POV: Simon
Simon kam mit langsamen Schritten immer näher an sein Ziel heran. Aus der Ferne konnte er nur Fynns Umrisse erkennen, denn inzwischen wurde die Umgebung von Dunkelheit beherrscht. Dieser saß auf der Treppe vor seiner Haustür und starrte ins Leere. Er schien auf Simon zu warten, mehr war jedoch nicht zu erkennen. Die Atmosphäre hatte etwas geheimnisvolles und außerdem hatte er immer noch keine Ahnung, worum es in dem Gespräch gehen sollte. Natürlich hoffte Simon auf eine Entschuldigung, doch wirklich sicher war er sich nicht. Plötzlich spürte er, wie das Herz in seiner Brust immer schneller und schneller schlug. Wo kam diese Aufregung her? Simon wusste genau, dass er nichts für Fynn empfand, trotzdem verlor er die Kontrolle, wenn er in seiner Nähe war. Das hier war falsch. Es war so falsch, wie heute auf dem Fußballplatz und gestern beim Spaziergang. Aber wenn es nicht richtig war, wieso entschied sich Simon dann wieder und wieder dafür, sich auf Fynn einzulassen? Vielleicht lag es an Wilhelms Zurückweisung und daran, dass er wusste, dass er niemals Fynns Geheimnis sein würde. Es gäbe kein Hin und Her der Gefühle und auch keine Unentschlossenheit. Doch trotz all dieser Gründe war Simon nicht bereit, Wille aufzugeben. Er würde es auch nie sein. Wenn er eins wusste, dann dass er für ihre Beziehung kämpfen musste.
Gerade als Fynn ihn erkannt hatte, sprang er auf und ging auf ihn zu. In seinen Gesten machte sich Nervosität bemerkbar. Nacheinander kratzte er sich am Hinterkopf, fuhr sich durch seine Haare und steckte dann seine Hände in die Hosentasche - wahrscheinlich um sie von weiteren unkontrollierbaren Bewegungen abzuhalten.
„Hey, Simon. Schön dich zu sehen", brachte er als erstes hervor und brach damit eine kurze Stille. Simon fiel auf, dass Fynn versuchte, ganz offen und cool zu wirken, doch hinter dieser Fassade steckte eine Menge Unsicherheit. Er kannte dieses Gefühl. Eigentlich ist man viel in Gedanken und glaubt, nicht gut genug zu sein, oder man hat Angst vor etwas, doch sobald man mit jemandem spricht, verbirgt man diese Gedanken und versucht, so sicher und selbstbewusst auf sein Gegenüber zu wirken, wie möglich. Das Problem war dann nur, dass Simon dabei seine Gefühle in sich hineinfraß und er wusste, es war falsch, immer stark rüberkommen zu wollen, doch er glaubte, dass alles andere keinen Sinn ergab.
Hätte er anderen Menschen immer gezeigt, wie er sich wirklich fühlte, dann wäre vieles anders verlaufen, da war er sich sicher.
„Was ist los? Wieso wolltest du mich sehen?" Simon konnte Fynn nicht einmal hallo sagen, denn er dachte die ganze Zeit daran, dass es falsch war, hier zu sein. So schnell wie möglich wollte er das Gespräch hier beenden und sich dann von ihm fern halten, um sich nur noch auf Wilhelm zu konzentrieren. Auch wenn er wusste, dass es Fynn wichtig war, dass sich die beiden unterhalten konnten, wollte er bloß verschwinden. Irgendwie tat es ihm leid, denn er mochte ihn ja, aber an seinen Gefühlen konnte Simon auch nichts ändern. Er war verliebt in Wille und das wusste Fynn, er hatte es ihm doch erzählt. Doch wieso hielt er sich dann nicht fern von Simon? Offensichtlich mochte er ihn ziemlich gerne und nicht nur freundschaftlich.
Plötzlich riss Fynn ihn aus seinen Gedanken, indem er ihm direkt sagte, was er auf dem Herzen hatte: „Weißt du, bevor ich in diese kleine Stadt gezogen bin, war ich in einer sehr toxischen Beziehung. Mein Umzug war mein Ticket in die Freiheit. Es ist mir schwer gefallen, ihn gehen zu lassen, schließlich haben wir uns drei Jahre lang gedatet und ich war so verliebt, wie nie zuvor. Dieses Gefühl in mir wollte ihn festhalten und leider kamen die negativen Gefühle dagegen nicht an. Er war nicht gut zu mir, doch ich habe ihn nie weggestoßen, das konnte ich einfach nicht." Simon wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Fynns Vergangenheit klang sehr emotional und kompliziert, doch er verstand nicht, was das jetzt mit ihm zu tun hatte.
Kurz machte Fynn eine Pause und atmete tief ein und wieder aus, bevor er weiter sprach.
„Was ich sagen will, fällt mir nicht leicht, denn ich will dich nicht verletzen, aber vielleicht ist es wichtig, dass du das hörst. Ich glaube, dass deine Beziehung mit Wilhelm dir genauso wenig gut tut, wie mir meine damals. Klar, es ist nicht das gleiche Szenario und die Umstände sind etwas anders, aber du merkst selbst doch auch, wie Wilhelm dich verletzt. Er stößt dich weg und das, obwohl er dir vorher Hoffnungen macht. Und das passiert immer wieder."
„Warte, warte. Nein, das ist nicht fair." Simon wurde wütend, als er Fynns zuhörte. Was gab ihm das Recht, so über seine Beziehung mit Wille zu urteilen? Es war in keiner Weise das Gleiche, wie bei ihm. Wilhelm tat ihm gut und auch wenn es manchmal kompliziert war, das würden sie schon wieder hinbekommen. Ja, manchmal wurde er von ihm enttäuscht und weggestoßen auch, aber wenn er sich erstmal geoutet hatte, konnten sie vielleicht endlich zusammen sein. Dann würden sie glücklich werden und es gab keine Unsicherheiten mehr.
„Fynn, ich kämpfe für Wilhelm, denn er ist mir sehr wichtig und wenn du glaubst, du kannst mich davon abhalten, weil du uns auseinander bringen willst, dann liegst du falsch!" Auf einmal wirkte Simons Gegenüber schockiert. „Was? Nein! Wie kommst du darauf, dass ich euch auseinander bringen will. Ich will doch nur, dass du glücklich bist und erst einmal darüber nachdenkst, ob Wilhelm dich überhaupt glücklich macht. Ich glaube einfach, dass seine Unsicherheit gegenüber seiner Liebe zu dir sehr gefährlich werden kann, denn wenn du dir sicher bist und er nicht, dann wirst du vielleicht noch verletzt. Natürlich ist es immer irgendwie kompliziert und die perfekte Beziehung existiert nicht, aber denkst du nicht, ein bisschen Abstand tut euch gut?", versuchte Fynn einfühlsam zu erklären. Dieser "Tipp" gefiel Simon gar nicht. Niemand wusste besser, was gut für ihn war, als er selbst. Und schon gar nicht jemand, den er erst seit ein paar Tagen kannte. Er konnte selbst entscheiden, ob er Abstand von Wille brauchte, oder nicht und gerade war er sich eben unsicher, wie es weitergehen sollte. Doch auch wenn das zwischen ihnen schwer zu erklären war, es war wunderschön. Andere konnten das nicht verstehen, denn sie fühlten nicht, was Simon und Wilhelm fühlten, aber es war echt.
„Bitte, hör auf, mir zu sagen, was richtig für mich ist. Ich verlange nicht von dir, dass du verstehst, was zwischen mir und Wilhelm ist. Ich weiß, dass nur er und ich das können, aber bitte, halt dich da einfach raus. Ja, ich hab dir viel über unsere Situation erzählt, weil ich jemanden zum Reden gebraucht hab, aber das gibt dir immer noch nicht das Recht, mir zu sagen, wie ich mich verhalten soll. Ich dachte, wir könnten gute Freunde werden, aber wenn du mich von Wille fern halten willst, dann hab ich mich geirrt. Du darfst keine Entscheidungen für mich treffen! Das ist jetzt auch keine Bitte mehr." Und ohne auf eine Antwort von Fynn zu warten, drehte sich Simon um und ging auf sein Haus zu. Er konnte ihn nicht mehr ansehen, denn plötzlich füllten sich seine Augen mit Tränen. Am Ende von dem, was er gerade gesagt hatte, wurde seine Stimme immer zittriger und sein Körper immer unruhiger. Es fiel ihm schwer, über Wilhelm nachzudenken, denn im Grunde hatte Fynn Recht mit dem, was er über das Wegstoßen und Verletzen gesagt hatte, doch das wollte er sich nicht eingestehen. Seine Liebe war zu groß, um jetzt aufzugeben. Es durfte nach dem Krankenhausbesuch nicht einfach zu Ende sein, nein. Im Gegenteil, es war erst der Anfang.
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Young Royals Staffel 2
FanfictionHier schreibe ich eine mögliche Fortsetzung der ersten Staffel von YOUNG ROYALS. Ich hoffe euch gefällt meine Idee für die Love story zwischen Simon und Wilhelm!