Kapitel 6

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Aaliyah van Arietes

Der Mensch mit dem größten Ego und Stolz war schon immer meine Tante Diane van Solis gewesen

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Der Mensch mit dem größten Ego und Stolz war schon immer meine Tante Diane van Solis gewesen. So erschien sie nicht an meiner Abreise mit Adam Steel und meiner Armee. Womöglich war das auch besser so. Wahrscheinlich würden sonst Worte fallen, die wir später bereuen werden und nicht mehr zurück nehmen konnten.

Ich erinnerte mich daran, wie Hiraeth mir klar gemacht hatte, wie sehr mein Volk litt. Ich hatte damals keinen blassen Schimmer von all dem gehabt. Hiraeth hatte mir die Augen geöffnet und mir die Wahrheit erzählt, die mir Diane immer verschwiegen hatte. Ich wusste, dass Diane nur das Beste für Arietes gewollt hatte. Doch seit gestern fragte ich mich, ob ich die Person, die in all den Jahren neben meinem Thron stand, überhaupt gekannt hatte.

Als wir losritten, sah ich Hiraeth neben mir auf einem Pferd reiten. Wie sie schräg in ihrem Sattel gesessen und das Pferd gebockt hatte. Damals waren wir zusammen nach Inferius geritten. Hiraeth hatte mich gebeten, Essenslieferungen zum Hafen nach Iustum zu schicken, damit sie in den ärmeren Teil des Landes gebracht werden konnten. Als sie mich bittend mit ihren wundervollen grünen Augen angesehen hatte, hatte ich nicht Nein sagen konnte. Im Grunde genommen hätte ich diesem Mädchen fast gar nichts ausschlagen können. Das Mädchen, das mein Herz viel zu schnell gestohlen hatte.

Sah man Menschen, die man schrecklich vermisste? Meine Alpträume hatten wieder angefangen, seit sie weg war. Ich hoffte, dass ihr bei ihrer Rückkehr nach Castra nichts passiert war. Ich ging zumindest davon aus, dass sie zu ihrem Stamm zurückgekehrt war. Bei ihrer Reise zurück war sie nicht bei Sinnen gewesen. Sie hatte ihren besten Freund verloren und hatte mitansehen müssen, wie ich ihn erdolcht hatte. Ich hatte solche Angst Hiraeth wiederzusehen. Konnte ich ihr überhaupt wieder in die Augen blicken, ohne zusammenbrechen? Ich wusste nicht, ob ich mit dem Hass, mit dem sie mich ansehen würde, verkraften werde.

Ich will dich nie wieder sehen.

Mit diesem Satz hatte sie mir das Herz aus der Brust gerissen. Einen solchen Schmerz hatte ich noch nie verspürt. Hiraeth war diejenige, die ich liebte. Sie würde für immer die Eine sein. Ich redete mir ein, dass alles wieder gut werden würde, doch ich wusste, dass ich mich selbst belog. Wenigstens wollte ich da sein, bei ihr, wenn er Arietes angreifen würde. Er würde zuerst in Castra einmarschieren und alles zu Grund und Boden treten. Nur mit meiner Armee hatten wir eine Chance. Wenn wir ihn schon Castra aufhalten könnten, würden sie erst gar nicht nach Sapphirus zum Schloss gelangen.

Mich beunruhigte allerdings noch eine zweite Sache. Er hatte damals König Basil Viridian und Königin Emerald Viridian getötet, in dem Glauben, alle Viridians ausgerottet zu haben. Was würde der Dämonenherrscher tun, wenn er erfahren würde, dass ihre Tochter noch lebte? Oder wusste er es bereits? Ich musste Hiraeth beschützen. Ihr Nachname war ihr Todesurteil.

„Die Menschen werden unruhig", sagte Adam Steel, der neben mir ritt. „Sie sehen uns reiten. Sie wissen, dass wir gen Süden reiten, um ihn aufzuhalten."

Ich wusste, dass die Menschen Angst hatten und litten. Mein einziger Gedanke galt es allerdings Hiraeth zurückgewinnen, sie zu beschützen und den Krieg zu gewinnen. Ich hatte ein sicheres Bündnis mit Lord Darian Sapphirus wegen ihr aufgegeben. Wenn der Krieg vorbei war und mein Königreich aus einer neuen Knospe erblühen würde, werde ich alles dafür tun, dass Hiraeth mir vergab.

„Hiraeth war keine Gefallene stimmt's? Das war eine Lüge", sagte Adam Steel prompt.

Mein Schweigen war Antwort genug.

„Schließlich ist sie eine Viridian. Was werdet Ihr mit ihr tun, wenn Ihr sie seht? Schließlich ist sie unser Erzfeind. Vieler meiner Vorfahren wurden von Viridians umgebracht."

Ich drehte mich blitzschnell zu ihm um. Ich wusste, dass Diane ihm Hiraeth's Vergangenheit erzählt hatte. „Lass Hiraeth meine Sache sein. Du wirst sie nicht anrühren und kein Sterbenswörtchen über ihre wahre Herkunft verlieren."

„Wie Ihr wünscht, meine Königin."

Ich hielt meine Zügel verkrampft und blickte wieder gen Horizont.

„Nur eines frage ich mich", sagte mein Krieger aus Stahl nach einer Weile. „Wenn er kommt, auf welcher Seite wird Hiraeth dann stehen? Auf der von Arietes? - Dem Land, dessen Königin sie hasst? Dem Land, das ihren Stamm vergessen hat? Oder Tenebris? - Dem Land ihrer Geburt."

Seine Worte trafen mich hart und ich antwortete benommen: „Vielleicht wird sie es nie erfahren."

AALIYAHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt