Kapitel 14

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Aaliyah van Arietes

Vielleicht sollte ich es lassen

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Vielleicht sollte ich es lassen. Wahrscheinlich wäre dem besser so.

Doch ich konnte nicht.

Also folgte ich Hiraeth nach dem Begräbnis des ehemaligen Stammesältesten Sanctus.

Ich war fastziniert gewesen, wie die Beerdigung vonstatten gegangen war. Anstatt Blumen auf sein Grab zu legen, hatten die Bewohner Steine aus Türmen gebaut. Kayla, die erfahrenste Jägerin und Hiraeth's Mentorin, hatte mir erklärt, dass man mit jedem Stein eine Erinnerung, die man mit der verstorbenen Person teilte, ehrte. Hiraeth's Turm ragte am Endes des Tages am höchsten gen Himmel.

Hiraeth hatte schrecklich ausgesehen. Da war so viel Schmerz in ihren Augen gewesen, sodass ich es kaum ertragen konnte. Sie hatte einen innerlichen Kampf mit sich geführt, nicht schwach zu sein und keine einzige Träne zu vergießen.

Denn jetzt war sie Stammesführerin, die Anführerin dieser Leute. Ihre Verantwortung.

Ich wusste nicht, wie man sich unauffällig in einem Dschungel fortbewegte. Der Boden war mir nicht vertraut. Wenn Hiraeth nicht so durcheinander gewesen wäre, hätte sie mich sicher binnen Sekunden gehört. Mochte es auch nur ein leises Knacksen eines Astes sein.

Doch jetzt bemerkte sie nicht, wie ich ihr folgte - und das war auch gut so.

Hiraeth rannte regelrecht durch den Dschungel, ohne ein einziges Mal zu stolpern. Sie schien jeden Stein zu kennen. Ich fragte mich, ob sie ihren Tränen schon freien Lauf gelassen hatte oder ob sie warten würde, bis sie sich ganz sicher war, dass niemand sie sehen würde.

Denn das war es, was wir Anführer taten - wir weinten immer alleine.

Irgendwann, als ich schon fast außer Atem war und mein Kleid an einem Busch voll Dornen hängen geblieben war, hielt Hiraeth an. Sie stützte ihre Hände auf die Oberschenkel ab und schnappte nach Luft. Ich versteckte mich hinter dem Dickicht.

Erst bebte ihr Körper, dann schluchzte sie laut auf und ließ die Staudämme in ihren Augen zusammenbrechen. Ihr Schmerz ließ den ganzen Dschungel erzittern, das Herz ihrer Seele, ihrer Heimat.

Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, mich tatenlos zu verstecken. Ich kam aus meinem Versteck heraus und näherte mich Hiraeth langsam, die bereits auf die Knie gesunken war und wütend ihre Hände in die Erde grub und Gras herausriss, das sie in alle Richtungen warf.

Ein Grasbüschel traf auch mich.

Hiraeth hielt inne. Ihr Kopf wanderte langsam zu mir.

Unbeholfen sah ich sie an.

„Verfolgst du mich?", fragte Hiraeth mit trotziger Stimme und wischte sich die Tränen von der Wange, die jetzt mit Erde beschmiert waren. Sie fühlte sich ertappt.

AALIYAHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt