Kapitel 10

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Hiraeth

Eine Idiotin war ich, ein verdammter Schwächling! Was hatte mich geritten, als ich in Aaliyah's Zelt eingebrochen war und ihr eine Klinge an den Hals gedrückt hatte, nur um nachher schluchzend vor ihr zu stehen und gestehen, was in meinem Kopf spu...

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Eine Idiotin war ich, ein verdammter Schwächling! Was hatte mich geritten, als ich in Aaliyah's Zelt eingebrochen war und ihr eine Klinge an den Hals gedrückt hatte, nur um nachher schluchzend vor ihr zu stehen und gestehen, was in meinem Kopf spukte? Ich war eine Närrin.

Ich will dich nie wieder sehen. Das waren damals meine letzten Worte an sie gewesen. Ein Versprechen für den Tod. Für eine hasserfüllte Rache.

Doch ich hatte es nicht tun können. Ich hatte begriffen, dass ich ihr nicht mal ein Haar krümmen könnte. Als ich in ihre großen erschrockenen Augen gestarrt hatte, waren meine Knie bereits weich geworden. Ihre Augen hatten Bände gesprochen. Vertrauen hatte aus ihnen gesprochen. Als wüsste sie, dass ich ihr nichts antun würde. Dann hatte ich tiefstes Bedauern in ihnen gesehen und ich hatte es nicht mehr ausgehalten. Das Geräusch, als ich das Messer auf den Boden fallen gelassen hatte, hallte noch jetzt in meinen Ohren wider.

Es war so verdammt dumm von mir gewesen. Was hatte ich gedacht? Einen Attentat auf die Königin zu verüben? Auch wenn ich Aaliyah nie wieder hatte sehen wollen, so wusste ich doch, dass sie die Einzige auf dem arietischen Thron war, die sich kümmerte und der es nicht egal war, was aus ihrem Volk wurde. Gott bewahre, wenn ihre Tante Diane van Solis die Regentschaft übernehmen würde.

Es war wie Kayla gesagt hatte, auch wenn ich es nie wirklich hatte einsehen wollen. Diese Leute sahen eine Anführerin in mir, aus welchen Gründen auch immer. Ich trug Verantwortung. Als eine gute Führerin, die nur das Beste für ihr Volk wollte, musste ich meine Emotionen beiseite schieben, die Zähne zusammenbeißen und mit Aaliyah verhandeln. Wenn wir diesen Krieg gewinnen wollten, mussten wir zusammenarbeiten. Wie Kayla gesagt hatte. Ob es mir nun passte oder nicht.

Heute Morgen war ich bei Sanctus gewesen, nachdem ich die Nacht über kaum ein Auge zugemacht hatte. Sein Zustand wurde immer kritischer. Onyx Herondale hatte seine Hilfe angeboten, die Sanctus dankend angenommen hatte. Ich hoffte, dass es ihm bald besser gehen würde. Ich wusste nicht, ob ich wirklich jetzt schon bereit war, dass Sanctus mich als seine Nachfolgerin auswählen würde. Ich wollte nicht, dass er von uns ging. Das machte mir Angst.

„Wie geht es ihm?"

Ich drehte mich um.

Es war Jane Dearborn. Sie wusch Kleidung in einem Eimer Wasser mit einer Bürste. Ich hatte sie vorher gar nicht bemerkt, als ich in Sanctus' Zelt gegangen war und jetzt an einen Baumstamm gelehnt vor mich hingrübelte.

„Ich frage nur, weil sonst niemand außer dir zu ihm durfte", brummte sie, als ich nicht antwortete.

Ich beschloss, ehrlich zu ihr sein. „Sein Zustand verschlechtert sich."

AALIYAHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt