POV: Simon
Simon drängte sich durch die Tür, an einer Krankenschwester vorbei, die gerade Wilhelms Zimmer betreten wollte. Und wieder einmal konnte er es nicht fassen. Zurückgestoßen zu werden, war etwas, was er nicht verdiente. Er hatte es die ersten paar Male nicht verdient und jetzt auch nicht. Auf der einen Seite verstand er, dass es schwer für Wille sein musste, die Wahrheit zu sagen, doch andererseits hatte er ihm doch versichert, dass er jetzt bereit war, denn er liebte ihn. Natürlich war es aber nicht so einfach, wie Simon gehofft hatte und erneut war er in die Höhen und Tiefen mit hinein gerutscht. Es hatte einen riesigen Nachteil, mit dem Kronprinzen von Schweden zusammen zu sein, doch für Simon war seine Liebe wichtiger als alles andere. Er wollte über das Problem hinwegsehen, aber es lag nicht in seiner Hand. Verletzt und voller Wut musste Simon auf dem Weg nach draußen mit den Tränen kämpfen. Seine Emotionen wurden immer stärker, sodass sie letztendlich ihren Weg an die Oberfläche fanden und so sehr er sich auch dagegen wehren wollte, er konnte es nicht aufhalten.
Plötzlich blieb er stehen. „Simon, geht's ihm gut?" Von einem der Stühle am Eingang des Krankenhauses sprang Fynn auf. Er hatte wohl gewartet, bis Simon wiederkam. Angespannt stand er nun vor ihm und wartete auf eine Antwort. Doch jetzt gerade wollte Simon nicht reden. Mit niemandem. Er wollte einfach nur alleine sein und so brachte er auch keinen Ton hervor. Stumm nickte er Fynn zu und ging, ohne zu überlegen, an ihm vorbei. Diese Beziehung war ihm gerade einfach nicht wichtig genug. Es spielte keine Rolle, ob Fynn da war oder nicht. Simon wollte nur bei Wilhelm sein. Viel mehr hatte er es bis vor ein paar Minuten gewollt, denn jetzt war es sinnlos. Solange sich Wille nicht für ihn entscheiden konnte, verschwendete Simon nur Zeit, um auf etwas zu warten, was im Endeffekt niemals funktionieren durfte.
„Hey, Simon", er drehte sich kurz um, damit er hören konnte, was Fynn zu sagen hatte. „Soll ich dich denn nicht nach Hause fahren?" Entschlossen verneinte er und erklärte: „Ich nehm den Bus." Dabei sah Fynn ziemlich verwirrt aus. Er schien nicht zu verstehen, dass er gerade etwas sehr Besonderes zerstört hatte. Es war zwar nicht nur seine Schuld, denn am Ende lag es wohl doch an Wilhelms Familie, doch trotzdem hatte er etwas getan, was die Beziehung zwischen Simon und Wille in Gefahr gebracht hatte. Und vielleicht war die Sache noch nicht zu Ende. Dadurch dass sie nicht wirklich darüber geredet hatten, war sich Simon unsicher, ob Wilhelm überhaupt verstand, dass ihm die Treffen mit Fynn nichts bedeutet hatten. Zumindest nicht so, dass er einen Kuss mit ihm gewollt hätte. Er wollte ihm nie so nahe kommen und er wollte auch nie mehr als Freundschaft oder lange Gespräche am Abend. Oder einfach mal nur Stille, während sie nebeneinander her liefen. Irgendwie hatte es ihm ja gut getan, aber sein Herz hing an Wilhelm und daran konnte Fynn auch nichts ändern.
Als Simon draußen stand und auf seinen Bus in Bjärstadt wartete, tippte er eine Nummer in sein Handy ein. „Hey, Ayub. Ist Rosh bei dir?" Er holte tief Luft um sich zu beruhigen. „Was macht ihr? Ich komm zu euch, ja?" Ayub stimmte ihm zu und Simon wusste genau, wo er jetzt hin wollte. Auch wenn er gerade noch gedacht hatte, alleine zu sein, wäre am Besten für ihn, war es vielleicht doch nur die einfachste Lösung. Er musste jetzt mit jemandem reden, denn gerade hatte er das Gefühl, alles um ihn herum würde zusammenbrechen. Immer noch wütend wischte sich Simon die Tränen aus dem Gesicht und stieg in den Bus.
Ein paar Minuten später stand er auch schon vor Roshs Haustür. Der Abend war irgendwie wie immer, aber irgendwie auch nicht. Simon war wieder nicht bei der Sache und in letzter Zeit fiel es ihm oft schwer, das zu verhindern. Sein Leben zog an ihm vorbei und obwohl er mittendrin steckte, fühlte es sich an, als würde er alles nur von außen beobachten. In ihm herrschte völlige Leere.
„Gibst du mir mal ein Stück Pizza?" Rosh versuchte mit Simon zu sprechen, doch zunächst blendete er es einfach aus. Sie fragte erneut nach. „Hallo! Simon?" Diesmal klang sie ungeduldiger. Auf einmal wurde er zurück in die Realität geholt. „Was?" Rosh zeigte mit dem Finger in Richtung Pizza und Simon gab ihr ein Stück. „Was ist denn heute los mit dir? Alles okay?" In ihrer Stimme konnte man hören, dass sie besorgt war. Simon nickte, denn er wollte seine Freunde nicht verunsichern. In den letzten Wochen mussten die Beiden viel mit ihm durch machen. Sie wussten von den Aufs und Abs mit Wilhelm und davon, dass Simon ihn nicht loslassen konnte. Doch sie versuchten immer wieder, ihn von der ganzen Sache abzulenken. Von Fynn wussten sie jedoch nichts und das sollte auch erstmal so bleiben. Simon wollte keine unnötigen Diskussionen erzeugen, denn wenn er ihnen jetzt von ihm erzählt hätte, hätten sie wahrscheinlich versucht, ihn von Treffen mit ihm abzuhalten, doch Simon war sich sicher, dass er genau wusste, was er tat. Er wollte in nächster Zeit sowieso nicht mehr so viel Zeit mit Fynn verbringen. Daher sah er keinen Grund darin, das Thema bei seinen Freunden anzusprechen.
Plötzlich klingelte Simons Handy und sein Bildschirm leuchtete hell auf. Im Kopf las er, was auf der Anzeige stand: „Fynn" Eigentlich wollte er die Nachricht nicht öffnen. Am liebsten hätte er sie sogar gelöscht. Gerade hatte er sich selbst noch gesagt, es wäre falsch, auf Fynn einzugehen, doch dieser Gedanke kämpfte gegen einen anderen: „Es ist nur Freundschaft, nicht mehr." Sein Herz klopfte immer schneller und Simon atmete ein Mal tief ein und wieder aus, doch zum Glück spielten Rosh und Ayub Videospiele, sodass sie nichts von seiner Unsicherheit bemerkten. Für kurze Zeit konnte er ungestört über seinen nächsten Schritt nachdenken. Sollte er die Nachricht öffnen und wenigstens nachsehen, was los war? Es konnte eigentlich nicht so falsch sein, denn noch passierte ja nichts. Also tippte Simon die Nachricht an und las sie. „Können wir reden? Es ist wirklich wichtig!" Simon war beunruhigt, nachdem er seine Worte gelesen hatte. Es hätte ihm klar sein müssen, denn er schaffte es einfach nicht, die Aufregung in sich abzuschalten, wenn er auf Fynn traf. Zumindest in den meisten Fällen. Wieder musste er sich sammeln und erst danach konnte er ihm antworten. Noch war er sich nicht sicher, ob er die richtige Entscheidung traf, aber es wirkte noch ziemlich harmlos auf ihn. Vielleicht hatte Fynn nur vor, sich zu entschuldigen. „Treffen wir uns vor deinem Haus?", schrieb Simon ihm zurück.
Plötzlich sprang er auf. „Ich muss jetzt gehen." Ayub und Rosh sahen ihn verwirrt an. „So früh?" „Ja, muss nach Hause." Bei der Erklärung kratzte sich Simon am Hinterkopf und er hoffte, dass seine Freunde nicht bemerkten, dass er nicht die Wahrheit sagte, denn sie kannten ihn schon sein ganzes Leben lang und wahrscheinlich wussten sie genau, wann er log. Normalerweise hatten sie keine Geheimnisse voreinander, doch diese Sache kam Simon einfach unwichtig vor. „Sehen wir uns morgen?" „Klar. In der Schule auf jeden Fall." Mit einem schlechten Gewissen verabschiedete er sich und lief nach Hause.
„Okay", las er unterwegs auf seinem Handy. Fynn hatte ihm gerade geantwortet, also würde er wohl an seiner Haustür stehen, wenn Simon gerade ankam. Auf dem Weg spürte er ein leichtes Kribbeln im Bauch, doch nicht aus Liebe, sondern bloß aus Aufregung. Er hoffte, es würde nur um eine Entschuldigung gehen, doch je näher er der Sache kam, desto mehr Angst verspürte er.
DU LIEST GERADE
Young Royals Staffel 2
FanfictionHier schreibe ich eine mögliche Fortsetzung der ersten Staffel von YOUNG ROYALS. Ich hoffe euch gefällt meine Idee für die Love story zwischen Simon und Wilhelm!