Verlust

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Ruby traute sich nicht zu blinzeln. Tränen rannen ihr über die Wangen und ihr Gesicht war zu einer gepeinigten Fratze verzerrt. Egal wohin sie ihren Kopf drehte, sah sie den Tod. Die Geschehnisse begannen sich in ihrem Kopf zu vermischen. Je genauer sie die Menschen ansah, desto weiter verlor sie sich in Panik und verlor den Draht zur Realität. Oder zum Verständnis von Irrwichten. Ein Schrei entwich ihrer Kehle. Sie sah die Zwillinge. Sie sah Bill und kleiner Ron. Sie sah Albus und Minerva. Dann fanden ihre Augen Chuck. Und neben ihm lag Charlie. Ein weiterer Schrei entriss sich ihrer Kehle und sie stürzte zu ihm hinüber. Bei jeder Person an der sie vorbeirannte, brach ihr Herz ein weiteres Mal. Sie wusste, dass sie ebenfalls das Bedürfnis spüren musste, nach ihnen sehen zu wollen. Zu kontrollieren, ob sie sie noch retten konnte. Aber dieses Bedürfnis war nicht da. Und dies erschreckte sie. Neben Charlies leblosen Körper liess sie sich auf die Knie fallen und drehte sein Kopf zu ihr. Unkontrollierbare Schluchzer liessen ihren Körper erbeben und sie strich vorsichtig seine Haare zur Seite. Seine Augen starrten durch sie hindurch ins Leere. Um sie herum schien der Dachboden sich zu verdunkeln. Ein leises Rascheln drang an ihr Ohr. Ein kaltes Grauen kroch ihren Rücken herauf und breitete sich mit einer Gänsehaut über ihren Körper aus. Alle Alarmglocken in ihrem Kopf schrillten und forderten sie auf, aufzustehen. Aber sie konnte nicht. Weinend über Charlies toten Körper gebeugt sass sie und konnte sich nicht bewegen. Erst als die erste Figur nach seinem Bein griff, löste sich ihre Starre und sie zog ihr Messer schneller als je zuvor.

«Nein!», schrie sie auf und hatte die wandelnde Leiche von Albus schneller erstochen als es reagieren konnte. Ihre Trauer verwandelte sich in Kraft die ihr zugutekam. Sie wirbelte herum und nahm den nächsten Zombie in Angriff.

«Du hast uns sterben lassen», sprach Ron, bevor sie seinen Brustkorb durchstach.

«Wegen dir haben sie uns getötet», sprachen Fred und George die sich auf sie gestürzt hatten. Immer noch weinend schlug Ruby um sich. Ein stechen in ihrer tastenden Handfläche liess sie für einen Moment erstarren. Die Zwillinge nutzten dies aus um sie auf dem Boden festzunageln und ihr die Luftröhre abzuquetschen. Ruby schloss ihre Hand um den scharfen Gegenstand und stach damit Fred ins Auge. Mit einem Kreischen liess er von ihr ab. Ein zweiter Schwung gegen seine Kehle liess ihn verstummen.

«Du hast uns getötet!», kreischte George und wich von ihm zurück. Ohne zu zögern hob Ruby wieder zum Stechen an als von neben ihr plötzlich eine Stimme erklang.

«Ridikulus!» Plötzlich war George in einem Hühnerkostüm und gackerte vor sich hin. Ruby erstarrte. Wieder und wieder erklang der Zauberspruch. Albus war plötzlich die Zahnfee und Minerva strauchelte umher wie eine besoffene Katze. Rubys Augen zuckten über diesen Albtraum hinweg. Ihr Blickblieb auf Charlie hängen, der mit erschrockenem Blick auf seine eigene Leiche hinabsah und kein weiteren Ridikulus zustande brachte. Albus drehte sich nun Charlie zu und machte einen Schritt auf ihn zu, um seine Angst zu spiegeln. Ruby warf ihr Messer mit solcher Kraft, dass es die Rückseite seines Schädels durchbrach. Mit einem wütenden Schrei wirbelte sie wie eine Furie zwischen den restlichen Irrwichte umher, tötete sie eins nach dem anderen. Bis nur noch eine übrig blieb. Mit glasigen Augen blieb sie vor Charlie stehen. Bevor sie entschieden hatte was sie tun würde, trat er in Aktion.

«Flipendo!», rief er und schleuderte den letzten Irrwicht zurück in den Kleiderschrank. Hastig überbrückte er die zwei Schritte zu ihr und griff nach ihren Schultern.

«Ruby? Komm schon, Ruby. Es ist vorbei. Es war nicht echt. « als sie nicht reagierte hob er ihren Kopf an und zwang sie ihn in die Augen zusehen. «Ruby, ich bin hier. Ich atme noch. Es ist alles in Ordnung. Das war nur ein Irrwicht. « Sachte strich er ihr ein paar Strähnen aus ihrem bleichen Gesicht.

«Nein», sprach Ruby kaum lauter als ein Flüstern und ihre Augen begannen sich wieder zu fokussieren. Ihr Blick schweifte von seinen fesselnden Augen hoch zu seiner rechten Augenbraue, wo von einer kleinen Narbe durchtrennt wurde. Dann zu seinen verblassten Sommersprossen, die sich über die Mitte seines Gesichts verteilten hinunter zu seinem Kinn mit der silbernen Narbe eines grossen Kratzers bis sie wieder hochschossen um sein starrer Blick zu erwidern. Die Taubheit verflüchtigte aus ihrem Körper und sie spürte, wie sie am ganzen Körper zitterte.

Between worlds(Charlie Weasley FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt