Wahrlich Verwirrt

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Nach den Weihnachtsferien

Nachdem Ruby am Morgen früh noch eine Weile faul im Bett herumgelegen ist, entschloss sie sich, Minerva zu besuchen. Sie kletterte aus ihrem Bett und griff nach ihrem Stoffhasen.

«Komm mit, Gideon. Wir gehen Tante Minnie besuchen. »

Barfuss tapste sie zur Tür und spähte vorsichtig in den Gang hinaus. Als sie niemanden sah, trat sie heraus und machte sich auf den Weg zu Minerva's Klassenzimmer. Gut gelaunt und mit hüpfenden Schritten lief sie den Gängen entlang und grüsste den verschlafenen Portraits. Sie bog gerade rechts ab und war nicht mehr weit vom Klassenzimmer entfernt, als sie sich plötzlich vor einer kleiner Gruppe Schüler befand. Abrupt verstummte sie und blieb stehen. Die drei Jungs hatten sie noch nicht bemerkt, dafür waren sie zu sehr mit streiten beschäftigt.

«Mann, Charlie. Wieso musst du uns so früh wecken. Du kannst doch auch alleine in die Bibliothek gehen», meckerte ein schwarzhaariger Junge. Der jüngere Rotschopf rollte mit den Augen und zog die anderen beiden weiter.

«Ich verstehe vor allem nicht, wieso ich mitmuss», murmelte der ältere Rotschopf und gähnte.

«Chuck, wir müssen deinen Jetlag loswerden und je früher du wach bist, desto früher wirst du heute Abend wieder einschlafen und wieder in den gewohnten Rhythmus fallen. Und Bill, du bist Vertrauensschüler. Ohne dich darf ich mich erst recht nicht so früh alleine in den Gängen bewegen. «

Der schwarzhaarige Junge - Chuck- verzog das Gesicht. «Mensch, ich hasse es, wenn du recht hast. «

Ein kleines Kichern entkam Ruby und sie hielt sich schnell die Hand vor den Mund. Die drei hatten sie trotzdem gehört und blickten sie irritiert an.

«Ähm. Du solltest nicht ohne Vertrauensschüler in den Gängen herumlaufen», stotterte Bill. Ruby lächelte ihn an.

«Schon okay, ich finde den Weg auch alleine», meinte sie und lief weiter. Die drei erwachten aus ihrer Erstarrung und rannten dem Mädchen hinterher.

"Hey warte! Wir bekommen noch Ärger."

 Als sie aber um die Ecke gingen, konnten sie sie nirgends sehen.

«Wo ist sie hin? », fragte Chuck verwirrt.

«Ich bin noch hier», erklang die belustigte Stimme des Mädchens direkt hinter ihnen. Erschrocken wirbelten sie herum. Chuck hatte einen spitzen Schrei ausgestossen und hielt sich die Hände ans Herz.

«Bei den Göttern. Das Mädchen ist unheimlich», murmelte er. Ruby blinzelte und sah ihn an. Die Zeit schien still zu stehen. Keiner der Jungs traute sich zu bewegen. Obwohl nirgendwo ein Lüftchen wehte, sah das Haar des kleinen Mädchens so aus, als ob etwas hindurchfuhr. Das Lächeln auf ihren Gesichtszügen erstarrte Stück für Stück. Sie sah aus, als sei sie eine Puppe aus Porzellan. 

Nach ein paar Augenblicke des Starrens,- das alle Jungs absolut unheimlich fanden und es sich anfühlte, als ob sie in die Tiefe ihrer Seelen sah- blinzelte  sie ein paar Mal, ehe ihr Gesicht plötzlich bleicher wurde.

«Oh. Das tut mir leid», wisperte sie. Eingeschüchtert wechselten die Jungs einen Blick, ehe sie ihre Augen wieder auf das Mädchen richteten. Ihr Haar sah normal aus und keiner der Jungs traute sich nachzufragen, ob sie das alle gesehen hatten, oder ob es nur Einbildung war. Rubys Kopf war gebeugt und sie spürte, wie kalter Schweiss ihr den Rücken hinunter rann.

Sie hatte ihn gesehen. Als sie diesen Chuck angesehen hatte, sah sie es. Der Tod höchstpersönlich.

«Ähm. Hallo? Kleine? », versuchte Bill ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Er wusste nicht genau wieso, aber dieses kleine Kind war ihm nicht ganz geheuer. Sie sah zwar aus, als ob sie um die acht Jahre alt war, aber irgendwie auch nicht. Sie sah aus wie ein Kind und gleichzeitig wie eine... eine... eine McGonagall.

Er merkte schnell, dass sie nicht reagierte. Da er auf gar keinen Fall die eineinhalb Meter zu ihr überbrücken wollte, rief er weiter. «Kleines Mädchen. Hey. Hallöcheen. Feuer! Werwolf! Ähm. Pfannkuchen. «

Rubys Kopf schnellte hoch mit einem Strahlen auf ihrem Gesicht. Wieder zucken alle Jungs zusammen.

«Essen? Wo? », rief sie aufgeregt und sah sie wissbegierig an, während sie auf ihren Zehenspitzen auf und ab wippte. Verwirrt sahen die Jungs das Mädchen an.

«Mooooment», rief Charlie plötzlich und fuchtelt mit seinen Händen durch die Luft. «Time out. Wartet. Was hat ein achtjähriges Mädchen in Hogwarts zu suchen? », fragt er seine Begleiter. Erst jetzt ging auch ihnen das Lichtchen im Oberstübchen auf. Sie waren so von dem seltsamen Erscheinen des Mädchens so abgelenkt gewesen, dass sie dies völlig übersehen hatten. Eben diese stampfte auf und kreuzte ihre Arme. Sofort hatte sie die Aufmerksamkeit von allen drei.

«Ich bin nicht acht», maulte sie und zog eine Schnute. «Ich bin zehn. «

Charlie musste leicht schmunzelt. Sie sah echt süss aus, wenn sie schmollte.

Ruby seufzte dramatisch auf und verdrehte die Augen.

«Mitkommen», sagte sie und lief davon. Als sich keiner von ihnen rührte, warf sie einen strengen Blick über die Schulter, hielt aber nicht an. Augenblicklich kuschten die Jungs und schlossen schnell zu ihr auf.

«Wie kommt es, dass mich ein zehnjähriges Mädchen Befehle erteilen kann und ich das Gefühl habe, sie kommen von McGonagall höchst persönlich? », flüsterte er seinem grossen Bruder zu. Er und Chuck zuckten ratlos mit den Schultern.

«Wie kommt es, dass du mit einer lebenden Leiche herumläufst? », erwiderte Ruby trocken ohne sich umzudrehen. Bevor Chuck noch protestieren konnte, öffnete sie die Tür zu McGonagalls Klassenzimmer.

«Nein! Was machst du da? », zischte Bill und versuchte sie so leise wie möglich davon abzuhalten, Minerva's Ruhe zu stören. Ruby kümmerte sich aber nicht darum und lief einfach hinein. Während Chuck und Bill bange um ihre Freizeit hatten, linste Charlie neugierig zur Tür herein. Minerva sah gerade von einem Haufen Aufsätze auf und entdeckte das kleine Mädchen. Zur Überraschung der Jungs, hellte sich das Gesicht ihres Professors auf.

«Ruby, Liebes. Wie kommt es, dass du immer so früh wach bist? », begrüsste sie das lächelnde Mädchen.

«Weil ich wusste, dass du schon wach bist», erwiderte Ruby und erntete ein belustigtes Schnauben. «Und ich habe dir noch den Rotschopf mitgebracht. « Verwundert sah Minerva auf und entdeckte drei Köpfe, die sich schnell aus dem Türrahmen zurückzogen. Wieder die Hauslehrerin von Griffindor richtete sich Minerva mit strengen Blick auf und wollte die drei zur Tür hereinbitten, als sich eine kleine Hand um ihre legte.

«Sei ihnen nicht böse. Ich bin ihnen über den Weg gelaufen, als ich vor dem Griffindor Turm vorbeigelaufen bin. Sie wollten nicht, dass ich alleine früh am Morgen unterwegs bin und Ärger bekomme. Deshalb haben sie mich hier herbegleitet» Mit grossen Reh Augen sah Ruby zu Minerva auf. Diese griff sich an die Nasenwurzel und lächelte auf sie herab.

«Ist gut. Nun geh in die Küche. Ich bin mir sicher, dass die Hauselfen sich schon wundern, wieso du noch nicht die Vorräte leergefuttert hast. » Strahlend löste sich Ruby von Minerva's Hand und verschwand wieder zur Tür heraus. «Sie wartet auf euch», sagte sie zum Abschied, ehe sie an den drei Jungs vorbei Richtung Küche lief.

Verwundert sah Charlie dem Mädchen nach. Was für ein eigenartiges Mädchen, dachte er sich, ehe er tief Luft holte und mit Chuck und Bill das Klassenzimmer betrat.

«Danken Sie Ruby, dass sie so ein gutes Herz hat. Andernfalls würde ich Ihnen allen Hauspunkte abziehen, weil Sie während der Nachtruhe in den Gängen waren. Vergessen Sie es, Mister Blackwater. Ich weiss, dass sie gelogen hat», liess sie Chuck gar nicht erst zu Wort kommen. Der schloss seinen Mund wieder und sah zu Boden. «Der einzige Grund, wieso ich Ihnen wirklich keine Hauspunkte abziehe, ist, dass Ruby recht hatte. «

Verwirrt sahen die drei Jungs ihre Hauslehrerin an. «Ich hätte Sie noch rufen lassen», wendete sie sich an einen erstaunten Charlie. «Sie hat uns also allen einen Gefallen getan. «

Woher wusste diese Ruby das?!

Between worlds(Charlie Weasley FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt