Kapitel 42

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Aaliyah van Arietes

Atlas Navis und Edelira Thorn hatten erfolgreich einen Weg in die Burg gefunden

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Atlas Navis und Edelira Thorn hatten erfolgreich einen Weg in die Burg gefunden.

„Seid vorsichtig", mahnte Adam Steel, bevor ich über die Schwelle zur Burg trat.

Unter meinem Kommando schlichen wir uns schließlich alle hinein. Adam Steel hatte recht, dachte ich, als ich mich umsah. Ich musste vorsichtig sein, um meine Gefühle und den Willen Hiraeth befreien zu wollen, beiseite zu schieben. Denn ich durfte nicht das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren: Daemonius töten. Ich musste die Stimme meines Herzen ausschalten, die Daemonius am Leben lassen würde, um Hiraeth zu befreien. Ich war hin- und hergerissen, zwischen der Königin in mir und mich, Aaliyah.

In der Burg war es totenstill. Es stank nach verwesenden Körpern und Schweiß aus Angst. Wie haben sich meine Eltern damals gefühlt, als sie in den Kampf gegen Daemonius aufgebrochen sind? Waren diese kahlen Wände und der Dreck das letzte, was sie gesehen hatten, bevor sie für immer die Augen geschlossen hatten?

„Aufpassen!", brüllte Adam Steel.

Plötzlich strömten aus allen Winkeln Wachen unter Daemonius' Einfluss herbei, um uns anzugreifen. Ich zog mein Schwert und streckte sie einen nach dem anderen nieder. Wer einmal unter dem Bann des Dämonenfürsten lag, dem war nicht mehr zu helfen. Derjenige war verloren. Für immer. Es war also nur eine Erlösung, wenn ich ihre gequälten Seelen befreite.

„Dringt weiter ins Innere! Wir werden sie aufhalten!", rief mein Krieger mir zu.

Entschlossen wagte ich mich vor und tötete jeden, der sich mir in den Weg stellte. Es war ein Gemetzel, das ich hinter mir zurückließ. Ich hoffte, dass die Menschen, die unter meinem Namen kämpften, diesen Tag überstehen würden.

Ich durfte jetzt nicht zurückblicken. Für Momente wie diesen wurde ich seit meiner Geburt ausgebildet. Du musst jetzt stark sein, Aaliyah. Die Leute zählen auf dich. Du bist ihre Königin. Das hätte Diane gesagt. Also klammerte ich mich an die Worte meiner Tante und lief weiter.

Je weiter ich ins Innere der Burg drang, desto gedämpfter wurden die Schreie und Schwertklänge. Irgendwann verstummten sie ganz. Ich hörte nur noch meinen schweren Atem und mein schnell pochendes Herz.

Ich wusste nicht, wo ich hinmusste, wo ich ihn finden würde, doch ein Windhauch führte mich. Es war der Windhauch, der mir seit meiner Kindheit den richtigen Weg gewiesen hatte. Er war ein Teil meiner Gabe.

Ich gelangte in einen Saal. Fackeln beleuchteten ihn. Ich sah mich um, bereit für einen überraschenden Angriff.

Doch dann sah ich sie. Eine zierliche Gestalt mit blasser Haut. Als sie sich umdrehte, erkannte ich sie sofort. Ich rang nach Luft. „Hiraeth!" Da stand sie. Alles in mir schaltete sich ab. Ebenso wie der Zweifel, warum ich anstatt Daemonius Hiraeth vorfand. Ich rannte einfach auf sie zu und schlang sie in meine Arme. So lange waren wir getrennt gewesen.

„Ich hab dich vermisst", schluchzte sie.

„Ich hatte Angst, dich nie wieder zu sehen." Ich hielt sie an den Schultern von mir, um sie anzusehen. „Es tut mir so leid, was ich getan habe. Dir alles zu verschweigen, war falsch. Ich hatte nur Angst, dich zu verlieren. Du bist der einzige Mensch, der - "

„ - Ich weiß", fiel sie mir ins Wort und fuhr mir über die Wange. Ihre Finger waren eiskalt.

Wut und Sorge überkamen mich. „Was hat er dir nur angetan?" Ich schlang sie wieder in meine Arme, wobei ich Angst hatte, ich könnte sie erdrücken. Sie sah so zerbrechlich aus. Hatte er sie hungern lassen? Sie gefoltert? Vielleicht erklärte das ihre leblosen Augen. Sie waren so ungewöhnlich blass. Es war fast nichts mehr von dem stolzen Emeraldgrün zu sehen. Doch ich dachte nicht weiter darüber nach, sondern war einfach nur froh, dass sie wieder bei mir war. „Zusammen schaffen wir es hier raus. Das verspreche ich dir."

Auf einmal bebte ihr Körper und ein dunkler Laut entrang sich ihrer Kehle. Ich ließ sie los und bemerkte, dass sie lachte - mich auslachte. Auf eine heimtückische Art und Weise. Ich verstand nicht.

„Du bist wirklich erbärmlich", sagte Hiraeth. Ihr Schluchzen war wie auf Kommando verschwunden, als hätte sie es nur gespielt. „Sieh dich doch nur an. Wie dich deine Gefühle verändert haben. Was ist aus der eiskalten Königin geworden? Habe ich dich wirklich dazu gebracht, dich zu ändern? Das ist wirklich armselig. Du hättest vielversprechend sein können."

„Hiraeth - "

„ - Nenn mich nicht so", schnitt sie mir das Wort ab. „Ich bin sie nicht mehr. Ich war schon immer zu etwas Höherem bestimmt, als der Name, den mir meine Mutter gegeben hat. Emerald Viridian. Das wusstest du doch, nicht wahr? Wer meine Mutter war. Aber bevor du etwas sagst, es ist mir egal. Es bedeutet mir nichts - du bedeutest mir nichts mehr."

Und dann sah ich es. Ihre Augen waren nun nicht mehr blassgrün, sondern schwarz. Ich schreckte zurück. Was hatte er mit ihr getan? Er hatte sie mir genommen!

„Bitte", flehte sich sie an. Tränen stiegen mir in die Augen. Ihr Anblick ließ mich verzweifeln. „Du darfst das nicht zulassen, Hiraeth. Du bist stärker als er. Unsere Liebe ist stärker als er."

Sie schnaubte verächtlich. „Merkst du nicht, wie lächerlich du dich anhörst?"

Es war, als würden tausend Nadeln in mein Herz gehämmert werden. Es tat so weh.

„Bitte, du musst dich erinnern, Hiraeth. Ich weiß, dass du da immer noch irgendwo bist - " Doch ich verstummte, als mir die traurige Wahrheit klar wurde. Die Worte, die ich vor wenigen Augenblicken zuvor noch selbst ausgesprochen hatte: Wer einmal unter dem Bann des Dämonenfürsten lag, dem war nicht mehr zu helfen. Derjenige war verloren. Für immer. Hiraeth hatte genau das gleiche Schicksal erlitten, wie die manipulierten Soldaten. Doch ich wehrte mich gegen den Gedanken. Das konnte und wollte ich nicht einsehen. Nein. Nicht nach all dem, was wir durchgemacht hatten. Das konnte uns nicht genommen werden.

„Hör mir zu." Ich riskiere alles, indem ich auf sie zuschritt und sie an den Händen nahm. „Ich liebe dich. Du liebst mich. Das weißt du. Du musst dich erinnern. Hörst du?" Tränen rannen meine Wangen hinunter. „Ich kann dich nicht auch noch verlieren. Bitte nicht dich. Bitte nicht..." Meine Stimme erstickte. Ich wollte mich an ihr festklammern. Ich konnte sie nicht gehen lassen. Seit dem Tag, in dem ich sie in meinen Träumen gesehen hatte, wusste ich, dass ich für immer bei ihr sein wollte. Sie konnte nicht verloren sein.

„Das ist das Faszinierende an der Liebe", sagte sie emotionslos. „Sie kann selbst Leute wie dich brechen. Könige und ganze Reiche in die Knie zwingen. Aber weißt du, was noch faszinierender ist? Die Macht der Dunklen Magie. Denn sie kann selbst einst Liebende zu allem bringen." Ein bösartiges Lächeln umspielte ihre Lippen. „Deswegen fällt es mir gar nicht schwer auch dies zu tun. Du bist nur eine weitere Königin, die der Liebe wegen fällt."

Und so kam es, wie die Prinzessin Hiraeth Viridian kaltblütig einen Dolch in das Herz von Königin Aaliyah van Arietes stieß.

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