Kapitel 8: wieder zu Hause

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Das Gefühl in Links Armen aufzuwachen war unbegreiflich schön. Seine Hände lagen warm auf meinem Rücken, und ganz leicht spürte ich auch seinen Atem an meinem Hals. Seine blonden Haare kitzelten mich ein wenig, und ich lächelte in sein Hemd hinein. Er beugte den Kopf zu mir und strich mir eine Strähne meiner Haare hinters Ohr. Er war also auch schon wach. Natürlich wusste ich, dass wir weiter reiten mussten. Aber gerade fühlte ich mich so sicher und wohl wie noch nie. Link begann mit den Fingern kleine Kreise auf meinen Rücken zu zeichnen. „Wir müssen weiter, meine Prinzessin." flüsterte er. Ich sah zu ihm auf, direkt in seine azurblauen Augen. „Ich weis." meinte ich. „Aber ich will nicht!" Ein kehliges Kichern kam als Antwort von ihm. Leider musste er das schöne Gefühl von Geborgenheit zerstören, indem er begann sich aufzurappeln. Es half schließlich alles nichts, wir mussten weiter. Seufzend erhob ich mich ebenfalls. Der Appetit war mir nach den gestrigen Vorfällen gehörig vergangen. Zwar waren die beiden Leichen verschwunden, aber ich glaubte noch immer einen fauligen Geruch wahrzunehmen. Missmutig stocherte ich in den Röstpilzen herum die Link netterweise mal wieder gesammelt hatte. Selbiger schien mich zu beobachten, denn nach einer Weile meinte er: „Muss ich mir Sorgen machen? Iss doch bitte was Y/N." Um ihm einen Gefallen zu tun schluckte ich ein paar der Pilze. Sie fühlten sich komisch in meinem Bauch an, vermutlich weil ich eigentlich echt Hunger hatte. Schnell zwang ich mich den Rest auch noch zu essen, schließlich brauchte ich Kraft. Dann packten Link und ich unser Lager zusammen, löschten das Feuer aus, und sattelten die Pferde. Wenn wir nicht zu viele zu lange Pausen machten müssten wir am späten Nachmittag das Schloss erreichen.


Meile um Meile brachten wir schweigend hinter uns. Nur die Geräusche der Natur waren zu hören. Zwitschernde Vögle, plätschrnde Flüsse und raschelnder Wind. Das rhythmische Klopfen der Pferdehufe auf dem Weg entspannte mich. Link ritt neben mir. Abgelenkt sah er in die Ferne. Der leichte Wind fuhr ihm in die Haare, und er starrte gerade aus ins nichts. Als wir gerade über einen kleinen Hügel ritten hörte ich auf einmal ein leises Schluchzen. Abrupt hielt ich mein Pferd an. Link blieb ebenfalls stehen, und sah mich verwundert an. Ich legte einen Finger auf die Lippen und bedeutete ihm zu lauschen. Das Schluchzen hörte sich immer mehr an wie ein weinendes Kind. Entschlossen sprang ich vom Pferd. Link begann sofort zu protestieren: ,,Wo willst du denn hin?" Ich nahm mein Pferd an den Zügeln und führte es in die Richtung aus der das Weinen kam. ,,Nachsehen wer da weint natürlich!" antwortete ich. Ich konnte sehen dass es ihm nicht behagte, aber nun stieg auch er vom Pferd. Zu zweit gingen wir dem Gräusch nach. Es dauerte nicht lange, da sah ich eine kleine Gestalt, die an einem Baumstumpf kauerte. Es war ein kleiner Junge. Ich drückte Link die Zügel meines Pferdes in die Hand, und ging dann langsam auf ihn zu. ,,Hey du, kleiner Mann! Alles in Ordnung bei dir?" Erschrocken sah der Junge auf. Er war vielleicht vier oder fünf und hatte braue, verzottelte Haare. ,,Keine Sorge!" sagte ich und ging vor ihm in die Hocke. ,,Wir tun dir nichts. Warum weinst du denn?" Der Junge wandte den Blick von mir ab und sah auf sein Bein. Ein langer blutier Kratzer zog sich über sein Knie. ,,Oje, wie ist das denn passiert?" Der Junge schluchzte erneut auf. ,,Ich bin beim spielen ausgerutscht, und jetzt kann ich nicht mehr laufen!" schniefte er. Ich sah mich um. ,,Bist du denn ganz alleine?" Er nickte und wischte sich die Augen mit dem Ärmel trocken. ,,Und wo kommst du her? Wo wohnst du?" Der kleine Junge deutete in eine ungefähre Richtung. ,,Meinst du, du kannst uns den Weg zeigen? Wir könnten dich auf dem Pferd mitnehmen, dann musst du nicht laufen." Er nickte, und ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. ,,Na dann, auf gehts!" Ich half dem Kleinen hoch und nahm ich auf den Arm. Er wog nicht sehr viel, und lies sich wiederstandslos von Link auf mein Pferd heben. Ich stieg ebenfalls auf, und so machten wir uns weiter auf den Weg. Der Junge hörte schnell wieder auf zu weinen, aber sein Knie blutete noch immer. Aufgeregt zeigte er uns wo wir lang mussten. Links Miene regte sich kaum, er beobachtete nur weiter die Umgebung. Wir erreichten das kleine Dörfchen wenig später. Die Menschen blieben aufgeregt am Straßenrand stehen als sie mich erkannten. Es war mir unangenehm, wie sie sich erfurchstvoll verneigten und die Hüte zogen. Lächelnd hob ich die Hand und winkte ihnen zu. Link beobachtete die Leute misstrauisch, und saß kerzengerade auf seinem Pferd. Vor einem Brunne hielten wir an, und mein Leibwächter hob den Jungen wieder von meinem Pferd hinunter. Plötzllich eilte eine Frau in Schürze und Kleid aus der Menschenmenge hervor. Schnell schloss sie den Kleinen in die Arme. Dann sah sie mit überraschten Augen zu uns auf und knickste. Ich lächelte sie freundlich an. Verwirrt sah die Frau zwischen uns dem Jungen hin und her. ,,Eure Hoheit..." stammelte sie. ,,Wie kommst Ihr... mein Sohn, er war doch nur..." Ich ging einen Schritt auf sie zu, und wies auf das verletzte Knie des Jungen. ,,Wir haben euren Sohn etwas weiter weg in einem kleinen Wäldchen gefunden. Er kann nicht mehr richtig auftreten, deshalb haben wir ihn auf dem Pferd mitgenommen." Die Frau drehte ihren Sohn zu sich. ,,Solumo! Hast du wieder am Fluss gespielt? Ich habe dir gesagt du sollst das nicht, das ist gefährlich. Und jetzt sieh was passiert ist!" An mich gewandt sagte sie: ,,Es tut mir so leid, eure Hoheit! Das Ihr solche Umstände wegen meinem Sohn hattet...Ich bin Euch so unendlich dankbar, aber Ihr hättet das nicht tun müssen! " Ich legte ihr sachte eine Hand auf die Schulter. ,,Machen Sie sich bitte keine Sorgen gute Frau. Wir haben Ihren Sohn doch gerne nach Hause gebracht. Hauptsache ist doch dass es ihm gut geht. Wir befinden uns auf der Durchreise, es war kein großer Umweg." Die Frau sah mich dankbar und freundlich an, da räusperte sich auf einmal Link hinter mir. Er hatte Recht, wir mussten weiter. Schnell verabschiedete ich mich von der Frau und ihrem Sohn Sulomo. ,,Habt vielen Dank eure Hoheit! Aufdass Hylia Euch ihren Segen gibt." Ich nickte ihr vom Pferd aus zu. ,,Aufdass Hylia euch seelig hat!" rief ich schließlich zu allen Umstehenden, bevor ich hinter Link aus dem Dorf ritt. Kaum waren wir wieder über ein paar kleine Hügel sah er mich an. ,,Warum hast du das getan?" fragte er. Verwundert sah ich ihn an. ,,Was denn?" Er wandte den Blick nicht von mir ab. ,,Den Jungen nach Hause gebracht?" Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an. ,,Er konnte nicht mehr laufen?" sagte ich verwirrt. Was erwartete er denn für eine Antwort? Link drehte seinen Kopf nur wieder nach vorne. Also manchmal... war er schon echt merkwürdig!

Hyrule Lovers (Link x fm reader) IN ÜBERARBEITUNGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt