang das hässliche Geräusch von zwei Klingen aufeinander. Ich fuhr herum und konnte im letzten Moment noch einer auf mich zu fliegenden Waffe ausweichen. Die gebogene Sichel schepperte auf den Boden. Gerade bevor sie über den Rand der Brücke in die Tiefe gefallen wäre griff ich danach. Leider erwischte ich mit einem Finger noch die Klinge anstatt des Griffes, und sofort war die glänzend polierte Klinge voller Blut. Die Wunde war dennoch nicht besonders heftig. Ohne weiter darauf zu achten stürzte ich mich in den Kampf. Ich war komischerweise trotz meiner zahlreichen Verletzungen stark und geschmeidig in meinen Bewegungen. Es war wahrscheinlich die Wut, und die Liebe zu meiner Schwester und Link die mir die nötige Kraft gaben. Wie eine Verrückte schlug ich um mich, aber es war effektiv. 

Hyrule Lovers (Link x fm reader) IN ÜBERARBEITUNGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt