POV: Wilhelm
Der nächste Morgen kam viel zu früh. Wilhelm wachte auf, als jemand an seiner Tür klopfte. Er rieb sich müde die Augen und als er sie wieder öffnete - „Felice, was machst du denn hier?" „August hat mich gebeten, dich fürs Rudertraining zu rufen." Auch wenn Wille August aus dem Weg gehen wollte, war er immer überall. Selbst im Kreis seiner Familie und das obwohl er ihm schon gesagt hatte, dass August nicht mehr zu seiner Familie gehörte. Wie konnte er sich überhaupt noch trauen, Wilhelm anzusprechen, nach allem was er getan hatte. Es war schwer zu übersehen, dass Wilhelm Felice nicht richtig zuhörte. Sie begann erneut, mit ihm zu reden: „Außerdem wollte ich dir noch sagen, dass ich froh bin, dass du wieder am Hillerska bist. Die zwei Wochen ohne dich waren ganz schön langweilig." Wille sah einen kurzen Augenblick lang zu ihr hoch und senkte dann sofort wieder seinen Kopf. „Danke, Felice." Er hätte jetzt sagen können, dass er nicht hier sein wollte, doch auch Zuhause wollte er nicht mehr sein. Wo er eigentlich sein wollte, war nicht für alle sichtbar, doch er selbst wusste ganz genau, dass es nur einen richtigen Ort für ihn gab. Und es gab nur eine Person, die davon wissen sollte. Vorm Rest der Welt wollte sich Wille verschließen. Es gab keinen Grund, Felice zu erzählen, dass er sich hier absolut unwohl fühlte, denn er hatte sie schon genug verletzt und er wusste genau, dass es sie nun wieder verletzten würde, wenn er ihr die Wahrheit sagte. Wilhelm stand auf und gab Felice zu verstehen, dass er sich jetzt umziehen musste. Sie verschwand im Flur.
Beim Training sprach Wille mit niemandem. All diese leeren Gespräche ergaben einfach keinen Sinn. Auch wenn er körperlich anwesend war, konnte sich sein Kopf nicht dazu überwinden, in der Realität zu denken. Das Rudern war nie das gewesen, was ihm Spaß gemacht hatte, doch mit Simon war es anders. Als sie zusammen trainiert hatten, hatte Wilhelm ihn die ganze Zeit nur angesehen. Er bewunderte seine Bewegungen, seine Blicke und die positive Energie, die er ausstrahlte, selbst bei alltäglichen Dingen. Zu gerne wollte er Simon nun vor sich sehen, doch schnell bemerkte er, dass er nur geträumt hatte.
Etwas später nahm Wilhelm sein Handy aus der Tasche und sah sich erneut den verpassten Anruf an. Seufzend rieb er sich mit seiner Hand durchs Gesicht und nahm all seinen Mut zusammen. „Du schaffst das, Wilhelm. Du bist der Kronprinz, du bist stark", redete er sich ein und wählte Simons Nummer, die er nun auswendig konnte. Zitternd hielt er sein Handy ans Ohr. Wilhelm spürte mehr Nervosität, als je zuvor. Es fühlte sich an, als würde ein Blitz durch seinen ganzen Körper schießen. Was sollte er bloß sagen, wenn er Simons Stimme zum ersten Mal seit zwei langen Wochen wieder hörte? In diesem Moment bemerkte Wille, dass er nicht nachgedacht hatte, bevor er ihn angerufen hatte. Es klingelte und klingelte und als nichts weiter passierte, legte Wilhelm sein Handy weg. Enttäuscht setzte er sich auf die Bank, neben der er die ganze Zeit gestanden hatte. Draußen vorm Internat war zu dieser Zeit niemand und wieder war Wilhelm alleine. Alleine und einsam. Dabei kam ihm plötzlich eine Idee. Er konnte es nicht dabei belassen, dass sie sich gegenseitig anriefen und nicht abhoben. So konnte es nicht weitergehen. Wenn Wille wirklich mit Simon reden wollte, musste er etwas unternehmen. Erneut tippte er etwas in sein Handy, doch diesmal war es die Nummer seines Chauffeurs. „Könnten Sie mich bitte am Hillerska abholen, ich muss etwas sehr wichtiges erledigen. Und bitte sagen Sie meinen Eltern nichts davon." Er bestätigte Wilhelms Vorhaben und nach einigen Minuten kam der Wagen am Internat an. Wille stürmte ins Auto, denn er konnte es kaum erwarten, Simon endlich wiederzusehen. Natürlich hatte er keine Ahnung, wie er reagieren würde, wenn sie plötzlich voreinander stehen würden. Aber alleine der Gedanke an Simons Lächeln, ließ sein Herz tausendfach schneller schlagen. Wilhelm spürte seine Aufregung im ganzen Körper.
Er sah aus dem Fenster. Bjärstadt. Nichts hatte sich verändert seit er das letzte Mal hier gewesen war. Er erinnerte sich genau an den Fußballplatz, denn er würde wohl nie vergessen, was dort geschehen war und ein paar Straßen weiter bekam Wilhelm ganz plötzlich Bauchschmerzen. Hier kam der Wagen zum stehen. Der Chauffeur sah in den Rückspiegel und nickte ihm unauffällig zu. „Vielen Dank! Sie brauchen nicht zu warte, ich komme schon zurecht." Bevor sein Fahrer überhaupt antworten konnte, war Wilhelm auch schon aus dem Auto gestiegen und stand vor Simons Haustür.
Er nahm dreimal tief Luft, um sich zu Sammeln, dann klingelte er an der Tür.
Immer noch hatte Wille keine Ahnung, was er jetzt sagen würde. In dem Moment, als sich die Tür öffnete, blieb sein Herz stehen. All seine Gedanken setzten aus und plötzlich war in seinen Augen nur noch Enttäuschung zu sehen.
Nicht Simon stand vor der Tür, sondern Sara. „Wilhelm, ich hätte dich hier nicht erwartet", sie stand vollkommen perplex an der Haustür. Wilhelm konnte nicht klar denken. Alles was er herausbrachte, war: „Wo ist er?" Verständnislos sah Sara ihn an. „Wo ist Simon", sprach Wille weiter, diesmal klang seine Stimme lauter und fordernder. „Er ist nicht da. Vor ungefähr einer Stunde ist er aus dem Haus gegangen." Als Sara seine Überforderung und Enttäuschung sah, setzte sie ihren Satz fort. „Ich denke du findest ihn am Fußballplatz. Er ist fast jeden Abend dort." „Danke, Sara", erwiderte Wilhelm und ging mit schnellen Schritten auf den Platz zu. Ohne Nachzudenken führte ihn sein Körper, fast wie von allein, zu dem Ort, an dem er Simon vermutete. Wilhelm konnte es kaum erwarten und er konnte schon das Tor sehen, durch das er gleich gehen würde und plötzlich musste er lächeln, wie seit Wochen nicht mehr. Im Näherkommen konnte er Simons Stimme hören und sein Lachen, das Wille so liebte. Seine Gefühle waren in diesem Moment unbeschreiblich. Gleich konnte er ihn sehen, ihn umarmen und er wusste, es würde sich für einen kurzen Augenblick so anfühlen, als wäre alles perfekt.
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Young Royals Staffel 2
Fiksi PenggemarHier schreibe ich eine mögliche Fortsetzung der ersten Staffel von YOUNG ROYALS. Ich hoffe euch gefällt meine Idee für die Love story zwischen Simon und Wilhelm!